Kostenlose Menstruationsartikel?

Erstellt von Laura Hohler |
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Die Zürcher Gemeinderätinnen Nadia Huberson (SP) und  Angelica Eichenberger (SP) wollen erreichen, dass Hygieneprodukte menstruierenden Schülerinnen gratis zur Verfügung gestellt werden. 

In einigen Ländern wie Frankreich, Schottland und Neuseeland existieren bereits Regelungen, die Hygieneprodukte für junge Frauen an Schulen kostenlos zur Verfügung stellen. In Schottland wurde dies letzten November vom Parlament beschlossen. Auch in der Westschweiz wird dies bald der Fall sein, heisst es in einem «Magazin»-Artikel vom März 2021. «Würden auch Männer menstruieren, die Menstruation wäre ein maskulines Ereignis. Manche Männer würden prahlen, wie lange und wie viel sie bluten», schreibt Andrea Arežina. Warum sich in einem so reichen Land wie der Schweiz die kostenlosen Menstruationsprodukte noch nicht durchgesetzt haben, sei fraglich.

Sie gelten als Luxusgüter 
Im Zürcher Gemeinderat wird das Thema nun ebenfalls diskutiert. Nadia Huberson (SP) und Angelica Eichenberger (SP) sind beide der Meinung, dass sich etwas ändern müsse, und haben beim Stadtrat ein Postulat eingereicht. «Der Stadtrat wird aufgefordert zu prüfen, ob und wie in den Toiletten der öffentlichen Schulen der Stadt Menstruationsartikel kostenfrei zur Verfügung gestellt werden können», heisst es darin. 
Als Begründung nennen die beiden SP-Politikerinnen unter anderem auch die finanzielle Entlastung von Schülerinnen, die aus Familien mit geringem Einkommen stammen. «In der Schweiz gelten Menstruationsprodukte nach wie vor als Luxusgüter, was absurd ist. Wir zahlen 
2,5 Prozent Mehrwertsteuer auf Klo­papier, also ein ‹Produkt des täglichen Bedarfs›, aber 7,7 Prozent Mehrwertsteuer auf Menstruationsprodukte», so Huberson. Um das Hamstern und sonstigen Missbrauch an Schulen zu verhindern, schlägt die Politikerin Abgabestellen oder Automaten vor. Auch soll die Mens­truation enttabuisiert werden. «Indem Menstruationsprodukte in Schulen angeboten werden, soll auf das ‹Tabuthema› Menstruation sensibilisiert werden», sagt Huberson weiter.
«Da bin ich dagegen», kontert Susanne Brunner, Unternehmerin und Gemeinderätin (SVP). «Die Linken wollten ja schon Gratisbadis anbieten, da sind sie aber zum Glück gescheitert.» Sie frage sich auch, was als Nächstes kommen soll. «Man könnte ja genauso gut auch Brillen, Schuhe, Wintermäntel oder Mobilität mit Autos oder ÖV gratis anbieten», findet Brunner. «Der Staat ist kein Rundumversorger, daher muss man das ablehnen.» Ausserdem sei sie auch bezüglich möglichem Missbrauch von Gratishygiene­produkten skeptisch. 

«Verhätschelte Schulen»
Ähnlich sieht es auch Martin Götzl (SVP). «Der Grundauftrag der Stadtzürcher Volksschule bleibt zunehmend auf der Strecke.» Es gelte, die Kinder zu bilden und sie mit genügend Wissen und Kenntnis auszustatten. «Werden sie die ge­forderten ‹Gratismenstruationsartikel› dann auch in der Berufswelt antreffen? Einst waren unsere Schulen ein Garant für leistungsorientierte Bildung», urteilt Berufsschullehrer Götzl. Heute würden die Schulen verpolitisiert und verhätschelt, ist er überzeugt.Laura Hohler