Lügen-Kartenhaus fällt zusammen

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Eine Bühne, zwei Ehen, zwei Wohnungen: Im Stück «Liebi macht erfinderisch» des Theaters NI&CO ist die Hauptfigur Andy Meier zu bedauern. Sein Doppelleben droht ans Licht zu kommen. Die Verschleierungsversuche sorgen auf der Bühne für Chaos und viel Heiterkeit.

Dass ihr Stück gut ankommen würde, hatten die Jungschauspieler sicher gehofft. Doch dass es an der Premiere gleich mehrmals Szenenapplaus geben würde, dürfte die Truppe des Adliswiler Theaters NI&CO besonders gefreut haben. Die neue Produktion «Liebi macht erfinderisch» sorgte in der Kulturschachtle für viele Lacher.

Ein Grund dafür war der Auftritt von Marco Bösch. In der Rolle des Benny Stöckli, dem Kumpan von Hauptfigur Andy Meier (Nico Jacomet), war er für eine komische Situation nach der anderen verantwortlich. So tanzte er zum «Kriminaltango» über die Bühne, verkörperte in einer Minute einen Bauern («Chli stinke muess es») und in der anderen den hilfsbereiten Freund. Als ihn Kantonspolizistin Regina Amstutz (Céline Hotz) fragt, ob er wisse, was ein Helfershelfer sei, antwortet er schlagfertig: «Einer vom Roten Kreuz?»

Doch von Anfang an: Andy Meier ist Taxichauffeur. Wegen eines Unfalls in der Enge – er will eine Frau retten, die gerade überfallen wird – landet er im Triemlispital. Die ältere Dame hatte Andy mit einem Angreifer verwechselt und ihm die Handtasche um die Ohren gehauen. Was sonst ausser eine Hirnerschütterung keine Konsequenzen hätte, entwickelt sich zu einem Gewirr aus Lügen. Grund dafür: Andy hat zwei Ehefrauen. Mit der einen lebt er in Adliswil, mit der anderen in Wollishofen. Sein Lügenkonstrukt hat er gewöhnlich minutiös durchgeplant. Für die eine arbeitet er in der Nacht, für die andere am Tag.

Polizei steht vor der Tür
Doch Ehefrau Nummer 1, Yvonne Meier (Sereina Jacomet), und Ehefrau Nummer 2, Sandra Meier (Angela Kuster), machen sich grosse Sorgen, weil sich Andy nicht meldet. Sie alarmieren die Polizei. «Er ist ganz durchschnittlich.» «Ganz normal.» «Er fällt überhaupt nicht auf», beschreiben sie ihn im Chor. Während die Frauen für das Publikum zwar auf dem gleichen Sofa sitzen, sehen sich die beiden Figuren nicht. Das führt zu vielen lustigen Szenen, die von den Darstellerinnen und Darstellern gekonnt umgesetzt werden.
Als Andy nach Hause kommt, muss er sich etwas einfallen lassen. Er verstrickt sich in Widersprüche. Sein Nachbar und Freund Benny ist da keine grosse Hilfe. Dummerweise kreuzt auch noch ständig die Polizei vor der Türe auf – Andy kommt ins Schwitzen.

Nico Jacomet, der neben der Hauptrolle die Regie übernommen hat, ist eine unterhaltsame Adaption von «Liebi macht erfinderisch» gelungen. Kenner des Mundarttheaters erinnern sich an Jörg Schneider und Birgit Steinegger in den 80er-Jahren. Im Gegensatz zur ursprünglichen
Dialektfassung wurden aber einige Anpassungen vorgenommen. Der Schluss dürfte auch Fans überraschen.

Cooney hinterlässt Spuren
Das Original stammt übrigens von Komödienautor Ray Cooney, der das Stück unter dem Titel «Run for your Wife» schrieb. Damit hinterlässt der Engländer 2018 gleich zweimal seine Spuren im Sihltal. Schon das Theater Adliswil hatte dieses Jahr ein Stück von Cooney aufgeführt. (pw.)

Weitere Aufführungen und Tickets unter: www.theater-niundco.ch