In der Hülle der Spinnerei auf dem Manegg-Areal sind 40 Lofts entstanden. Die ehemalige Fabrik soll das Zentrum von Greencity werden – unter anderem dank einem Restaurant.
Im 19. Jahrhundert galt es lange als das grösste Gebäude des Kantons Zürich. Die Spinnerei wurde 1857 als Weizenhaus erbaut und in den folgenden Jahrzehnten immer wieder erweitert. Die erst später eingezogene «Spinnerei Wollishofen» prägte schliesslich den Namen des Gebäudes, so wie er heute bekannt ist.
Im Zuge der allgemeinen Krise der Schweizer Textilunternehmen wechselte der Besitzer Anfang des 20. Jahrhunderts und stellte nun Papier in der Fabrik her. 2007 verlor die Spinnerei ihre Funktion als Fabrik endgültig und wurde unter Denkmalschutz gestellt. Nun, nach elf weiteren Jahren, ist das Gebäude saniert und beherbergt im Rahmen des Grossprojekts «Greencity» in der Zürcher Manegg 40 Lofts, die gerade bezogen werden.
Gebäude ist denkmalgeschützt
Bereits lange vor Baubeginn seien die Wohnungen verkauft gewesen, heisst es an einer Medienführung. Mit 10 200 Franken pro Quadratmeter für die Käufer bestimmt kein preiswerter Spass – für die Stadt Zürich jedoch seit Jahren gang und gäbe.
Immerhin hat die neue «Spinnerei» einiges zu bieten. Schliesslich soll es das neue Zentrum der «Greencity» werden, wo insgesamt 731 Wohnungen entstehen, die der 2000-Watt-Gesellschaft entsprechen sollen. «Die Käufer konnten ihre Raumeinteilung selber bestimmen», ergänzt Stephan Rist aus dem
Architekten-Team «Zach + Zünd», die unter anderem bereits den Sechseläutenplatz geplant hatten, die Vorzüge der Lofts.
Daraus, dass die Sanierung einer denkmalgeschützten 150-jährigen Fabrik und Umfunktionierung der Fabrikhallen zu Wohnungen eine Herausforderung ist, macht Rist keinen Hehl. «Wir haben danach gesucht, was wir vom alten Bestand wiederverwenden können», erklärt er. Sie hätten eng mit der Denkmalpflege zusammengearbeitet und historische Materialien verwendet. «Man soll sehen, dass es eine Backsteinwand ist», plädiert der Architekt für den Charme des Gebäudes, das von aussen noch immer genauso aussieht wie zu Fabrik-Zeiten.
Quartier lebendig machen
Alain Capt, Gesamtprojektleiter Greencity, ist genau dieser Umstand wichtig für das neue Quartier. «Wir wollten eine gewisse Stimmung kreieren», meint er. Das ganze Innere des Gebäudes wurde neu gebaut. Sie hätten Decken rausgebrochen, aber auch Wände erhalten. Auch mit den industrietypischen Rippendecken soll der Stil der «Spinnerei» gesetzt werden. Speziell die imposante Eingangshalle zeigt die Hinwendung zum Industriellen. Charakteristisch sind auch die hohen Wände, die im Erdgeschoss oder unter dem Dach bis zu sieben Meter Höhe erreichen.
Dem Dachgeschoss und denjenigen aller anderen Häuser der «Greencity» kommt eine besondere Rolle zu: Sie sollen das Quartier lebendig machen. In der neuen «Spinnerei» soll ein Restaurant seinen Platz finden. Man befände sich bereits in Gesprächen mit Interessenten, erläutert Capt.
Statt getrennt von Wohnhäusern kommen Restaurants, Läden und Gemeinschaftsräume direkt unter die Wohnungen. Damit soll sichergestellt werden, dass ein richtiges Quartierleben entstehen kann. Etwas, das bei derartigen Überbauungen wohl selten einfach zu erreichen ist. Alain Capt findet immerhin, dass die inzwischen etwa 1000 Anwohner das Areal bereits «lebhaft» erscheinen liessen.
Die Überbauung Greencity ist allerdings noch lange nicht vollendet. Der Bezug der «Spinnerei» markiert erst den Beginn vom Ende der zweiten Etappe des Quartiers. Nebenbei startete mit dem Baubeginn für das Bürogebäude Pergamin II vor einem Monat die dritte Etappe des Grossprojekts, die zusätzlich unter anderem ein neues Hotel und eine Primarschule beinhaltet. (pd.)