Kosaken, Monster, Berserker

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Am Sonntag, 10. April, folgt man in Seebach spannenden Spuren aus Vergangenheit und Gegenwart. An zehn Haltestellen bietet das Team des Bücherraums F Wissenswertes, Amüsantes und Erhellendes.

Als Oerlikon noch ein Industriequartier war, residierte gleich ennet der Grenze, in Seebach, die Metallgewerkschaft im SMUV-Hüsli. Ihr Lokal liess sie durch ein Fresko mit mediterranem Flair verzieren; jetzt ist darunter die Werbung eines Beauty-Salons angebracht. Ein paar Strassen weiter, schon beinahe im tiefsten ­Seebach, hat der Schriftsteller Niklaus Meienberg gewohnt und seine zornigen Reportagen und zärtlichen Liebesgedichte verfasst. Gleich um die Ecke liegt der verwunschene Garten des Künstlers HR Giger samt Eisenbahn in ferne und fremde Galaxien.

Als ein Elefant ausbüxte

Jetzt wandert man den Hügel hinauf, dem Kosakenweg entlang: Hier kampierten einst, 1799, ein paar tausend oder zumindest hundert Kosaken und drangsalierten Bauern und Bürger. Rechterhand blinkt der Klinkerbau der Stierli-Fabrik mit den befristeten Kulturateliers und Werkstätten. Etwas weiter entfernt steht das Pfarrhaus, in dem «Flüchtlingspfarrer» Paul Vogt von 1936 bis 1947 wohnte und die Schweizerische Zentralstelle für Flüchtlingshilfe begründen half – wieaktuell. Auch einen Tiergarten hat Seebach besessen; der wurde 1928 eröffnet, aber nachdem ein Panther – angeblich! – entwichen und dann auch noch ein Elefant ausgebüxt war, wurde er bald wieder geschlossen. Der Elefant fand leider ein jämmerliches Ende: Beim Bahnübergang Schärenmoosstrasse stiess er mit einer Lokomotive zusammen. Apropos Unfälle: Einmal verschwand ein quartiereigenes Tram in einer Baugrube, auf einer alten Foto guckt nur noch das Hinterteil hervor.

Für den Durst oder dessen Stillung wird auf dem Spaziergang ebenfalls gesorgt, etwa im Restaurant Landhus, einem einschlägigen Versammlungs­lokal, in dem Hazy Osterwald den «Kriminaltango» zur Uraufführung gebracht haben soll, und zum Abschluss in der Brauerei Oerlikon, die in Seebach steht.

Der Rundgang findet am Sonntag, 10. April, statt. Er beginnt um 15 Uhr beim Bücherraum F an der Jungstrasse 9 und dauert etwa eineinhalb Stunden in gemächlichem Tempo. Er wird bei jedem Wetter durchgeführt (sintflutartige Regenfälle ausgenommen). Beschränkte Teilnehmerzahl. Der Rundgang wird im Rahmen des Wochenendes «Seebach macht Geschichte/n» durchgeführt. (e.)

 

«Seebach macht ­Geschichte/n»

Von 8. bis 10. April ist in Seebach das Geschichtenfestival «Seebach macht Geschichte/n». Im Zentrum stehen Geschichten von See­bacherinnen und Seebachern über Seebach. Verschiedene Orte im Quartier werden an diesem Wochenende von Quartierbewohnenden, Vereinen und Gruppen bespielt. Mit dabei sind u. a. der Verein Stadtgeiss, der Bücherraum F, das GZ Seebach und die Wandelbar – mit Theater, Tanz, Ausstellungen, Erzählcafé, Puppentheater und vielem mehr. Organisiert wird das Festival von Maxim & Co., einem Community-Building-Projekt des Maxim-Theaters Zürich, das in den letzten vier Jahren in Zusammenarbeit mit Seebacherinnen und Seebachern entstand. (e.)

Info: www.maximtheater.ch/ seebachgeschichten