Nebst Schmerz auch Leichtigkeit

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«Tage wie Hunde», der Roman von Ruth Schweikert, kommt im Sogar-Theater im Kreis 5 als Eigenproduktion auf die Bühne. Die Zürcher Autorin verarbeitet in diesem persönlichen und aufwühlenden Text ihre Brustkrebserkrankung.

Ruth Schweikert erzählt in diesem sehr persönlichen Text von der eigenen Brustkrebserkrankung. Nach der schrecklichen Diagnose fangen die Gedanken an zu rotieren. Was ist das für eine Maschinerie, in die ein Mensch mit Krebs gerät? Was passiert mit dem Körper? Was passiert mit alten Gewissheiten? Worauf soll man warten? Was fürchten oder hoffen?

In tagebuchartigen Notizen und SMS werden Gedanken und Erfahrungen so genau beschrieben, dass sie eine Aussagekraft erhalten, die weit über die Krankheit hinausweist und uns alle angeht.

Frage an die Autorin: Warum eignet sich dieser Text für die Theaterbühne? Ich höre die Texte beim Schreiben immer sehr deutlich – der Ton muss stimmen, und der ist gesprochen noch wahrnehmbarer. Dann gibt es ja gerade in diesem Text so viele verschiedene Stimmen, die auf der Bühne sehr gut sichtbar gemacht werden können. Auch dass das Ich im Theater noch mehr von der Autorin Ruth Schweikert weggerückt werden kann, halte ich für sehr interessant, weil der Text ja genauso von der Gesellschaft wie vom Einzelschicksal erzählt.

Gesellschaftliche Erwartungen

Regisseurin Beren Tuna zur Umsetzung auf der Bühne: In der Spielfassung werden die Vielstimmigkeit und die Gleichzeitigkeit der Erzählung für die Bühne übersetzt. Der Text wird aufgeteilt auf drei Spielerinnen. Mit Catriona Guggenbühl, Regula Imboden und Newa Grawit befinden sich drei Generationen auf der Bühne.

Zuweilen wird die Jüngste über Erinnerungen aus der Vergangenheit sprechen, die Älteste über die Gegenwart. Klare zeitliche Abläufe und Zuordnungen verwischen und öffnen so einen assoziativen Raum, in dem das (körperliche) ­Erleben dieser Ausnahmesituation ins Zentrum gerückt wird. Neben der körperlichen Selbstentfremdung fokussiert der Abend auf gesellschaftliche Erwartungen an einen weiblichen Körper. Diese zeigen sich im Umgang mit Brustkrebs: Welche Bedeutung hat es, attraktiv zu sein? Weshalb wird vorausgesetzt, dass eine Frau ihre Brust behalten will? Wie gehen wir um mit körperlichen Veränderungen, die Brustkrebs mit sich bringt?

Der Abend besteht aus einem dreistimmigen Monolog, in dem die Spielerinnen die Erlebnisse, die äusseren und inneren ­Vorgänge beschreiben, reflektieren, überspitzen. Der Monolog wird unterbrochen durch Spielszenen, in denen Situationen aus dem Alltagsleben mit Krebs gespielt werden: Kontrolluntersuchungen, ein ­Besuch im Perückengeschäft oder Begegnungen mit anderen Patientinnen. Hier blickt man auch auf die Absurdität eines Lebens, das plötzlich aus der Bahn geraten ist. Im Stück hat beides Platz: der Schmerz um die eigene Vergänglichkeit sowie Leichtigkeit und Humor. (pd.)

«Tage wie Hunde» von Ruth Schweikert. ­Sogar-Theater, Josefstrasse 106. Donnerstag, 6. Januar, 19 Uhr, Premiere. Sonntag, 9. Januar, 17 Uhr, Mittwoch, 12. Januar, 19 Uhr, Donnerstag, 13. Januar, 19 Uhr, Samstag, 15. Januar, 17 Uhr. Dauer: 80 Minuten