Mehr Solidarität mit der Landwirtschaft

Erstellt von Dennis Baumann |
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Der Verein Gipfelstürmer Programm will die Gemeinde Küsnacht durch Workshops nachhaltiger gestalten. Im Austausch mit den Teilnehmenden diskutierten die sogenannten Coaches neue Möglichkeiten und Wege, mehr Lebensmittel aus der umliegenden Region zu konsumieren.

«Stellen Sie sich Ihr Lieblingsgemüse vor. Nun überlegen Sie sich, auf wie viele ­Arten man es zubereiten kann», beginnt Simon Gisler den Onlineworkshop über lokale Ernährungssysteme und stimmt auf die nächsten zwei Stunden Brainstorming ein. Er ist der Kopf des Vereins Gipfelstürmer Programm und stellt mit Gastbeiträgen vom Zürcher Bauernverband und der Genossenschaft «Minga vo Meile» zwei Ideen vor, wie die Beziehung zwischen den Menschen und der Ernährung gestärkt werden kann. Wie bringt man den Konsumenten näher an den Bauern und wie kann nachhaltiger konsumiert werden, sind Fragen, die die rund 30 teilnehmenden Küsnachterinnen und Küsnachter am Onlineworkshop beschäf­tigten.

Lokale Bauern unterstützen

Grossverteiler bieten ihre Lebensmittel um ein Vielfaches teurer an, als sie dem Bauern bezahlt haben. So fallen auch die Gewinne für die Grossverteiler höher aus als für die Bauern. Eine Ungerechtigkeit, findet Marco Calzimiglia vom Zürcher Bauernverband. Er ist der erste Gast, der seine Idee den Workshopteilnehmerinnen und -teilnehmern vorstellt.

An einem Kilo Kartoffeln verdienen Grossverteiler im Schnitt das Fünffache von dem, was der Bauer an Gewinn macht, wie Calzimiglia in einem Film vom Zürcher Bauernverband zeigt. Die Produktionskosten pro verkaufte Einheit seien in vielen Fällen nicht gedeckt. Nur die Direktvermarktung könne dieses Missverhältnis aufheben. Daher lancierte der Verband vor einem Jahr die App «Hoflädeli24.ch». Die Idee dahinter ist, den Verkauf der Erzeugnisse zu digitalisieren. Die App zeigt alle Standorte an, an denen Bauern ihre Lebensmittel in den entsprechenden «Hoflädeli24»-Automaten anbieten. Durch die App sehen die Kunden, welche Produkte die jeweiligen Automaten anbieten. Gleichzeitig können die Bauern den Bestand in ihren Automaten jederzeit überprüfen.

Dabei verspricht der Zürcher Bauernverband faire Verkaufspreise, bei denen die Produktionskosten stets gedeckt sind. Was in Meilen bereits Erfolge erzielen konnte, könnte auch in Küsnacht funktionieren, wenn es nach Andreas Rüegg geht. Er ist Mitglied der Verwaltung der Genossenschaft «Minga vo Meile» und stellt gemeinsam mit Jeanine und Lukas Puijenbroek, den Gründern jener Genossenschaft, ihr Modell der sogenannten «solidarischen Landwirtschaft» vor.

Das Feld als Ort der Begegnung

Das Prinzip ist simpel: Die Genossenschafterinnen und Genossenschafter bauen ihr Obst und Gemüse selbst an und dürfen das auch selbst ernten. Dazu muss jährlich ein Erntepass, der wie ein Mitgliedschaftsbeitrag funktioniert, gelöst werden. Zudem verpflichtet man sich als Mitglied zu 16 Stunden Mitarbeit auf dem Feld. In Meilen arbeitet «Minga vo Meile» mit landwirtschaftlichen Betrieben zusammen, die ihr Land den Genossenschaftern zur Verfügung stellen. Ziel der Genossenschaft ist nicht nur ein nachhaltigerer Konsum. Der soziale Aspekt spiele ebenfalls eine wichtige Rolle, so Rüegg. Denn das Feld soll zudem als Begegnungsort verstanden werden. Die Mitglieder sollen sich austauschen und bestenfalls voneinander lernen. Diese Idee fand bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Workshops besonders viel Anklang. Viele können sich vorstellen, selbst Mitglied einer solchen Genossenschaft zu werden und auf dem Feld mit Hand anzulegen, wenn es in Küsnacht etwas in dieser Art geben sollte.

In einem nächsten Schritt gilt es nun abzuklären, ob es in Küsnacht genügend Bauern gibt, die bereit wären, ihr Land für entsprechende Zwecke zur Verfügung zu stellen. Stand heute sind dies alles noch offene Fragen, die zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht geklärt sind. Wie sich die Ideen weiterentwickeln werden, wird sich in Zukunft zeigen.