Nach Ostern startet weltweit wieder die Fashion Revolution Week. In Zürich machen verschiedenste Aktionen auf die Zustände in der Textilindustrie aufmerksam und zeigen dabei inspirierende Alternativen.
Entstanden ist die Fashion Revolution nach dem tragischen Einsturz des Fabrikgebäudes Rana Plaza in Bangladesch. Am 24. April 2013 kamen über 1100 Textilarbeiterinnen und Textilarbeiter ums Leben. Ein Unglück unter vielen, aber dieses brachte das Fass zum Überlaufen. Die Welt schaute, vielleicht zum ersten Mal, richtig hin. Es war die Geburtsstunde der Fashion Revolution, die mehr Verantwortung und Nachhaltigkeit in der Modebranche fordert. Zum Jahrestag des Rana-Plaza-Unglücks finden weltweit Aktionen statt. Mehr wissen wollen, genau hinsehen und gemeinsam etwas verändern – das ist das Credo der Fashion Revolution.
«Who made my clothes?»
Dabei ist die Einforderung von Transparenz in der Produktionskette ein erster entscheidender Schritt. «Who made my clothes?/ Wer hat meine Kleidung gemacht?», lautet die Frage an die Produzenten. An der Fashion Revolution Week wird sie millionenfach gestellt und öffentlichkeitswirksam publiziert.
In der Schweiz organisieren Freiwillige heuer zum ersten Mal auch in Bern, Luzern, Baden, St. Gallen und Genf um die 50 Aktionen. Zürich macht bereits zum vierten Mal mit. «No Sweatshop» heisst diesmal das Herzstück des Zürcher Programms, das sich gegen Ausbeutung in der Textilbranche wendet: Im Schiffbau widmen sich Designerinnen, Textilkünstlerinnen und Hand-made-Aktivistinnen dem Upcycling – der Aufwertung eines Altkleiderbergs, der von Tell-Tex zur Verfügung gestellt wurde. In ihrer alternativen Textilfabrik stehen während der Woche die Nähmaschinen – statt immer dieselben Nähte abzurattern – im Dienste spielerischer Verwandlungen: Aus Altkleidern werden Designerstücke kreiert.
Ergänzt wird die kreative Nähfabrik durch ein Repair-Café-Angebot und Flick-Workshops, die zum Reparieren inspirieren und befähigen. Eine Ausstellung informiert über Hintergründe und Fakten zu Textile Waste, und bei einem Podium am Donnerstagabend (19 Uhr) diskutieren Gäste aus Politik und Mode über «Utopie und Wandel» in der Textilindustrie.
Bunter Walk durch die Stadt
Die Krone setzt dem Abend (um 21 Uhr) eine Näh-Sound-Performance auf. Der «Schatten» eines Sweatshops legt sich dabei über die kreative, flirrende Atmosphäre, Näherinnen werden von einem Aufseher zurechtgewiesen, nähen im Takt immer schneller, Stress wird aufgebaut. Bis sich das Ganze auflöst und die Näherinnen wieder als freie, kreative Handarbeiterinnen erkennbar sind.
Ein spektakulärer «Fashion Revolution Walk» durch die Stadt steht am Freitag auf dem Programm: Auf dem Weg vom Schiffbau bis zum Münsterhof zeigen Tanz- und Designkünstlerinnen und -künstler die Kreationen, die aus dem Kleiderberg in ihrer besonderen Nähfabrik im Schiffbau entstanden sind. Auf dem Münsterhof steht zudem die ganze Woche ein offener Kleiderschrank. Er lädt alle dazu ein, Kleider zu bringen und mitzunehmen. Die Tauschaktion will Menschen motivieren, Kleider bewusster zu konsumieren, zu tragen und weiterzugeben, aber auch aufzeigen, wie viel Potenzial und Leben oft noch in Secondhand-Kleidung steckt. Denn Tauschen ist eine von vielen attraktiven Alternativen zum Neukaufen.
Faire Mode: Markt und Shows
Den Abschluss der Fashion Revolution Week macht am Samstag ein Markt für fair produzierte Kleidung: In einer gemeinsamen Aktion mit der Plattform Get Changed werden an der Freilagerstrasse 9 in Albisrieden über 30 Labels mit unterschiedlichen Ansätzen und Produkten ausgestellt (und verkauft). In der Fashion Lounge im Kraftwerk Selnau finden zudem aussergewöhnliche Fashion Shows statt: Um 15 und um 19 Uhr zeigen Tänzer und Models, ausgestattet mit Fair-Fashion-Labels, die auf künstlerische Art übersetzte Message von Fashion Revolution.
Dem Publikum stehen nicht zuletzt diverse Workshops und auch verschiedene Fachleute zur Verfügung, die um die richtige Antwort auf ganz persönliche Fragen rund um den «richtigen» Kleiderkonsum bemüht sind. Abgerundet wird der Tag von einem Mabruk-Kleiderschenkevent und musikalischen Einlagen bis um Mitternacht. (mai.)
«No Sweatshop»: Dienstag, 23., bis Donnerstag, 25. April, jeweils 14 – 21 Uhr, Foyer Schiffbau, Schiffbaustrasse 4, 8005 Zürich. Fashion Street Walk: Freitag, 26. April, ab 17 Uhr. Fair Fashion Markt: Samstag, 27. April, 11 – 18 Uhr, Freilagerstrasse 9, 8047 Zürich. Fashion Lounge mit Modeschauen: Samstag, 27. April, 12 – 24 Uhr, Kraftwerk, Selnaustrasse 25. 8001 Zürich. www.fashionrevolution.ch