Krach um Veloschnellroute: Sie führt mitten durch einen neuen Erholungspark

Erstellt von Lorenz Steinmann |
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Die ausgeschilderte Veloverbindung Affoltern–Oerlikon zerschneidet den neuen Jonas-Furrer-Park. Das Schikane-S für ­Velo­fahrende will die Stadt nun mit einer abermaligen Neugestaltung entschärfen, knapp an zwei Pingpongtischen vorbei.

Wer mit dem Velo von Oerlikon nach Affoltern fahren möchte, muss sich durch Quartiersträsschen schlängeln, obwohl hier auf politischem Weg seit bald 50 Jahren eine Direktverbindung gefordert wird. Eine ihren Namen verdienende Quartierverbindung zwischen Affoltern und Oerlikon initiierte 1973 der damalige Gemeinderat Alfred Rudorf (Landesring der Unabhängigen). Zwei Jahre später gab es tatsächlich eine signalisierte Route zwischen dem Katzensee und Oerlikon.

Doch seither lief wenig. Dabei hat eine Veloroute Affoltern–Oerlikon (durchgehende und sichere Veloverbindung zwischen den Bahnhöfen Affoltern und Oerlikon) für die Stadtverwaltung zumindest auf dem Papier hohe Priorität. Es ist eine von 29 konkreten Massnahmen des Ak­tionsplans «Stadtverkehr 2025», welche kürzlich vom Stadtrat beschlossen wurden. Daran mitgearbeitet haben über ein halbes Dutzend Dienstabteilungen der Stadtverwaltung.

Diese verworrene Entscheidungsstruktur zeigt sich nun beim neuen Jonas-Furrer-Park. Hier hat die Stadt eine veritable Schikane eingebaut, eine enge S-Kurve, die quer durch den eben eröffneten Erholungspark mit Parkbänken, Pingpongtischen und Parkbänken führt. Kein Wunder, läuft das Quartier Sturm. Denn Fussgänger, Kinder, Erholungssuchende und Velofahrer kommen sich hier unweigerlich in die Quere. Dabei soll die Velovorzugsroute 3 vom Bahnhof Affoltern, Im Böden, Zelgli-, Affoltern-, Regensberg- bis Oerlikonerstrasse führen. Gemäss einer Weisung des Stadtrats von 2020 werde «derzeit noch detailliert geprüft, wie die Velovorzugsroute durch den Jonas-Furrer-Park geführt werden kann». Die Realität sieht nun anders aus.

Stadt erwähnt Volksabstimmung

Warum wurde der neue Park nicht abgestimmt auf die Velovorzugsroute, so die Frage an die Stadt. Aktuell ist die Velo­schnellroute im Zickzack durch den Jonas-Furrer-Park beschildert. Evelyne Richiger vom Tiefbauamt bestreitet eine Fehlplanung und Chaos zwischen den Ämtern: «Die Planungen für den Park und die Velovorzugsroute wurden aufeinander abgestimmt. Die Umsetzung des Parks war allerdings schon früher möglich als diejenige der Velovorzugsroute.»

Nun sei geplant, dass die Velos geradeaus durch den Park fahren können, auf einem naturbelassenen Weg. Eine Idee, die bei Vertretern von Grün Stadt Zürich (GSZ) nicht gut ankam bei einem öffentlichen Quartierrundgang. Doch Mediensprecherin Tanja Huber bringt das Stimmvolk ins Spiel: «Es handelt sich um übergeordnete Interessen, deren Entscheid nicht bei GSZ liegt.» Bei der erwähnten Veloroute handle es sich um Vorzugsrouten, die Bestandteil der Volksinitiative «Sichere Velorouten für Zürich» seien und im Jahr 2020 mit 70,5 Prozent Zustimmung angenommen wurden, so Huber.

Gar nichts von der präsentierten neuen Linienwahl für den lokal wichtigen Veloweg hält Quartiervereinspräsidentin Pia Meier. «Das verschlimmert das Sicherheitspro­blem nur noch. So nahe an den Pingpongtischen vorbeizufahren, ist keine Alternative», urteilt Meier. Es sei offensichtlich, dass sich die beteiligten Ämter nicht abgesprochen hätten. Freilich stellt auch Meier fest, dass die Linienführung in diesem Gebiet nicht einfach sei. Sie hofft nun auf eine Lösung, die für alle Betroffenen stimmt, vielleicht sogar mit einer besonderen Gestaltung der Velovorzugsroute durch den Park.

Auf der Wehntalerstrasse gibt es seit einiger Zeit zwar eine eigene Busspur. Doch einen Velostreifen sucht man vergebens. Dort zu fahren, ist also nicht zu empfehlen. Die Autospur ist oft so schmal, dass man als Velofahrer den Verkehr staut. Stress pur. Da bleibt ­einem nur der ausgeschilderte Veloweg durchs Quartier. Das geht zwar länger, ist aber weniger gefährlich. Doch nun dies: Kurz vor dem Bahnhof Affoltern lotsen einen die Veloschildchen im Zickzack durch den neuen Jonas-Furrer-Park.


Es fehlt eine übergeordnete Velofachstelle

Die Strecke ist doch Teil einer so hochgelobten Velovorzugsroute. Natürlich kann man nun einwenden, das sei nur ein kleines Quartierproblemchen. Aber als Velofahrer, der täglich durch Zürich pedalt, kann ich leider noch Dutzende solcher Fehlplanungen aufzählen. Es ist schon krass, wie die Stadt den x-fach an der Urne manifestierten Volkswillen zu besseren Veloverbindungen negiert. Offensichtlich fehlt eine übergeordnete Velofachstelle, die schon vor 2010 in den Niederungen der Verwaltung schubladisiert wurde. Lorenz Steinmann