Der dramatische Aufruf nützte: Für den Neubau der jüdischen Mädchenschule beim Sihlhölzli kamen Spenden von 9 Millionen Franken zusammen. Noch fehlen aber 3,6 Millionen.
Das gab es wohl noch nie. Innert weniger Wochen wurden für den geplanten Neubau der jüdisch-orthodoxen Mädchenschule beim Sihlhölzli über neun Millionen Franken gesammelt. Entsprechend froh ist man, wie ein Sprecher bestätigt: «Die jüdische Schule Zürich ist über den bisherigen Spendenerfolg sehr glücklich und auch sehr zuversichtlich, dass auch der noch benötigte restliche Betrag bald beisammen sein wird.» Mit anderen Worten: Noch fehlen 3,6 Millionen Franken. «Wir hoffen, diese von Spendern zu erhalten, jüdischen wie nichtjüdischen», heisst es dazu. Gespendet worden sei grösstenteils aus der Schweiz, es gebe aber auch einzelne Spender aus dem Ausland.
EKZ mit Ersatzneubau
Warum überhaupt die Geldsammlung und die Planung eines Neubaus? Mehr als fünf Jahren zerbrach sich die jüdische Schule Zürich (JSZ) den Kopf darüber, wo man ihre rund 350 Schülerinnen künftig unterrichten könnte. Denn der Mietvertrag für den bisherigen Standort an der Schöntalstrasse – nur wenige hundert Meter vom Sihlhölzli entfernt – war von Anfang an befristet. Die Eigentümerin, die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ), planen dort einen Ersatzneubau mit Wohnungen. Schlussendlich gelang es der JSZ, das Mietverhältnis bis Mitte 2020 zu erstrecken. Ursprünglich wäre dieses schon 2018 abgelaufen.
Doch der Zeitplan für die Ersatzlösung im Sihlhölzli ist noch unsicher. Zwar scheint ein Rekurs zum auf 20 Jahre befristeten Baugesuch vom Tisch, doch der Bauplan ist sehr ambitioniert. «Die Baufirma, die mit der Erstellung beauftragt wird, soll Ende Februar bestimmt sein. Danach wird unverzüglich mit den Vorarbeiten begonnen. An gewissen Stellen wird ein Fundament notwendig sein», so ein Sprecher. Das Schulgebäude muss auf Beginn des Schuljahres 2020/21 am 24. August fertig sein. Der Sprecher räumt selber ein, dass es beim Bezug des Schulhauses «zu einer kleinen zeitlichen Verzögerung» kommen könnte.
15 Parkplätze fallen weg
Vermieter des Geländes beim Sihlhölzli ist das Sportamt der Stadt Zürich. Die Miete für das Gelände beträgt 73 000 Franken pro Jahr. Sie wurde laut dem Sportamt von der städtischen Schätzungskommission festgelegt. Dazu kommen rund 18 000 Franken, welche die JSZ als Entschädigung von 15 wegfallenden Parkplätzen bezahlen muss. Somit beträgt die Monatsmiete für Grund und Boden gut 7600 Franken. Das bestehende Beachvolleyballfeld kann laut dem Sportamt verschoben werden und steht ab Mitte Juli wieder zur Verfügung.
Für die rund 350 Schülerinnen ändert sich im Prinzip wenig. Neu können die Schülerinnen aber zwei Handarbeitszimmer und einen Computerraum nützen. Obwohl es beim Sihlhölzli eine grosse städtische Turnhalle gibt, ist deren Nutzung keine Option. Die Schülerinnen werden «vorläufig weiterhin» die Turnhalle der jüdischen Gemeinde an der Brandschenkenstrasse benützen, so der Sprecher. Keine Alternative als Schulraum war die Nutzung der dortigen mindestens 20 leeren Schulzimmer. Jene Knabenschule im auffälligen Betongebäude war 2019 an den Manesseplatz gezügelt. «Der Raumbedarf für die jüdische Schule Zürich ist viel grösser und eine Teilung des Schulbetriebs kam nicht in Frage», so die Antwort.
Kindergarten in der Binz?
Gemäss einem Artikel in der NZZ ist nicht nur die jüdisch-orthodoxe Mädchenschule davon betroffen, aus dem EKZ-Gebäude an der Schöntalstrasse ausziehen zu müssen. Es betrifft auch den jüdisch-orthodoxen Kindergarten mit rund 80 Kindern der jüdischen Gemeinde Agudas Achim. Dem Vernehmen nach hat man geeignete Räumlichkeiten im Binzquartier im Kreis 3 gefunden. Die offizielle Stellungnahme stand bis Redaktionsschluss aber noch aus. (ls.)