Mit Solarenergie ein Zeichen setzen

Erstellt von Dennis Baumann |
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An einem runden Tisch diskutierten kürzlich Gemeinde- und Solarmontagevertreter, wie man Solarenergie in Küsnacht zugänglicher gestalten kann. Leo Scherer besitzt schon eine Anlage und weiss, wieso Solarstrom immer beliebter wird.

Das Einbauen einer Solaranlage bei sich zu Hause geht ins Portemonnaie und ist an viele Auflagen gebunden. Der Spielraum auf Gemeindeebene ist eng und immerhin trägt Küsnacht bereits seit 2010 das Label «Energiestadt Gold». Dennoch könnte man sich auf lokaler Ebene mehr bemühen, nachhaltige Energieträger zu fördern. Dieser Auffassung ist EVP-Präsident André Tapernoux.

Im vergangenen Frühling schickte er deshalb zusammen mit 15 Mitunterzeichnenden – alle aus unterschiedlichen Parteien – ein schriftliches Anliegen an die Energie und Naturschutzkommission Küsnacht (Enak) mit der Forderung, dass unter anderem der Einbau von Solaranlagen einfacher werden soll. Denn gemäss der Gruppe lag Küsnacht im Jahr 2018, aufgrund des genutzten Solarenergiepotenzials pro Kopf, nämlich nicht einmal in den Top 50 des Kantons (der «Küsnachter» berichtete). Im Juni trafen sich dann mehrere Vertreter aus Gemeinde und Energieanbietern zum Gespräch. Ein zentrales Thema dabei waren die Kosten beim Bewilligungsverfahren.

Bewilligungen sind aufwendig

Wer Solarpanels auf seinem Dach einbauen will, muss vorher eine Baubewilligung einreichen. Die Kosten für ein solches Verfahren schrecken ab. Ausserdem unterscheiden sich die Verfahren je nach Bauzone. In manchen Fällen scheitert der Bau einer Solaranlage am Heimat- oder Naturschutz. Bis eine Bewilligung durchgeht, kann viel Zeit vergehen. «Das braucht manchmal etwas Geduld. Diese Auflagen können wir auf Gemeindeebene nicht bestimmen», erklärt Gemeinderat und Enak-Vorsteher Ueli Schlumpf (SVP).

Dennoch bestünde in Zukunft die Möglichkeit auf Verbesserung. In der Diskussionsrunde der Gemeinde- und Energievertreter stand eine potenzielle Senkung der Bewilligungskosten zur Debatte. Mehrere Punkte aus der Diskussionsrunde flossen in das «Energieprogramm 2022+» ein. In der Gemeindeversammlung vom Dezember wird das Programm bekanntgegeben. Die Förderung von Solarstrom wird auch dort Thema sein.

Von Solarstrom überzeugt

Ein zufriedener Nutzer von Solarenergie ist der Küsnachter Heizungsinstallateur Leo Scherer. Auf dem Dach des Gebäudes seines Heizungsunternehmens sind seit 2017 Solarpanels auf einer Fläche von 16 Quadratmetern verbaut. Damit versorgt er das gesamte Gebäude mit Strom und hat immer noch genug übrig, um den Rest ins Stromnetz einzuspeisen.

«Der Einbau von Solaranlagen ist eine Investition in unsere Zukunft», sagt Scherer. Er ist vom Solarstrom überzeugt und hat auch bei sich zu Hause eine sogenannte Fotovoltaikanlage einbauen lassen. Seine Überzeugung fliesst auch in seinem Beruf als Heizungsinstallateur ein. Der Verkauf und Einbau von Solaranlagen gehören zwar nicht zu Scherers Geschäft. Allerdings rät er seinen Kunden, den Wechsel auf Solarstrom in Erwägung zu ziehen. «Bei einer Heizungssanierung lege ich meinen Kunden gerne nahe, die Situation auch noch gleich für den Umstieg auf Solarstrom zu nutzen», erklärt Scherer. Denn wird die Heizung nach der Sanierung nicht nur effizienter, durch den Wechsel auf Solarenergie wird sie auch noch grüner.

Energie reicht im Winter aus

Mit den 16 Quadratmetern Solarpanels auf dem Dach seines Heizungsunternehmens erzeugt er pro Tag etwa 2,6 Kilowatt Strom. Vom Gebäude genutzt werden rund 1 Kilowatt. So kann der Rest ins Netz eingespeist werden. «Nicht alle Häuser brauchen gleich viel Strom. Was übrig bleibt, geht ins Netz und steht anderen zur Verfügung», so Scherer. Der Wirkungsgrad ist mittlerweile hoch genug, selbst in Wintermonaten das ganze Gebäude mit Strom zu versorgen.

Mit dem alleinigen Wechsel auf Solarstrom ist es nicht getan. Gerade bei Heizungssanierungen lohne es sich, auch bei der Heizung auf nachhaltigere Systeme zurückzugreifen. «Eine Solaranlage, die eine Wärmepumpe antreibt, macht einen Haushalt nochmals energieeffizienter», sagt Scherer und fügt an: «Fossile Brennstoffe muss man deswegen nicht verbieten. Manchmal geht es nicht anders.»

Fusionen aus beiden Welten seien momentan der beste Weg. Wärmepumpen sind im Winter weniger effektiv. Je kälter die Luft draussen, umso schwächer wirkt die Wärmepumpe. «Verbindet man die Wärmepumpe mit einer Gasheizung können sich die beiden Heizsysteme ergänzen», erklärt der Küsnachter Heizungsinstallateur.

Seinen Beitrag leisten

Die Installation einer Solaranlage verläuft laut Scherer unkompliziert. Die Panels werden auf dem Dach angebracht, mit einer Stromstation im Haus verbunden, welche wiederum ans Stromnetz angehängt ist. In der Praxis sehe er bei Solaranlagen keine Nachteile. Die Unterhaltskosten seien auf ein Minimum beschränkt. Es sind die Anschaffungskosten, die auch heute noch abschreckend wirken. «Solarpanels sind effizienter und günstiger geworden. Irgendwo ist es auch eine Frage der Überzeugung», sagt Scherer. Die Fotovoltaikanlage auf dem Dach seines Heizungsunternehmens hat 30 000 Franken gekostet. Nicht jeder kann auf Solarstrom ­wechseln, aber Scherer appelliert an ­diejenigen, welche die Möglichkeit dazu hätten. «Im Schnitt kostet eine Heizungssanierung etwa 20 000 bis 30 000 Franken. Nimmt man dieses Geld nochmals in die Hand, kann man ein Zeichen ­setzen», so Scherer.

Staatliche Anreize sind seiner Meinung nach nicht der richtige Weg, den flächendeckenden Wechsel auf ­Solarstrom durchzusetzen. Über Fördergelder soll das Umdenken nicht stattfinden. Viel eher soll es aus Eigenverantwortung stammen. «Die Leute müssen selbst überlegen, wie sie ihren Beitrag für eine nachhaltigere Zukunft leisten können», so Scherer.

Ähnlich sieht es auch Gemeinderat und Enak-Vorsteher Ueli Schlumpf. Die Küsnachterinnen und Küsnachter zum Wechsel auf Solarstrom zu zwingen, sei der falsche Weg. Letztlich müsse das Umdenken von den Leuten aus kommen. «Wir können als Gemeinde nur mit gutem Vorbild vorangehen. Schliesslich zahlen die Eigenverantwortung und der Wille der Bevölkerung», so Schlumpf.