Vom Ergebnis einer eigenen Umfrage bestätigt, fordert die FDP 7+8 erneut eine Buslinie 34 via Römerhof und Hottingerplatz. Die VBZ winkt ab – schon wieder.
Um herauszufinden, dass eine Mehrheit der Witikerinnen und Witiker mit ihrer neuen Buslinie 31 ins Stadtzentrum nicht zufrieden ist, hätte es keine Befragung der Bevölkerung gebraucht. Zu unpünktlich verkehrten bisher viele Busse auf der im Dezember neu geschaffenen Linie vom Farbhof bis in die Kienastenwies.
Die FDP Kreis 7+8 wollte es aber genauer wissen und verschickte noch vor den Wahlen im März 5000 Fragebogen an die Haushalte in Witikon. Mit folgendem Ergebnis: Rund 400 Befragte wünschen sich die alte Linie 34 zurück, die von Witikon zum Klusplatz verkehrte. Weitere 400 Befragte möchten ebenfalls den 34er zurück, aber in einer bis zum Hauptbahnhof verlängerten Variante, via Römerhof und Hottingerplatz. Knapp 150 Befragte wollen am heutigen Zustand nichts ändern. Das Ergebnis sei selbstverständlich keine Stichprobe im statistischen Sinn, sagte der ehemalige FDP-Gemeinderat und heutige Kantonsrat Marc Bourgeois kürzlich vor den Medien. Die Relevanz sei aber hoch und das Ergebnis die «beste verfügbare Datenbasis».
«Den Witiker» gibt es nicht
Auf dieser Basis kommt die FDP zum Schluss, dass 61 Prozent der Witiker die heutige Buslinie 31 ablehnen. Und sie suchte nach einer Lösung, die einer Mehrheit der Witiker Vorteile bringt, ohne den Hottingern etwas wegzunehmen. Was mit Blick auf das Ergebnis der Umfrage keine einfache Aufgabe war. «‹Den Witiker› oder ‹die Witikerin› gibt es nicht», stellte auch Bourgeois fest. Die Ansprüche an eine Direktverbindung ins Zentrum seien unterschiedlich. Die einen wollten pünktlich zum Hauptbahnhof, die anderen bequem ans Bellevue. Mehrheitsfähig sei «am ehesten» die Verbindung via Hottingerplatz zum Hauptbahnhof, resümierte Bourgeois. Eine Lösung, die auch ihm gut passt, hat er sich doch schon 2010 dafür eingesetzt. «Es ist die Lösung, durch die sich der öffentliche Verkehr und der motorisierte Individualverkehr am wenigsten ins Gehege kommen.»
Neu ist der Vorschlag für eine Direktverbindung von Witikon zum Hauptbahnhof via Hottingerplatz also nicht. Diese Linienführung gehörte zu den Varianten, die vor der Einführung der heutigen Linie 31 geprüft wurden und war auch die Linienführung, für die sich der Quartierverein Witikon einsetzte. Der Stadtrat entschied aber anders. Die Kosten für die Anpassung der Strecke vom Klusplatz bis zum Pfauen für den Busbetrieb seien zu hoch, argumentierte er. 20 Millionen Franken kosteten die Arbeiten an Strassen, Haltestellen und Oberleitungen. Zahlen müsse dies die Stadt, vom Zürcher Verkehrsverbund könne kein Beitrag erwartet werden. Am Runden Tisch einigten sich die Verkehrsbetriebe Zürich, der Quartierverein Witikon und weitere Vertreter aus Witikon und Hottingens schliesslich auf die Linienführung für den heutigen Bus 31.
Sofort zurück – oder etwas später
Der Stadtrat habe die Kosten für die Anpassungen an den Busbetrieb völlig übertrieben, sagte Bourgeois. Er selbst sei damals auf einen Betrag von weniger als 4 Millionen gekommen. Heute dürften die Kosten noch tiefer ausfallen. Dies, weil in der Zwischenzeit Trolleybusse mit Batterien entwickelt wurden, die Teilstrecken ohne Oberleitung zurücklegen können. Eine Elektrifizierung vom Klusplatz zum Pfauen sei gar nicht mehr nötig, sagte Bourgeois. Darum sei jetzt der richtige Zeitpunkt, die Linie 31 wieder aufzuteilen. Zu schaffen sei eine neue Buslinie 34 (Witikon–Römerhof–Hottingerplatz– Hauptbahnhof). Die Linie 31 soll wieder auf ihrer alten Strecke verkehren (Farbhof–Hegibachplatz).
Den erneuten Umbau der Buslinien will die FDP 7+8 mit Interpellationen und Vorstössen im Gemeinderat vorantreiben, sagte Gemeinderat Pablo Bünger. In «ein bis zwei Jahren» schon könne die neue Linienführung umgesetzt sein. «Ich bin ein Optimist.» Die Planungen für die heutige Linie 31 hatten acht Jahre gedauert.
Der Quartierverein Witikon freue sich über die Unterstützung durch die FDP, sagt Präsident Balz Bürgisser auf Anfrage. Bis 2013 habe sich der Verein sich für dieselbe Lösung eingesetzt, ohne Erfolg. «Auch der Quartierverein wird eine direktere Linienführung im Auge behalten.» Kurz- und mittelfristig werde diese Forderung aber kaum umgesetzt werden. Realisierbar seien hingegen Massnahmen für eine bessere Fahrplanstabilität und Fahrgastinformation. «Auch der Quartierverein ist mit der Buslinie 31 noch nicht zufrieden », sagt Bürgisser. Der Verein werde der VBZ deshalb «wie bisher» konkrete Verbesserungsvorschläge machen.
Eine klare Absage erteilt die VBZ dem Vorschlag der FDP. «Eine Parallelführung einer Buslinie zur Tramlinie 3 ist aus wirtschaftlichen Gründen nicht zu rechtfertigen», sagt Mediensprecher Andreas Uhl. Diese Tramlinie sei schon heute nicht ausgelastet. Zudem seien die Kosten für die Anpassung des Tramtrassees an den Busbetrieb auch ohne Oberleitungsbau «nicht zu vernachlässigen». So müsste am Hauptbahnhof eine Wendeschlaufe für den neuen 34er- Bus gebaut werden.
«Noch nicht so weit»
«Die VBZ beobachten die Entwicklung im Busbereich sehr genau», sagt Uhl. Zwar gebe es schon Trolleybusse, die ohne Fahrleitungen auskämen. «Für längere Strecken mit sehr langen und schweren Bussen ist die Technik aber noch nicht so weit.» (dh.)