Zürich hat seit Neustem nur noch gut halb so viel Beteiligungsaktien an der MCH Group, zu der auch die Messe Zürich gehört. Zudem ist die Stadt nicht mehr im Verwaltungsrat dabei.
Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit haben sich die Beteiligungen von Stadt und Kanton Zürich an der MCH Group, zu der auch die Messe Zürich gehört, mehr als halbiert. Von 7,75 Prozent auf lediglich noch 3,1 Prozent. Grund ist eine massive Kapitalerhöhung an der Börse. Stadt und Kanton Zürich halten nun zusammen mit dem Kanton Basel-Stadt nur noch knapp 34 Prozent der Aktien. Grösster Einzelaktionär ist neu James Murdoch von der US-amerikanischen Mediendynastie («Fox-News»). Damit schwindet der Einfluss von Stadt und Kanton weiter an der einstigen Perle in Zürich Nord.
Dazu hat die Stadt Zürich auch einen gewissen Trumpf aus der Hand gegeben: den Einsitz im Verwaltungsrat. Wie die Stadt auf Anfrage bestätigt, sei der bisher abgeordnete Vertreter André Odermatt (SP), Stadtrat und Vorsteher des Hochbaudepartements, aus dem Verwaltungsrat ausgetreten. «Für den Rest der Amtsdauer 2018–2022 wird Balz Hösly, der bisherige Vertreter des Kantons Zürich, der gemeinsame Vertreter von Stadt und Kanton Zürich im Verwaltungsrat der MCH Group AG sein», so Sprecherin Catharina Fingerhuth vom Finanzdepartement der Stadt Zürich.
Dabei ist die Stadt Zürich nach wie vor vom Erfolg der Messe überzeugt: «Mit ihrem Engagement will die Stadt Zürich weiterhin die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Zürich fördern. Für Kanton und Stadt Zürich gilt die Beteiligung an der MCH Group als eine im öffentlichen Interesse liegende Investition in die Zukunft des Kantonshauptorts. Die in Zürich stattfindenden Events und Messen der MCH Group tragen zur Wertschöpfung in der Region bei und generieren entsprechende Steuererträge», so Fingerhuth. Man gibt sich also positiv, dass die Messe Zürich trotz Digitalisierungstrend eine Zukunft hat. Nach dem Wegfall der Züspa gehören die Auto Zürich und die Berufsmesse zu den verbleibenden Aushängeschildern. Wegen Corona vertagt sind vorderhand die Swiss Moto und die Erotikmesse Extasia.
Dass es nicht bestens steht um die MCH Group, zeigt die abrupte Kündigung des Geschäftsführers Bernd Stadlwieser. Laut der «SonntagsZeitung» gab es Krach mit dem Verwaltungsrat. Es ging um «unterschiedliche Vorstellungen über die künftige Strategie und die Aufgaben des Verwaltungsrates».
Der neue städtische Abgeordnete Balz Hösly ist Partner des Anwaltsbüros MME. Er sass ab 1991 für die FDP im Zürcher Kantonsrat, verpasste2003 aber seine Wiederwahl. Balz Hösly ist zudem Verwaltungsratspräsident der Hallenstadion AG und der Standortförderung Greater Zurich Area. Stichwort Hallenstadion: Wesentlich stärker beteiligt ist hier die Stadt Zürich. Die Hauptaktionäre bei der Hallenstadion AG sind die Stadt Zürich mit 39,12 Prozent, die Gastrofamilie Familie Wüger mit 35,38 Prozent und der Kanton Zürich mit 6 Prozent. Probleme kommen unabhängig vom Coronavirus noch andere auf die Hallenstadion AG zu. 2022 nämlich werden die ZSC Lions in eine eigene Halle in Zürich-Altstetten ziehen. Auf einen Schlag fallen gut 60 Eventtage und etwa 30 Prozent an Einnahmen weg.