Küsnachter Frauen bewegen die aktuellen Behördenwahlen

Erstellt von Karin Steiner |
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Betreffend Frauenquote kann sich Küsnacht sehen lassen: Über 44 Prozent der Kandidierenden sind weiblich. Was motiviert sie und wieso bewerben sie sich für «typische Frauenressorts»? Der «Küsnachter» hat sich bei den Kandidatinnen umgehört. 

Von den 34 Küsnachterinnen und Küsnachtern, die bei den Erneuerungswahlen der Behörden kandidieren, sind 15 weiblich, das sind immerhin gut 44 Prozent. Sie alle bewerben sich für Ämter, die auch in anderen Gemeinden vorwiegend von Frauen besetzt sind: Während für die Schulpflege sechs von acht Kandidierenden Frauen sind, für die Bürgerrechtskommission vier von sechs und für die Sozialkommission drei von fünf, ist es für die Rechnungsprüfungskommission keine einzige und für den Gemeinderat zwei von elf. 

Erschwerte Wiederwahl

Die beiden für den Gemeinderat kandidierenden Frauen, Pia Guggenbühl (FDP) und Susanna Schubiger (GLP), sind Bisherige. Da der Gemeinderat neu nur noch aus sechs Mitgliedern besteht (ohne Schulpflegepräsidium), aber elf dafür kandidieren, ist der Wahlausgang offen. Neben Pia Guggenbühl und Susanna Schubiger kandidieren drei bisherige und sechs neue Männer, aber keine zusätzliche Frau. Sind Frauen schwerer zu motivieren für ein solches politisches Amt und sollte der Gemeinderat punkto Geschlechterverteilung ausgeglichener sein? 

Pia Guggenbühl und Susanna Schubiger sind sich einig, dass es wichtig wäre, dass mehr Frauen in der Politik vertreten sind. «Es braucht genauso einen gesunden Gendermix wie auch ein ausgewogenes politisches Kräfteverhältnis», sagt Susanna Schubiger. Und auch Pia Guggenbühl ist dieser Meinung: «Ich habe mich während rund sieben Jahren im Vorstand der FDP Frauen Kanton Zürich genau dafür engagiert: Wir hatten verschiedene Workshops und Podiumsdiskussionen organisiert, um gerade jüngere Frauen für eine Karriere in der ­Politik zu motivieren. Frauen können manchmal einen anderen Blickwinkel einbringen – ich erachte es als wichtig, dass alle Sichtweisen am runden Tisch vertreten sind. Zudem ist es schade, wenn die vielen hervorragend ausgebildeten Frauen ihr Know-how nicht auch politisch einbringen.»

Dass Frauen grundsätzlich anders ­politisieren, glauben die beiden jedoch nicht unbedingt. «Aus meiner Erfahrung heraus ist das keine Genderfrage. Es ist eher eine Frage der politischen Orientierung und der individuellen Werte und Haltungen», meint Susanna Schubiger. Und ihre Gemeinderatskollegin sagt: «Jein. Frauen können eine unterschiedliche Sichtweise einbringen, da sie ­oftmals Erfahrungen in anderen Lebenswelten gemacht haben. Pauschal sagen kann man das aber nicht: Ich kenne Frauen, die mit ebenso harten Bandagen für ihre Anliegen kämpfen wie Männer und geschickt ihre Interessen zu ver­treten wissen.»

Schulpflege in Frauenhand

Für die Schulpflege kandidiert neben zwei bisherigen Männern und fünf bisherigen Frauen eine weitere Frau. Zudem fordert die parteilose Christina Zürcher den bisherigen FDP-Schulkreispräsidenten Klemens Empting heraus. Würde sie gewählt, sässe eine weitere Frau im Gemeinderat. Dass gerade die Schulpflege für Frauen interessant ist, sieht die Bisherige Suzanne Eckert (FDP) folgendermassen: «Den Hauptgrund für die überproportionale Vertretung der Frauen in der Schulpflege sehe ich darin, dass Frauen eher Teilzeit arbeiten und im Zeitpunkt, in dem die Kinder selbstständiger werden, die frei werdende Kapazität nicht zwingend in den Hauptberuf, sondern in eine berufsergänzende Tätigkeit wie politisches Amt, Vereinstätigkeit oder Freiwilligenarbeit investieren können.» Eckert  glaubt auch, dass der Kontakt der Mütter zur Schule traditionell enger sei als jener der Väter. «Mütter trauen sich daher aufgrund der eigenen Erfahrungen mit dem Schulbetrieb vielleicht auch eher das Amt als Schulpflegerin zu.» 

Auch Stephanie Rippmann (FDP) sieht den Hauptgrund in der Teilzeitbeschäftigung: «Die Arbeit als Schulpflegerin ist sehr vielseitig und interessant, allerdings auch recht zeitaufwendig. Das ist vermutlich ein Grund dafür, dass mehr Frauen in der Schulpflege sind, da es immer noch mehr Frauen gibt, die Teilzeit arbeiten.» Neu für die Schulpflege kandidiert Simone Häusermann Bider (SVP). Ihre Motivation: «Meine beruflichen Erfahrungen als Lehrperson und mein weit reichendes Interesse am Schulwesen ­waren ausschlaggebende Argumente, für die Schulpflege zu kandidieren.»

Die bei Frauen unbeliebte RPK

Für die Bürgerrechtskommission kandidieren nebst zwei bisherigen Männern vier neue Frauen. Ihre Gründe für die Kandidatur? «In meiner heutigen Tätigkeit beim Schreibdienst der Stadt Zürich habe ich Einblick in verschiedene Lebenssituationen und empfinde die Einbür­gerung mit ihrem Prozedere als einen wichtigen Integrations- und Identifikationsschritt», sagt zum Beispiel Karin ­Bischofberger (Die Mitte). Für Celestina Rogers (GLP) begann die politische Laufbahn mit dem Eintritt in eine Partei: «Mit dem Schritt, letztes Jahr der GLP beizu­treten, war für mich auch klar, dass ich mich ­aktiv engagieren möchte. Meine Kompetenzen in der Interaktion mit Menschen – ich bin selbst mehrsprachig und Coach von Beruf – schienen mir hier geeignet, um mich im Thema Einbür­gerung einzusetzen.» 

Für die RPK kandidieren zehn Männer, sechs davon neue, und keine einzige Frau. Warum das so ist, darüber kann nur spekuliert werden. «Warum sich Frauen weniger für die RPK interessieren, weiss ich nicht. Ich kann mir aber vorstellen, dass Frauen weniger gerne mit Zahlen umgehen», sagt Stephanie Rippmann (FDP), die erneut für die Schulpflege kandidiert. Auch die bisherige Schulpflegerin Iris Heim meint: «Ich kann mir vorstellen, dass das Umgehen mit Zahlen doch eher eine ‹trockene Materie› ist. Das kann man entweder gerne tun oder nicht. Ich denke, wir Frauen sind eher im Bewegenden, ­Lebendigen gerne unterwegs.» 

Mit Isabelle Silverman hätte doch beinahe eine Frau für die RPK kandidiert: «Die FDP Küsnacht hat mich zuerst für die RPK angefragt. Als dann auch ein Platz in der Bürgerrechtskommission frei wurde, entschied ich mich für die BRK. Ich mag zwar Zahlen, aber die BRK hat mit Menschen zu tun, was mir noch mehr zusagt.»