Kolumne: Allein, allein

Erstellt von Benny Epstein |
Zurück

Wippen, bowlen, Kontrolleure ärgern – was man alles man ohne Begleitung tun sollte. Acht Tipps.

So, der Sommer ist vorbei. Und damit auch jene Zeit im Jahr, zu der sich das Freizeit-Programm quasi selbst gestaltete. Eincremen, Badetuch und Lesestoff fassen, ab in die Badi. Nun werden die Tage kühler und kürzer. Es gilt Pläne zu schmieden, um die Zeit sinnvoll zu nutzen.
Einfacher gestaltet sich dies, wenn man zu zweit ist. Als Paar, als Freundinnen oder Kumpels lässt sich so vieles gemeinsam machen. Was aber, wenn du ganz alleine bist? Gerne schenke ich dir hier ein paar Ideen. Einige davon bedürfen einer Portion Überwindung.
1.    Gehe alleine ins Restaurant. Nicht in die Dorf-Chnelle, wo so manch einer ohne Begleitung an seinem Cordon bleu kaut, sondern ins trendige Restaurant, in das zumeist nur Pärchen oder Gruppen einkehren. Zu Beginn wird die Hemmschwelle hoch sein, die ersten Minuten eine Qual. Dann wird’s gemütlich. Nur du und die volle Konzentration aufs Essen, den Wein und das Lokal. Für Fortgeschrittene: Handy weg.
2.    Besuche das Kino alleine. Nicht die Matinee oder das Lunch-Kino, sondern die Vorstellung am Samstagabend. Nicht im Arthouse-Kino, in dem der Solo-Besuch als Zeichen der Intellektualität gewertet wird, sondern ins Corso am Bellevue. Der reinste Horror beim Anstehen. Kaum wird es dunkel, bist du der Glückliche. Die XL-Popcorntüte gehört dir ganz alleine.
3.    Manchmal, wenn du beim Bowlen wieder mal fürchterlich daneben zielst und deine Kugel der Rinne entlang rollt, dann nervst du dich doch so, dass du nun so lange warten musst, ehe du wieder zeigen kannst, welch treffsicherer Spieler du doch bist. Miete also eine Bowling-Bahn nur für dich alleine. Du wirst gewinnen, keiner lacht über deinen hölzernen Armschwung und die fehlende Balance, keiner nimmt dir ständig deine Lieblingskugel weg. Für Mutige: Tu es am Wochenende so gegen 20 Uhr.
4.    Ein weiteres Spiel, das du mal alleine spielen solltest, wenn sich die Gelegenheit ergibt, ist Monopoly. Endlich kontrolliert dich keiner, wenn du fünf statt vier Tausendernoten aus der Bank holst, auch kannst du ungeniert nur fünf statt der gewürfelten sechs Felder vorrücken. Diesmal merkt es garantiert niemand. Auch streitet ausnahmsweise keiner mit dir um dein geliebtes Rössli als Spielfigur.
5.    Für mutige Outdoor-Freaks empfehle ich den Gang auf den Spielplatz ohne Begleitung. Dort setzt du dich auf die Wippe (Züridüütsch:
Gigampfi). Ist ein bisschen bitter, aber dein imaginärer Freund ist deutlich leichter als du. Da wird nicht viel passieren, obwohl du immer wieder zum Wippen ansetzt. Ja, das ist fast noch schlimmer, als mit dem imaginären Freund ins Restaurant zu gehen.
6.    Hier mal wieder ein echt gut gemeinter Tipp: Schmuggle dich in eine Vorlesung an der Uni. Schnapp dir einen Platz im Hörsaal. Hast du Glück, kriegst du tatsächlich eine spannende Lektion erteilt. Falls nicht, blicke interessiert nickend nach vorne und behalte ein, zwei wichtig klingende Sätze im Kopf. Man weiss nie, wann man wieder was Gescheites von sich geben muss. Für Profis: Streck den Zeigefinger in die Höhe und stell, wenn dich der Dozent drannimmt, eine Frage. Von «Wie geht es Ihnen heute so?» bis zu «Kommt das an der Prüfung?» ist alles gestattet.
7.    Wie wäre es mit «Dinner for One» am nächsten Silvester? Den Schwarzweiss-Klassiker mit dem 90. Geburtstag von Miss Sophie schaue ich mir an jedem 31. Dezember im TV an. Höchste Zeit, das Original zu Hause nachzuspielen. Aus trinktaktischen Gründen empfehle ich, die Rolle des Butler James zu übernehmen.
8.    Zuletzt mein Lieblingstipp. Bitte nur umsetzen, wenn dir wirklich langweilig ist. Und nur, wenn du wirklich alleine bist. Such dir eine tolle S-Bahn-Strecke aus. Wenn der Kontrolleur fast schon bei dir ist, rennst du davon. Lauf durch den ganzen Waggon. Wenn möglich, immer weiter. Bis du eingeholt und gestellt wirst. Dann holst du dein gültiges Ticket aus dem Portemonnaie hervor. Macht grausam viel Spass. Für Könner: Verkneife dir das Lachen.

Benny Epstein ist Journalist und lebt in Wollishofen. Den letzten Tipp kennt er nur vom Hörensagen.