Der Saal war voll und die Begeisterung gross: Kürzlich wurde der Film «Spurensuche auf der Schwelle» – eine Doku über Leimbach – dem Publikum vorgestellt.
Die Leimbacher Theologin Sibylle Schär hat mit ihrem Film «Spurensuche auf der Schwelle» in Zusammenarbeit mit ihrer Lebensgefährtin Elfie Zumkehr ein berührendes und bedeutendes Zeitdokument geschaffen. Der 40-minütige Dokfilm wurde der Gemeinde kürzlich im reformierten Kirchgemeindehaus vorgestellt. Der Saal war randvoll, und die Begeisterung gross. Schär hatte sich im Herbst 2016 bereit erklärt, im Auftrag der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Leimbach einen Film zu drehen, damit auch den nächsten Generationen das Wirken der Kirche und damit das Wissen um ihre Wurzeln erhalten bleibt. In Zeiten des Umbruchs und im Hinblick auf die Fusion von 32 der 34 städtischen Gemeinden zu einer grossen reformierten Kirchgemeinde ist dies ein äusserst relevanter Aspekt.
Peter Kuster, Vizepräsident der Kirchenpflege, begrüsste die Gemeindemitglieder, die bald mit Enge und Wollishofen zum Kirchenkreis 2 gehören werden. Er betonte, dass dieser Film nur dank des freiwilligen Einsatzes von Sibylle Schär als Filmerin und von Elfie Zumkehr, Drehbuchautorin, entstehen konnte. Die Kirche habe nur einen kleinen finanziellen Beitrag geleistet. Sibylle Schär kommt mit ihrer Stimme als Moderatorin im Film vor. Es geht um Rückblick, Gegenwart und Zukunft der reformierten Kirchgemeinde Leimbach. Sie beschreibt das ursprünglich bäuerliche Leimbach, dessen Kirchgemeinde lange zur Kirche St. Peter gehörte und später Teil der Kirchgemeinde Enge wurde. Zuerst stand lediglich ein Bethaus in Unterleimbach, dieses musste aber 1899 abgerissen werden, da die neu gebaute Sihltalbahn zu viel Lärm verursachte.
Die erste reformierte Kirche wurde 1899 eingeweiht. Leimbach trennte sich von der Kirchgemeinde Enge 1967 und wurde selbstständig. 1969 riss man die alte Kirche ab und baute ein neues Kirchenzentrum, welches im Mai 1972 eingeweiht wurde. Es gibt auch heute noch Stimmen, die über den damaligen Abriss klagen und nicht glücklich mit dem «Betonklotz» sind. Der theologische Gehalt der heutigen Kirche sollte für zukünftige Diskussionen, dass sie vielleicht abgebrochen werden soll, berücksichtigt werden.
Gemeindeleben gestern und heute
In ihrem Film erzählt Schär vom Gemeindeleben gestern und heute. Dazu besuchte und interviewte sie verschiedene Zeitzeugen zuhause. Mit dem Mittwoch-Mittagstisch (MMT) kam Leben ins Zentrum. Heute gibt es noch einen Wähenzmittag, der den MMT ersetzt. Sie beschreibt die Kantorei, spricht und zeigt Bilder der Senioren-Ferien und des ökumenischen Suppenzmittags mit dem «Brot für alle»-Projekt. Schliesslich fokussiert sie sich auf die kirchlichen Handlungen wie Taufe, Konfirmation und Abendmahl. Der Film zeigt zudem den hohen Stellenwert, der die Musik in dieser Gemeinde hat. Die Zukunft mit der neuen Kirchenform hat bereits begonnen. Es gibt gemeinsame Veranstaltungen mit der Enge sowie mit Wollishofen, darunter Chor und Kantorei zusammen mit Wollishofen, «Ängi Voices» oder der Jugend-Gottesdienst «Taste it».
Im Anschluss an die Premiere beim Aperitif standen ein paar von den Zeitzeugen für ein kurzes Interview zur Verfügung: Ruth Sommer (93), Protagonistin des Films, sieht im Zusammenschluss der Kirchgemeinden einen Vorteil. Sie findet jedoch im Gegensatz zu vielen anderen, die Betonkirche habe ihre Reize und einen hohen theologischen Gehalt. Sie kannte den Architekten Oskar Bitterli recht gut.
Weitere Vorführungen geplant
Veronica Bischel, ebenfalls Protagonistin, lebt seit 1963 in Leimbach, heute im Alterszentrum Mittelleimbach. Sie fand, Sibylle Schär habe sich grosse Mühe gemacht, ein akkurates Bild zu präsentieren. Auch sie ist mit dem Zusammenschluss der Kirchgemeinden einverstanden. Das Alterszentrum bietet sogar einen speziellen Autodienst für den Kirchenbesuch.
Thomas Wipf, ehemaliger Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds, war vom Film berührt. Er meinte: «Man lernt im Leben, Abschied zu nehmen und einen neuen Anfang zu wagen. Die reformierte Kirche wird wachsen.» Wipf betonte, wie wichtig solche Kirchenzentren für Begegnungen seien. Walter Lent, Organisator der Leimbacher Konzerte, sagte, der Film sei fantastisch, habe eine politische Aussage und solle im Hinblick auf Greencity weitergeführt werden. «Sibylle Schär hat gewissermassen ein Denkmal, ein Zeitdokument für Leimbach geschaffen», so Christian Traber, Präsident des Quartiervereins Leimbach.
Weitere Filmvorführungen sind in Planung, etwa im Alterszentrum Mittelleimbach, in Greencity im Projektpfarramt oder im GZ Leimbach. Der jeweilige Zeitpunkt ist jedoch noch unbestimmt. (Jeannette Gerber)