Maturanden verhandelten fiktive Fälle

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Schülerinnen und Schüler schlüpften in die Rolle von Richtern: Die Engemer Kantonsschule Freudenberg organisierte wieder ihre staatsbürgerliche Woche.

Die staatsbürgerliche Projektwoche (Stabü) wird an der Kanti Freudenberg schon seit 1972 durchgeführt. Mittlerweile haben andere Schulen das bewährte Format übernommen – kein Grund, dieses am Freudenberg nicht weiter zu optimieren, wie dessen neuste Auflage vergangene Woche bewies.

Mit seinem Eröffnungsreferat zum Thema «Kriminalität im Kanton Zürich» und der anschliessenden Diskussion verlieh Regierungsrat Mario Fehr (SP) der Woche am Montagmorgen viel Schub. Dies änderte sich auch nicht mit dem Referat von Matthias Kamber, bis 2018 Direktor der Stiftung Antidoping Schweiz. Er erläuterte die Zusammenhänge zwischen Doping und Kriminalität und zeigte die immense Bandbreite des Dopings auf, die vom (Amateur-)
Sportler bis hin zu Staatsprogrammen reicht.

Mit Min-Li Marti (SP), Philipp Kutter (CVP) und Hans-Ueli Vogt (SVP) duellierten sich am Dienstag in der Podiumsdiskussion gleich drei Mitglieder des Nationalrats. Dank kontroverser Themen war dies für das Publikum ein Highlight. Weitere Gäste waren der «Korruptionsjäger» Mark Pieth, die Staatsanwältin Sandra Muggli (Cybergrooming) sowie Vertreter der Kantonspolizei (Jugendgewalt).

Experten begleiteten konstruktiv
Viel Spannung herrschte am Freitag, an dem zum ersten Mal an einer Stabü zwei fiktive Gerichtsfälle verhandelt wurden, dies unter kritisch-konstruktiver Begleitung durch den ehemaligen Staatsanwalt Ulrich Weder, Rechtsanwalt Thomas Fingerhuth, Oberrichter Beat Gut und Jessica Wolf von der Opferberatung Zürich. Beide Fälle wurden ebenso wie die Positionen von Anklage, Verteidigung und Gericht von den Maturandinnen und Maturanden selbst erarbeitet: Der erste Fall handelte von einem muslimischen Ehepaar, das in Zürich in den Ferien war. Als die Frau einen Herzstillstand erleidet, will ihr ein Arzt helfen. Ihr Gatte missinterpretiert die Situation und hindert den Arzt an der Leistung von Nothilfe. Seine Frau stirbt noch am Unfallort. Punkto fahrlässiger Tötung sprachen die Richter den Angeklagten frei.

Nach dem legendären Mittagsbuffet und einer Postersession zu 26 Gruppenthemen begann die Verhandlung des zweiten Falles. Dieser – ebenso komplex und spannend – drehte sich um den Vorwurf der Geldwäscherei. Die Schülerinnen und Schüler, die für die Gerichtsfälle zuständig waren, leisteten in beiden Fällen ganze Arbeit und ernteten denn auch aufrichtiges Lob von den Experten.
Mit einem Wochenrückblick endete diese anregende, abwechslungsreiche und von der Fachschaft Geschichte tadellos organisierte Politwoche. (Mark Bühler, Gian-Leo Willi)