Maylabio-Lippenpomade ist Geschichte

Erstellt von Karin Steiner |
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Aus den Gründungsmitgliedern des Mini-Unternehmens Maylabio der Kantonsschule Zürich Nord (KZN) sind wieder Schülerinnen und Schüler geworden, die für die Matura büffeln mussten. Ausser ein paar guten Erfahrungen können sie auch einen Gewinn von immerhin 1050 Franken aus dem Experiment mitnehmen.

Die sechs Schülerinnen und Schüler des Wahlfachs Wirtschaft an der Kantonsschule Zürich Nord (KZN) hatten vor ­einem Jahr die Aufgabe bekommen, eine Firma zu gründen, ein Produkt zu entwickeln, herzustellen, zu bewerben und zu vertreiben und anschliessend die Firma wieder aufzulösen. Unterstützt wurden sie dabei von der Organisation Young Enterprise Switzerland (YES), die jährlich über 200 Mini-Unternehmen fördert mit der Absicht, den jungen Leuten aufzuzeigen, was es heisst, ein Unternehmer oder eine Unternehmerin zu sein. Das Sextett der KZN entwickelte Lippenpomaden aus natürlichen Zutaten und stellte sie in unzähligen Stunden Arbeit selber her. Das nötige Startkapital beschaffte es durch den Verkauf von Partizipationsscheinen an die Angehörigen. «Anfangs konnten wir unsere Lippenpomaden nur innerhalb der Familie und im Bekanntenkreis verkaufen», erzählt der Linus Ruzek. «Aber als dann der Artikel über uns in den Zeitungen der Lokalinfo erschien, kamen plötzlich viele Bestellungen online herein.»

Artikel in dieser Zeitung wirkte

«Wir mussten sofort eine neue Serie produzieren.» Auch ein kleiner Laden aus Zürich-Höngg habe sich gemeldet und wollte die Lippenpomade in das Sortiment aufnehmen, ergänzt Ylva Brunschwiler. Doch nach Weihnachten sei der Verkauf abrupt eingebrochen. «Wir hatten zu dieser Zeit auch grossen Prüfungsstress an der Schule und kaum Zeit, uns intensiv mit der Bewerbung des Produkts zu befassen.» Generell könne man sagen, dass die zwei Stunden im ersten Semester und die eine Stunde im zweiten Semester, die einem von der Schule aus für das Wahlfach zugesprochen werde, kaum reiche, um ein solches Projekt voranzutreiben. «Man müsste sehr viel Freizeit investieren, und die hatten wir nicht, weil die 5. Klasse am Gymnasium die stundenmässig intensivste ist.» Nach und nach seien die Kontakte, die man geknüpft hatte, wieder verebbt.

Erschwert durch Corona

In der Regel können die Mini-Unternehmen ihre Produkte an Märkten der Öffentlichkeit vorstellen und verkaufen. Zudem gibt es jeweils einen grossen Anlass am Zürcher Hauptbahnhof für die Präsentation der Produkte. «Aber das alles fiel wegen Corona ins Wasser», sagt Linus Ruzek. «Ich bin sicher, wir hätten viel mehr verkaufen können, wenn wir unser ‹Baby›, wie wir es unter uns genannt haben, besser hätten präsentieren können.»

Jetzt ist das Maylabio-Team damit ­beschäftigt, die Firma aufzulösen und ­einen Businessplan und einen Geschäftsbericht zu schreiben. Insgesamt haben die ­Jungunternehmer gegen 500 Lippenpomaden verkauft und einen Gewinn von 1050 Franken erwirtschaftet. «Davon müssen wir einen Anteil an YES geben. Auch zahlen wir unseren Partizipanten ihr Geld mit einer Rendite von 3,3 Prozent aus – das ist mehr, als man bei der Bank bekommt», sagt Linus Ruzek stolz. «Wie viel am Schluss für uns bleibt, ist noch offen. Vermutlich wollen nicht alle Partizipanten ihr Geld zurück ...»

Eine positive Bilanz

Abgesehen von den Erschwernissen durch Corona ziehen Ylva Brunschwiler und Linus Ruzek abschliessend eine positive Bilanz. «Wir haben gelernt, uns in der Gruppe zu organisieren», so der Gymnasiast. «Man kann aus dem Erlebten viel mitnehmen. Man hat sehr viel Verantwortung. Manchmal ist es fast ein bisschen zu viel, aber daran wächst man.» «Wir sind selbstständiger geworden», sagt Ylva Brunschwiler. «Ich persönlich habe den direkten Kontakt mit den Kunden und den Vergleich zu anderen Mini-­Unternehmen vermisst, der normalerweise in Nicht-Corona-Jahren stattfindet. Aber insgesamt hat es uns als Gruppe zusammengeschweisst.»