Kunstwerke mit der Öffentlichkeit teilen

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Hubert Looser ist Geschäftsmann, Philanthrop, Kunstmäzen und ein in Fachkreisen anerkannter Kenner zeitgenössischer Kunst im europäischen Raum. Wir werfen einen kurzen Blick auf den bemerkenswerten Lebenslauf des Schweizers.

Geboren 1938 als Spross der ELCO Gründerfamilie Emil Looser, aufgewachsen in Vilters SG, zog es Hubert Looser nach seiner kaufmännischen Lehre an die Sprachschulen in Paris, London und New York. Nachdem er seine Studien an der Columbia Universität New York mit dem MBA abgeschlossen hat, tritt er 1964 ins elterliche Unternehmen ein.

Schritt für Schritt

Während seines Sprachaufenthalts in Paris wecken Poster einer Ausstellung in Looser das Interesse an Kunst. Er besucht regelmässig Museen, Künstlerausstellungen und -ateliers, Galerien, unternimmt Reisen zu alten Kulturstätten.
Ein professioneller Sammler, egal ob Briefmarken, Oldtimer oder Kunst, sollte Jagdinstinkt haben, sollte Hartnäckigkeit an den Tag legen, um seltene Kunstwerke zu ergattern. In den 1960er- und 1970er-Jahren beginnt Looser mit einfachen finanziellen Mitteln Werke von regionalen Künstlern zu sammeln, u. a. Arbeiten von Le Corbusier, Jean Tinguely, Serge Brignoni, André Thomkins oder Meret Oppenheim. Sie sind der Grundstein für eine herausragende Privatsammlung moderner und zeitgenössischer Kunst. Die Schwerpunkte liegen im Surrealismus, Abstrakten Expressionismus, der Minimal Art und der Arte Povera.

Papier und Skulptur im Dialog

Nach dem Verkauf seiner Firmenanteile in den 1990er-Jahren kauft Looser ausschliesslich Arbeiten einflussreicher Künstler, die bereits Vorbilder für junge Kunstschüler sind. Es folgen internationale Maler und Bildhauer von Pablo Picasso bis Willem de Kooning, die seine Sammlung verstärken. Gleichzeitig erwacht in ihm das Interesse an Dialogen zwischen Künstler und seinem Werk. So war es für ihn eine spannende Entdeckung, bei Alberto Giacometti den Einfluss der ägyptischen Kunst der Antike zu finden. Der nächste Schritt führt unweigerlich zur Idee, die USA und Europa zu einem Dialog zusammenzuführen. Zum Beispiel eine grosse Zeichnung von Arshile Gorky aus dem Jahr 1932 im Zwiegespräch mit Schweizer Surrealisten. Zeichnungen von David Smith, Willem de Kooning oder Al Taylor schlagen zu ihren Skulpturen eine Brücke und zeigen lebhafte Wechselspiele zwischen Fläche und Raum. Das Kunstwerk, das für Looser selbst am wichtigsten ist, ist Picassos Sylvette-Faltskulptur (1954). Die Plastik besteht aus geschnittenem Metallblech, das Picasso mit Ölfarbe zart bemalte. In «Sylvette » vereinen sich Zeichnung und Skulptur. Mit ihr und Giacomettis «Annette» beginnt Loosers Erfolgsgeschichte. Kunstgeschichte hilft zu verstehen, wer wir sind. Die Leidenschaft Kunstwerke zu sammeln ist für Looser nicht nur ein Grund die Balance zwischen Berufsalltag und Privatleben zu halten, sondern auch das Bestreben die Entwicklung der Kunst zu verstehen und mit einer kleinen Sammlung Kunstgeschichte zu schreiben.
Hubert Looser sieht Kunstwerke durchaus nicht nur als privaten Besitz an, sondern vielmehr als Kulturgut. Kunstwerke sind dazu da, um von jedem betrachtet zu werden.
2010 bringt Looser seine exquisite Sammlung in die von ihm 1988 gegründete «Fondation Hubert Looser» ein. Sie fördert nicht nur Kunst und Kultur, sondern setzt sich ebenfalls ein für humanitäre Projekte. Hubert Looser ist nach wie vor Präsident der Institution.

Ein Leben für die Kunst
Ein Kunstwerk muss bewegen, aufwühlen und verändern. Hubert Looser lebt mit seiner Kunst, kuratiert sie in den privaten Räumen seines Hauses am Zürichberg und zeigt sie kunstinteressierten Besuchern. Das wird selbst einem rüstigen Senior mit der Zeit zu viel. 2021 werden 75 Meisterwerke aus seiner Kollektion als Dauerleihgabe im David Chipperfields Erweiterungsbau des Kunsthauses der Öffentlichkeit zugänglich sein. Dies ist die kurze Vita eines Mannes, der seine aussergewöhnliche Kunstsammlung möglichst vielen Menschen näherbringen möchte. Und es ist die Vita eines Mannes, der Angst davor hat, dass seine Schätze eines Tages im Keller verschwinden oder verkauft werden könnten. «Denn das würde ja heissen, dass ich nach einem total falschen Gesichtspunkt gesammelt hätte und meine Werke auch kunsthistorisch keinerlei Relevanz aufweisen würden. Kunstwerke sind da, um betrachtet und geliebt zu werden.»
Hubert Looser ist ein Sammler aus Leidenschaft, der stets seinem Bauchgefühl folgt und verborgene Perlen der Kunst aufspürt. Das Schlusswort gehört einem der profiliertesten Kunstmäzenen der Schweiz: «Ein Künstler schafft Werke. Ein Sammler wie ich wählt die geeignetsten und aussagekräftigsten Werke von zahlreichen Künstlern aus und gestaltet so ein Gesamtkunstwerk, welches sich wie bei mir auf wenige Zeitabschnitte in der Kunst fokussiert und dank interessanten Dialogen ein besseres Verständnis für den Betrachter schafft.» (Elke Baumann)