Küsnacht trägt seit 20 Jahren das Label «Energiestadt»

Erstellt von Dennis Baumann |
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Für ihre Bemühungen in Sachen Energie und Umwelt darf sich Küsnacht «Energiestadt» nennen. Vergangene Woche zelebrierte der Gemeinderat diesen Meilenstein mit einem Apéro. Ein Rückblick mit Höhen und Tiefen.

Schüler streiken weltweit, E-Autos sind auf dem Vormarsch und Politikerinnen und Politiker weltweit diskutieren über zahlreiche Massnahmen für eine nachhaltigere Welt. Trotz Pandemie ist der ­Klimawandel das Thema, welches die Politik heute beschäftigt. «Energiestädte müssen aber nicht die Welt retten, sondern das Thema auf Gemeindeebene betrachten», sagt Walter Kubik, Botschafter des Trägervereins Energiestadt.  
Vor 20 Jahren hat die Gemeinde Küsnacht zum ersten Mal das Label «Energiestadt» erhalten. Der gleichnamige Trägerverein vergibt das Label alle vier Jahre an Gemeinden in der Schweiz, die sich über den Vorgaben des Bundes hinaus für Umwelt, Energie und Mobilität einsetzen. Diesem zufolge nutzt Küsnacht 79 Prozent seines Potenzials im Energiebereich und gehört damit zu den «Gold-Energiestädten». Lediglich 74 Gemeinden in der ganzen Schweiz tragen dieses Label.

Bevölkerung hinter Gemeinderat

«So eine Leistung erreicht man nur über Teamarbeit. Daher geht mein Dank auch raus an die Küsnachterinnen und Küsnachter, die an der Urne stets hinter unseren Projekten stand», hielt Gemeindepräsident Markus Ernst (FDP) in seiner Ansprache fest. Es gebe noch viel zu tun, doch auf das bisher Erreichte dürfe man auch stolz sein.
Der Küsnachter Energieberater Alexander Lüchinger zeigte in einem Rückblick die Vielzahl an Projekten, die Küsnacht in den letzten 20 Jahre in Angriff genommen hat. 1998 forderte der ­Regierungsrat des Kantons Zürich die ­Gemeinde Küsnacht dazu auf, eine Energie­planung durchzuführen. In diesem Plan nahm sich Küsnacht vor, das Label «Energiestadt» anzustreben. Im Jahr 2001 wurde Küsnacht zum ersten Mal damit ausgezeichnet.

Seither folgten zahlreiche Projekte zum Thema Energie, Umwelt und Mobilität. Die Gemeinde verzeichnet mehrere Meilensteine, muss sich allerdings auch einige Flops eingestehen. Ein grosser ­Erfolg war die Holzfeuerung der Überbauung Bettlen und des Altersheims Täger­halden in 2005. Statt auf Öl- und Gasheizungen zu setzen, stimmte die Bevölkerung einem Kredit über 490 000 Franken für eine Holzenergieanlage zu.

Ein langwieriges Projekt aus dem Jahr 2001 war das Kleinwasserkraftwerk ARA in Zumikon. Die Idee war, das Abwasser, welches aus Zumikon ins Küsnachter Tobel fliesst, für ein Kleinwasserkraftwerk zu nutzen. Erst im Jahr 2020 hat das Projekt sämtliche Hürden überstanden und ist nun in Betrieb. Das Kraftwerk erzeugt über das Jahr hinweg so viel Strom wie etwa 50 Solaranlagen auf Einfamilienhäusern.
Doch gab es auch Ideen, die komplett scheiterten. 2011 versuchte der Gemeinderat, die Eigentümer der 20 energieineffizientesten Liegenschaften davon zu überzeugen, ihre Häuser umweltfreundlicher zu gestalten. Vergeblich, wie sich herausstellen sollte. Ein weiteres missglücktes Projekt war der Hauslieferdienst der Küsnachter Coop-Filiale mit E-Bikes. Das Angebot wurde allerdings zu wenig genutzt und wurde eingestellt.  

Klimaneutralität bis 2050

Gemeinderat und Vorsteher der Energie- und Naturschutzkommission (ENAK) Ueli Schlumpf (SVP) gab einen kurzen Einblick in die «Vision 2050». Es handelt sich um einen Katalog an Massnahmen, die es in den kommenden Jahren umzusetzen gilt. «Wir müssen dranbleiben. Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, sich auf Lorbeeren auszuruhen», so Schlumpf.
Die «Vision 2050» besteht aus drei Leitzielen: Klimaneutralität bis im Jahr 2050, für die Verwaltung bereits im Jahr 2040, eine deutliche Stärkung der Biodiversität und die Nutzung von 100 Prozent er­neuerbarer Energie. Das Programm werde stetig angepasst. Die Details des Massnahmenkatalogs sind online auf der Küsnachter Website einsehbar.