Neuüberbauung Heinrichstrasse: ­Kontroverse Diskussion im ­Quartierverein

Erstellt von Pia Meier |
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Die geplante Neuüberbauung mit Hochhaus beschäftigt die Anwohnenden. Einige befürchten eine weitere Verdichtung des Quartiers.

Der Kreis 5 gehört zu den am dichtesten bebauten Quartieren der Schweiz. Die geplante Neuüberbauung an der Heinrichstrasse löst deshalb Diskussionen aus. Heute stehen an der Ecke Heinrich-/Roggenstrasse ein Bürohaus, ein Gewerbebau und ein weiteres Gebäude. Ab Sommer 2025 soll dort eine neue Wohn- und Gewerbeüberbauung entstehen.

Das Projekt von Jessen Vollenweider Architektur aus Basel mit einem 70 Meter hohen Hochhaus und Hofrandbebauung hatte die Jury hinsichtlich Städtebau und Freiräumen überzeugt. Der Ort werde davon profitieren, meinten die Jurymitglieder. Besitzerin des Grundstücks und der heutigen Liegenschaften ist die Anlagestiftung der Tellco AG, die ihren Hauptsitz in Schwyz hat. Sie plant das Hochhaus und die weiteren Häuser auf dem Heinrich-Areal.

Anlässlich der Generalversammlung des Quartiervereins 5 Industrie informierten Ingemar Vollenweider von Jessen Vollenweider Architektur und Beat Rösch von Stauffer Rösch Landschafts­architekten über das Projekt. Noch liegt die Bewilligung fürs Projekt aber nicht vor. Vorgesehen ist ein Gestaltungsplan. Die Tellco AG rechnet damit, dass dieser im April 2023 rechtskräftig ist. Der Gemeinderat muss ihn allerdings genehmigen.

Auch preisgünstige Wohnungen

Das 70 Meter hohe Hochhaus ist geplant vor dem Restaurant Markthalle beim Viadukt. Die Jury schreibt, dass das Gebäude an der richtigen Stelle stehe, es markiere die Kreuzung von Viadukt- zu Heinrichstrasse. Es trete zudem in direkten räumlichen Dialog mit dem Viadukt, was für den Stadtraum einen Gewinn darstelle. Dies wird allerdings von Gegnern der städtischen Hochhausstrategie verneint.

Das geplante Hochhaus ist kompakt mit Loggia. Das trage zum Lärmschutz bei, so Vollenweider anlässlich der Information beim Quartierverein. Im Hochhaus sind Wohnungen mit 1½ bis 4½ Zimmern geplant. In den anderen Gebäuden sind 3½- bis 6½-Zimmer-Wohnungen vorgesehen. Speziell sind die Erker. Entlang der Roggenstrasse ist gemäss Vollenweider ein Holzbau möglich. Fotovoltaik ist angedacht. «Luxuswohnungen sind nicht vorgesehen», hielt Vollenweider fest. Auch 20 bis 30 preisgünstige Wohnungen seien geplant. Die Bewohnerinnen und Bewohner sollen Ende 2027 in die 170 Wohnungen einziehen.

Die Bauherrschaft hat verschiedene Aspekte betreffend Hochhaus angeschaut, so zum Beispiel den 2-Stunden-Schatten», erläuterte Vollenweider. «Das geplante Hochhaus verursacht weniger Schatten, als wenn wir nach Regelbebauung bauen würden.» Die Neuüberbauung sei eine Aufwertung gegenüber dem heutigen Zustand. Und: «Diese fügt sich gut ins Quartier ein», zeigte sich Vollenweider überzeugt. Zudem seien eine Tief­garage und Veloabstellplätze vorgesehen. Weiter würde die gewerbliche Nutzung im Erdgeschoss entlang der Viadukt- und der Heinrichstrasse zur Aufwertung des Areals beitragen.

Mehr Bäume geplant

«Es ist das Ziel, dass trotz Verdichtung hochwertiger Freiraum vorhanden ist», betonte Rösch. Wichtig sei der Bauherrschaft die Durchgrünung des Areals. So sei zum Beispiel an der Heinrichstrasse eine doppelte Baumreihe vorgesehen. Zahlreiche weitere Bäume würden den Stadtraum aufwerten. Zudem sei ein Innenhof mit Bäumen geplant. «Der Anteil Grünfläche ist hoch», bekräftigte Rösch. Es seien eine einheimische Bepflanzung und eine partielle Fassadenbegrünung vorgesehen. Über der Tiefgarage ist eine so dicke Schicht Humus vorgesehen, dass dort auch Bäume wachsen. Ebenso wichtig ist die Durchwegung.

Hohe Dichte gab zu reden

Die Anwesenden diskutierten kontrovers über die geplante Dichte. Einig waren sie sich nicht, und die Bauherrschaft kommunizierte keine Zahlen, da die Gespräche mit der Stadt noch laufen würden. Zu einem späteren Zeitpunkt würde sie umfassend informieren. Auch die Kritik, dass zu wenig Grün im Hof vorgesehen sei und dass dieser beschattet sei, liess die Bauherrschaft nicht gelten. «Ein beschatteter Hof ist kein dunkler Hof», hielt Rösch fest. «Der Hof ist das Resultat aus einem mehrstufigen Wettbewerbsverfahren, welches von Grün Stadt Zürich und Fachjuroren konstant begleitet und beurteilt wurde», ergänzte Jürg Bumann von Tellco. Er trage – wie auch die Aufwertung an der Viaduktstrasse – zur Hitzeminderung in der nahräumlichen Umgebung bei.

Festgesetzt ist die Höhe des Hochhauses. «Die Festsetzung der Höhe des Hochhauses ist das Resultat einer durch Bauherrschaft und Stadt Zürich organisierten Testplanung», so Bumann. «Die aus der Testplanung hervorgegangenen Resultate wurden im Baukollegium der Stadt Zürich beurteilt, wobei das Hochhaus in seiner Lage und in seiner Höhe mit 70 Metern festgelegt wurde.» Diese Festlegungen – wie auch das Resultat aus dem Wettbewerbsverfahren – seien für die laufende Quartierplanausgestaltung bindende Grundlagen.


Vorstand wiedergewählt

Im offiziellen Teil der Generalversammlung wurden unter dem Traktandum Wahlen alle Vorstandsmitglieder des Quartiervereins 5 Industrie für eine weitere Amtszeit gewählt: Präsident Alex Goetz, Marco Müller, Thomas Raoseta, Stefan Urech, José Wolf, Nikolas Wolf, ­Sandra Bienek und Esther Hodel. Damiano Boppart trat aus dem Vorstand aus. Zudem wurde den Anwesenden die neue Quartieragenda vorgestellt. Sie ist unter folgendem Link zu finden: https://quartieragenda.qv5.ch/. Mit Hilfe der Quartieragenda finden Interessierte diverse Veranstaltungen, Podien, Kinderanlässe und vieles mehr im Kreis 5.