Entsorgung und Recycling Zürich (ERZ) führte in Höngg und Schwamendingen als Versuch die Kunststoffsammlung ein. Die
ersten Erfahrungen sind positiv. Doch der Bedarf ist grösser als das Angebot.
«Die beiden Quartiere Höngg und Schwamendingen wurden für das Pilotprojekt ausgesucht, weil sie unterschiedliche Strukturen haben», teilt Daniel Eberhard, Mediensprecher ERZ, auf Anfrage mit: In Höngg sei zum Beispiel der Anteil der Personen im Rentenalter höher als in Schwamendingen. In Schwamendingen würden die Menschen eher in grösseren Überbauungen als in Höngg leben. «Zusammen ergeben die beiden Gebiete einen guten Referenzwert über die ganze Stadt. Aufgrund dieser Unterschiedlichkeit erhofft sich ERZ vielseitige Erkenntnisse vom Sammelversuch.» Der gesammelte Kunststoff wird in ein Werk einer Partnerfirma transportiert. Dort werden die Artikel sortiert und die verwertbaren anschliessend als Sekundärrohstoff der Industrie zugeführt. Dieser wird dann für die Produktion von neuen Kunststoffprodukten verwendet, zum Beispiel Kabelummantelungen. Der im Rahmen des Versuchs gesammelte Plastik, der stofflich nicht verwertet werden kann, kommt zurück nach Zürich und wird im Werk Hagenholz verbrannt.
«Mit dem Kunststoffsammelversuch möchten wir offene Fragen klären – aus diesem Grund wird der Versuch von einem externen Partner wissenschaftlich begleitet», so ERZ. Das übergeordnete Ziel des Versuchs seien die Förderung der Kreislaufwirtschaft, das Schonen von Ressourcen und das Vermeiden von Abfall. Fragen wie «Wie viel vom Kunststoff kann verwertet werden beziehungsweise wie viel muss nachher doch verbrannt werden?» oder «Was wird vom Kunststoff verwertet?» kann ERZ zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantworten. «Aber genau solche Fragen möchten wir mit dem Sammelversuch, der bis 11. Dezember 2020 dauert, klären.» Warum wurde die Kunststoffverwertung nicht schon früher eingeführt, denn Plastik ist schon lange ein Problem? «Beim Kunststoffrecycling gab es erst in den letzten Jahren einen technologischen Sprung», hält ERZ fest. Es würden Kunststoffe existieren, die in der Vergangenheit weder nach Sorten getrennt noch zu einem wiederverwertbaren Granulat verarbeitet werden konnten. Plastik wurde deshalb hauptsächlich im Kehrichtheizkraftwerk verbrannt und als Energielieferant genutzt. «Die technische Entwicklung ermöglicht es heute, Kunststoffe zu trennen und zur Wiederverwertung aufzuarbeiten. Darum führen wir diesen Versuch durch.»
ERZ hat nach Ärger nachgerüstet
Die Kunststoffsammlung stösst auf ein gutes Echo in den beiden Quartieren. «Sie wird rege benutzt, und die Container werden immer wieder geleert», hält Maya Burri, Präsidentin Quartierverein Schwamendingen, auf Anfrage fest. Das sei wichtig, damit keine wilde Deponie entsteht. Dies allerdings sorgte an der Riedhofstrasse in Höngg am Anfang für Ärger. Dort wurde von Quartierbewohnern bemängelt, dass ein Container nicht genügt. Es würde überall Plastikabfall herumliegen. In der Zwischenzeit hat ERZ einen zweiten Container für Plastik hingestellt. Ein paar Anwesende meinten allerdings, dass es sehr lange gedauert habe, bis es in der Stadt Zürich
eine Kunststoffsammlung gegeben habe. «Röllin in Regensdorf hat schon lange Kunststoff gesammelt», meinte ein Herr. Und eine Dame wetterte, dass die Kunststoffsammlung im Ausland Usus sei, nur in der Schweiz habe es so lange gedauert.