Neue, breitere Brücke ist bald parat

Erstellt von Lorenz Steinmann |
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Schon im November anstatt nächsten Frühling soll die neue Bederbrücke beim Bahnhof Enge fertig sein. Neu wird der motorisierte Individualverkehr Richtung Sihlcity eine eigene Fahrbahn haben. Für Velofahrende bleibt es aber unsicher.

Die Anwohnerinnen, aber auch die Pendler haben es hautnah mitbekommen. Seit April 2020 bauen die Stadt Zürich zusammen mit den SBB die seit 1923 bestehende Bederbrücke komplett neu. Speziell ist, dass die neue, 30 Millionen Franken kostende Brücke «unter Betrieb» erstellt wird, dass die SBB-Züge also nur ­einige Tage und die VBZ-Trams lediglich einige Wochen nicht fahren konnten.

Der Neubau wegen Altersschwäche der bisherigen Brücke bietet eine Verbreiterung um sechs Meter in Form einer ­eigenen Fahrspur stadtauswärts für den motorisierten Individualverkehr. Die bei Autofahrern nicht sonderlich beliebte Kapphaltestelle wird also aufgehoben. Damit müssen Autos nicht mehr hinter dem Tram warten, wenn Leute ein- und aussteigen.

Schmale Durchfahrt für Velos

Was ändert sonst noch? Die VBZ-Haltestelle ist neu stufenfrei. Zudem gibts eine neue Velostation mit 90 Abstellplätzen bei der Rampe zur Bederpost und einen separaten Treppenzugang von der Kantonsschule Freudenberg zum Perron 2. Nicht gerade velofreundlich hingegen ist die Fahrspur vom Silhlcity her in Richtung Tessinerplatz. Hier müssen sich Velofahrerinnen mit dem engen Fahrstreifen zwischen Tramgleis und hoher VBZ-Trottoirkante begnügen, wie von einigen Anwesenden moniert wurde.

Ein Quartiervereinsanlass

Informiert aus erster Hand wurden vergangene Woche gut 40 Mitglieder des Quartiervereins Enge, die in zwei Gruppen von Experten über die Baustelle ­geführt wurden. Organisiert hatte den Anlass alt AL-Gemeinderat und Quartiervereinsvertreter Edi Guggenheim. Als ­Architekt und passionierter Denkmalschützer war er für diverse Einsprachen besorgt, damit die neue Brücke möglichst der bisherigen gleicht. Mit hörbarem Grummeln sagte er beim Rundgang, dass nur einige wenige Anregungen umgesetzt wurden.

Nicht auf ganzer Linie durch kam übrigens auch der Kanton, als er zwei separate Fahrspuren (stadtein- wie auch stadtauswärts) forderte. «Nicht machbar», so das Fazit von SBB und Stadt Zürich, wie Gesamtprojektleiter Samuel Wüest vom städtischen Tiefbauamt betonte. Wüest wies beim Rundgang auf ein spezielles Novum hin. Der Deckbelag auf der Brücke besteht nämlich aus einer Art Rollsplitt, der sich mit der Zeit in den ­Boden eingräbt. Die Oberfläche wird also noch einiges weniger rau. Bleiben aber soll die auffallend helle Farbe. Diese dient dazu, dass sich der Boden und damit die ganze Brücke weniger erhitzt bei Sonne. Damit altert das Bauwerk und mit ihm die vielen Installationen und Kabel laut Samuel Wüest weniger rasch. Künftig will die Stadt vermehrt solch helle Beläge verwenden.

Gemäss SBB-Oberbauleiter Urs Herzog soll die Brücke schon im November und nicht erst im Frühling 2022 fertig werden. Trotz anspruchsvoller Logistik sind SBB und Stadt Zürich also für einmal früher fertig als geplant.

«Völlig unverständlich»

Ungelöst ist aber noch das Problem mit der aus Sicht des Tiefbauamtes viel zu steilen Treppe zwischen Perron 2 und der Bederstrasse. «Völlig unverständlich», so Samuel Wüest. Da sind die SBB gefordert.