«Nach meiner Erfahrung kann jeder singen»

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Der Kantonale Jugendchor Zürich schliesst mit seinem Konzert in der Kirche Oberstrass Zürich seine diesjährige Konzertreihe ab. Von der klassischen Marienvertonung bis zum Rocksong wird dem Publikum einiges geboten.

Der Kantonale Jugendchor Zürich schliesst mit seinem Konzert in der Kirche Oberstrass Zürich seine diesjährige Konzertreihe ab. Von der klassischen Marienvertonung bis zum Rocksong wird dem Publikum einiges geboten.

Von Christina Brändli

2016 gründete Martin Wildhaber den Projektchor «Junge Stimmen Zürich»: «Ich wollte Jugendlichen, die sonst nicht die Chance haben, in einem Chor zu singen, die Möglichkeit geben, tolle Musik mit motivierten Gleichaltrigen zu machen», erzählt er.

Der Gymnasiallehrer entdeckte mit 16 Jahren seine Liebe zu Chormusik. Er war zehn Jahre Mitglied im kantonalen Bündner Jugendchor: «Als ich mein Studium in Zürich begann, fragte ich mich, weshalb es hier kein derartiges Angebot gibt.»

Auftritt nach nur einer Woche

Das vierte Jahr in Folge finden sich zwischen 35 und 45 gesangsbegeisterte Jugendliche zum Projektchor unter der Leitung von Wildhaber zusammen. «Der Unterschied zu einem Chor im üblichen Sinn liegt darin, dass sich unsere Zusammenarbeit nur auf ein paar wenige Wochen beschränkt», erklärt er.

Die Jugendlichen verbringen gemeinsam ein einwöchiges Lager in Wildhaus: «In dieser Zeit wird das Programm einstudiert. Anschliessend finden im Kanton Zürich vier Konzerte für die Öffentlichkeit statt.» In der Projektwoche kommen auch die sozialen Aktivitäten nicht zu kurz, das schweisst die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf und hinter der Bühne zusammen. Das Konzept spricht besonders junge Erwachsene zwischen 15 und 26 an, die gerne projektbezogen arbeiten oder sich nicht fest verpflichten möchten oder können. Ebenfalls lockt die Aussicht, nach nur einer Woche mit einem kompletten Konzertprogramm aufzutreten.

Dieses Jahr wurde die Projektwoche erstmals in die Sommerferien vorverlegt: «Einige unserer Sängerinnen und Sänger werden im Herbst ihr Studium beginnen und hätten sonst nicht teilnehmen können», erklärt er. Der Veranstaltungstermin wird wohl in Zukunft so beibehalten.

Das Programm bietet eine bunte Mischung, die für jede Zuhörerin und jeden Zuhörer etwas Passendes bereit hält. «Der Auftritt besteht aus verschiedenen Teilen. Einerseits die klassische Konzertliteratur, andererseits Schweizer und deutsche Volksmusik sowie moderne Popliteratur.» Auf traditionelle Kirchenlieder wie «Ave generosa» und «Je vous salue Marie» folgen «Randulin», «Consolatzun», «Die Gedanken sind frei», «Die Vogelhochzeit» oder «Fever». Der Nerv des Publikums wird aber so gut wie immer getroffen, denn: «Wenn der Chor auf der Bühne Spass hat, wird auch das Publikum mitgerissen», sagt Wildhaber. In welchem Dorf oder in welcher Stadt die «Jungen Stimmen Zürich» auftreten, entscheidet sich jedes Jahr neu. Wie im Fall der Kirche Oberstrass Zürich fällt die Wahl punkto Location meist auf ein Gotteshaus: «Für unser A-cappella-Programm ist die Akustik einer Kirche ideal», sagt der Chorleiter.

Chorbegeisterte willkommen

Das Gewinnen von neuen Teilnehmern ist, wie in vielen Bereichen, auch in der Chorszene nicht ganz einfach: «Wir sind immer auf der Suche nach neuen Stimmen. Besonders chorbegeisterte Männer sind schwer zu finden. Tenöre sind Mangelware.» Willkommen ist aber jeder vom Musikstudenten bis zum Gesangsneuling. Als gute Vorbereitung empfiehlt Wildhaber regelmässige Sologesangslektionen, fügt aber an: «Nach meiner Erfahrung kann jeder singen.»