Nach 100 Jahren muss der Werkhof weichen

Erstellt von Karin Steiner |
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Ein Jahrhundert lang diente der Werkhof des alteingesessenen Baugeschäfts de Capitani als Werkhof und Magazin und beherbergte einst auch Zimmer für die Gastarbeiter. Jetzt entsteht an der Stelle zentral in der Enge ein sechsgeschossiges Wohnhaus mit 25 Wohnungen und einem Café.

Die Geschichte des alteingesessenen Engemer Baugeschäfts de Capitani beginnt jedoch bereits vor 120 Jahren, als der Tessiner Innocente de Capitani von Pregassona nach Zürich zog, um bei seinem Bruder Giovanni zu arbeiten, der in der Enge ein Baugeschäft betrieb. 1901 gründete er sein eigenes Baugeschäft, das sich dank seiner Tüchtigkeit schnell entwickelte. Sowohl seine beiden Söhne Hans und Emil als auch die Enkel Hans junior und Bruno lernten baugewerbliche Berufe, schlossen ihre Ausbildung am Technikum Winterthur ab und führten die Firma weiter.

Umbauten und Renovationen

Trotz der beiden Weltkriege, Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit entwickelte sich das Baugeschäft immer weiter. Statt wie anfangs auf Neubauten setzte die Firma immer mehr auf Umbauten und Renovationen, und das ist bis heute so geblieben. 1982 trat Mario de Capitani in vierter Generation in die Firma ein. Er leitet sie nun gemeinsam mit Bernhard Federer, einem langjährigen Mitarbeiter. 1991 wurde sie in die De Capitani Bau­geschäft AG umgewandelt.

Der Werkhof an der Klopstockstrasse, der jetzt abgerissen wurde, diente genau 100 Jahre lang der Firma als Magazin und beherbergte auch Zimmer für die Gastarbeiter. «Als er gebaut wurde, stand er ausserhalb des Siedlungsgebietes», erzählt Mario de Capitani. «Heute ist er eingekesselt von Wohnhäusern. Das ist nicht ideal, weil das Ein- und Ausladen von Material doch Lärm verursacht.» Jetzt ist das gesamte Material in einem Provisorium in Adliswil untergebracht, vorerst bis 2027. «Danach schauen wir weiter», so Mario de Capitani.

25 neue Wohnungen

Anstelle entstehen derzeit hier an bester Lage zwei zusammengebaute, sechsgeschossige Wohnhäuser mit 25 Wohnungen und einem Café im Erdgeschoss. «Zuoberst befinden sich zwei Attika-Wohnungen. Die eine werden meine Frau und ich beziehen, die andere eine unserer vier Töchter mit Familie. Eine andere Tochter  wird denn auch das Café im Erdgeschoss führen.»

Der Bauunternehmer freut sich darauf, Anfang 2024, wenn die Häuser ­bezugsbereit sind, nach langer Zeit aus ­Erlenbach wieder in seine Heimat zurückkehren zu können. «Ich bin in der Enge aufgewachsen, hier zur Schule gegangen und wurde in dieser Kirche getauft, konfirmiert und habe hier auch geheiratet. Ich bin in dem Quartier tief verwurzelt.» Ein bisschen wehmütig stimme es ihn schon, wenn er zuschauen müsse, wie der Werkhof verschwindet. «Aber ich freue mich auf die Zukunft.» An der Philosophie der De Capitani Baugeschäft AG ändert der ganze Umzug des Werkhofs nichts. Die Firma hat sich längst im Bereich Umbau und Renovationen einen Namen gemacht. Von Maurer und Gipserarbeiten in kleinem Rahmen bis zu Totalsanierungen von Gebäuden aller Art und teilweise auch geschützten Objekten kennen die 60 Mitarbeitenden dank ihrer langjährigen Erfahrung für jedes Problem eine Lösung.