Marina Tiefenbrunnen soll 2023 stehen

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400 Bootsplätze, ein Kiosk, ein Restaurant mit Aussicht auf den See und die Alpen. Das alles soll nun statt für 90 für 38 Millionen Franken bis spätestens 2023 betriebsbereit sein. 2009 ist das Projekt der Marina Tiefenbrunnen zum ersten Mal öffentlich vorgestellt worden. Das damalige Projekt hätte mindestens 90 Millionen Franken gekostet – zu viel aus heutiger Sicht.
Bei dem kürzlich durch Stadtrat André Odermatt und Regierungsrat Markus Kägi vorgestellten Projekt sind die Kosten mit 38 Millionen Franken deutlich tiefer.
Ziel der Marina Tiefenbrunnen ist es, für Segler und andere «Böötler» moderne Infrastrukturen zu schaffen. Mit den neu geschaffenen Bootsplätzen besteht die Gelegenheit, das innere Seebecken zu «entrümpeln», indem die dortigen rund 300 Bojenplätze in die Marina verlegt werden. Zudem soll die Öffentlichkeit Zugang auf die breit konzipierte Mole erhalten. Die Marina Tiefenbrunnen ist somit der erste Hafen in der Stadt Zürich, der als öffentlich zugängliche Anlage konzipiert wird.

Junges Waldrap-Team gewinnt
Ein Architekturwettbewerb mit 15 Teilnehmenden stellte die Aufgabe, für den landseitigen Teil der Marina, das Wassersportzentrum sowie fürs Restaurant und die Snack-Bar die beste Lösung zu finden. Dies gelang gemäss Jeremy Hoskyn vom Amt für Hochbauten, dem Vorsitzenden des Preisgerichts, dem jungen Team (Waldrap GmbH) zusammen mit dem Landschaftsarchitekten von Pechman am besten: «Der Entscheid unserer Jury war einstimmig.»
Bevor die Bagger auffahren, muss das Zürcher Stadtparlament dem Projekt den Boden ebnen: Voraussichtlich 2020 werden gleich drei Vorlagen im Gemeinderat zu diskutieren sein: der Gestaltungsplan, die städtische Beteiligung an der Marina-Trägerschaft sowie die Gewährung des Baurechts. Gibt es keine Rekurse, könnten erste Schiffe 2023 aus der Marina auslaufen, beobachtet von Gästen des Restaurants. Dieses ist mit 100 Innen- und 60 Aussenplätzen dimensioniert und im Hauptgebäude untergebracht. Eine 180 Meter lange und 17 Meter breite öffentliche Mole schliesst sich dem Hauptgebäude an. An deren Ende ist eine sogenannte Buvette, ein Häuschen, mit einem kleinen Gastro-Angebot und eventuell einem Kiosk angeschlossen.

Die Kosten der Bootsplätze
Beim beanspruchten Land und der Wasserfläche handelt es sich um kantonales Gebiet. Die Benutzung der Ufer- und Wasserflächen muss durch Konzessionsgebühren abgegolten werden. Bei einer derart grossen Anlage wie der Marina Tiefenbrunnen geht das ins Geld. Wie Baudirektor Markus Kägi betonte, habe der Kanton bei der Berechnung der Gebühren ganz bewusst auf die Kosten für die Benutzer geachtet. So darf der Gewinn der privaten Trägerschaft der Marina (siehe Kasten) nicht über 5 Prozent betragen. Auch die einzelnen Bootsplätze kommen nach dem kantonalen «Konzessionsrabatt» billiger. Ohne Rabatt hätte allein der Gebührenanteil 2000 Franken pro Jahr und Bootsplatz bedeutet. Der Kanton verzichtet auf diese Einnahmen, um möglichst problemlos das innere Seebecken gemäss einem Leitbild von den Bojenfeldern zu befreien. «Da haben wir als Kanton ein Interesse», so Kägi vor den Medien. Dieses Interesse lässt sich der Kanton einiges kosten: Er verzichtet auf zwei Drittel seiner «normalen» Gebühren und gibt sich mit jährlich 250 000 Franken zufrieden.
Ein Drittel der 400 Plätze geht an die drei Vereine Zürcher Segelclub, Zürcher Yachtclub und Segelclub Enge. Sie müssen nur 3.50 Franken pro Quadratmeter für ihre Bootsplätze bezahlen. Alle anderen Nutzer zahlen 7 Franken. Reinhard Finazzi, der als Vertreter der drei Zürcher Traditionsverein sprach, betonte: «Wir haben sehr viele Boots-Sharingplätze. Und es werden immer mehr. So stellen wir sicher, dass möglichst viele Segler ihr Hobby ausüben können.» 60 Prozent der Clubmitglieder hätten kein eigenes Boot mehr, sondern nutzten eines der Clubs.
Stadtrat André Odermatt freut sich über das Projekt: «Wir haben die Kosten gesenkt. Und das Konzept der Marina bietet allen Zürcherinnen und Zürchern etwas.» Und es könnte durchaus noch mehr werden. Bereits besteht ein Plan für die Zeit nach der Inbetriebnahme der Marina. 2025 soll es eine Erweiterung geben. In dieser zweiten Etappe wird die Wasserschutzpolizei in ein neues Gebäude umziehen. Dadurch entsteht Platz für ein kleines Pärkchen vor der Marina. Doch bis dahin werden wohl noch einige Segel auf dem Zürichsee gehisst.

Die Trägerschaft

Im Sommer 2013 hat die Stadt Zürich in Absprache mit dem Kanton entschieden, die Marina nicht selbst zu realisieren, sondern eine Beteiligung von Privaten ins Auge zu fassen. Als Trägerschaft wird die Stadt Zürich, der Zürcher Segel Club, der Zürcher Yacht Club und der Segel-Club Enge sowie die Kibag AG und die Mobiliar fungieren.
Ausstellung
Im Ausstellungsraum Amt für Hochbauten an der Morgartenstrasse 40, 8004 Zürich, ist eine Ausstellung des Architekturwettbewerbs von Mittwoch, 22., bis Mittwoch, 29. August, zu sehen. Öffnungszeiten: Mo–Fr 16–20 Uhr, Sa/So 14–18 Uhr. (ajm.)