Kolumne: Leben mit Corona

Erstellt von Theresia Weber-Gachnang |
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Bald jährt sich der Covid-19-Lockdown ein erstes Mal. Wer hätte vor einem Jahr geahnt, welches die Folgen sein würden? Der Bundesrat hat Mitte März 2020 eine Notverordnung erlassen, Geschäfte, Restaurants und Schulen geschlossen und den ÖV heruntergefahren. Kulturelle Angebote wurden eingestellt und Home­office verordnet. Dieser Vorgang ist ­beispiellos und seit zehn Monaten versuchen wir, uns so gut wie möglich und mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln über Wasser zu halten. Die Hoffnung auf Besserung wurde im Herbst mit der zweiten Welle wieder zerstört – die Festtage 2020 und der Jahreswechsel werden in die Geschichte eingehen. Wir wurden aufgefordert, alleine oder im kleinen Familienkreis zu Hause zu feiern, ohne Verwandtschaft, ohne grosse Bankette und mit geschlossenen Restaurants. Im Gegensatz zum letzten Frühling ist das Virus aktuell viel näher.

Am 9. Januar sind es 477 983 Fälle, 7583 Verstorbene und 317 600 Personen, die wieder genesen sind, wenn man Google zum Thema «Corona in der Schweiz» befragt. Ob diese Zahlen nun richtig erhoben und vergleichbar sind, ist weniger bedeutend, als dass hinter ihnen zum Teil ganz schwere Einzelschicksale liegen. Fast alle kennen jemanden, der oder die positiv getestet worden ist, und viele haben liebe Angehörige verloren. Wie gehen wir damit um? Von den Verstorbenen konnte man kaum würdig Abschied nehmen. Umso mehr möchte man nahe bei den Erkrankten sein. Sind die Liebe und die Verbundenheit zu diesen Personen stärker als die Vernunft? Schaffen wir es, Vorsichtsmassnahmen auch gegenüber unseren Nächsten einzuhalten? Distanz und Quarantäne gehören bald zur Tagesordnung – bereits werden Masken im ÖV für jede künftige Grippesaison diskutiert. Nur, fehlende Nähe und Einsamkeit können auch zu Krankheiten führen – auf beiden Seiten. Neben dem Händewaschen, der Distanzregel und der Maskenpflicht stehen uns zum Glück einige elektronische Hilfen zur Verfügung. Telefon und Computer geben uns die Chance, mit unseren Liebsten in Kontakt zu treten, sie zu sehen und mit ihnen zu sprechen. Vielleicht sollten wir auch wieder einmal einen ganz normalen Brief schreiben oder ein Überraschungspäckli machen? Vor allem für Leute, die weder Computer noch Handy haben, ist das Gold wert. Auch allen anderen helfen solche kleinen Freuden in dieser einsamen und schwierigen Zeit. Im neuen Jahr hoffe ich mit Ihnen auf Besserung und wünsche allen gute Gesundheit, viel Kraft und alles Gute.

Theresia Weber-Gachnang ist Präsidentin der Zürcher Landfrauenvereinigung, im Vorstand des Zürcher Bauernverbands und des Gewerbeverbands Bezirk Meilen. Sie engagierte sich von 1999 bis 2018 für die SVP im Kantonsrat und präsidierte diesen 2015/16.