Kommentar: Das gab es nicht mal in der DDR

Erstellt von Thomas Hoffmann |
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Im kühlen Herbst und mit Corona-Vorschriften kann man es sich fast nicht vorstellen: dicht gedrängte Menschenmengen auf den Wiesen der Freibäder und in überfüllten Schwimmbecken. Doch das könnte in der Stadt Zürich zum alltäglichen Bild werden, nicht nur an Hitzetagen. Der Gegenvorschlag zur Volksinitiative «Sportstadt Züri», über den wir am 29. November abstimmen, will, dass alle gratis die Frei­bäder der Stadt benützen dürfen. Alle. Das gab es nicht einmal in der kommunistischen DDR.

Zwar gibt es freie Eintritte in manchen See- und vielen Flussbädern, aber im rot-grünen Zürich will man dies selbst für attraktive Badis mit Wellen­becken und Rutschen. Und nicht nur für Leute aus der Stadt. Wallisellerinnen können gratis ins Quartierbad Auhof in Schwamendingen, Schlieremer setzen sich ins Tram 2 und drängen in die Letzibadi. Die Sicherheit von Kindern in den vollen Schwimmbecken ist nur eines der Probleme, die sich dann stellen.

SP, AL und Grüne wollen die sportliche Aktivität fördern, speziell von Personen in bescheidenen finanziellen Verhältnissen. Aber dafür braucht es den Gegenvorschlag nicht. Freibäder sind bereits stark subventioniert. Und Menschen aus bescheidenen finanziellen Verhältnissen können eine Kultur-Legi beantragen. Damit erhält man 50 Prozent Rabatt auf Eintritte in Hallen- und Freibäder sowie Kunsteisbahnen – sofern man in der Stadt Zürich wohnt. Und mit dieser Karte kann man auch vergünstigt in den Zoo. Oder ins Museum.

15 Millionen weitere Gründe, die gegen diese Sportstadt-Vorlage ­sprechen, lassen sich in einem Satz sagen: Man kann die 15 Millionen Franken, die das jedes Jahr kostet, weit sinnvoller aus­geben. Nicht nur in Corona-Zeiten.

Thomas Hoffmann, Redaktionsleiter