Neuzuzüger: «Die Gleise trennen das Quartier»

Erstellt von Pia Meier |
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Über 200 neu zugezogene Oerlikerinnen und Oerliker hatten sich für die Quartierführung mit anschliessendem Apéro angemeldet. So musste der Anlass zweimal durchgeführt werden.

«Es sind über 3000 Personen in den vergangenen eineinhalb Jahren nach Oerlikon gezogen», bemerkte Christian Relly, Präsident Quartierverein Oerlikon. Die Anzahl sei grösser als sonst, weil die Zeitspanne wegen der Corona-Krise zwischen den Neuzuzügeranlässen grösser war als sonst. Rund 200 Personen meldeten sich zum Anlass an, darunter auch einige englisch sprechende. Da nicht mehr als 100 Personen teilnehmen konnten, wurde entschieden, den Anlass, der vom Quartierverein Oerlikon und vom Gemeinschaftszentrum Oerlikon organisiert wurde, zweimal durchzuführen.

Verschiedene Führungen
Die 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des ersten Anlasses wurden in Gruppen durch Oerlikon geführt. Eine erhielt die Informationen wie angekündigt in Englisch. Die Gruppen wurden geleitet von Mitgliedern des Quartiervereins Oerlikon und vom Ortsgeschichtlichen Verein Oerlikon. So kamen nicht alle in den Genuss derselben Informationen. Anita Ulrich vom Ortsgeschichtlichen Verein führte zum Beispiel zum Standort der Loki Krokodil an der Birchstrasse, während Christian Relly auf die verschiedenen Aspekte von Oerlikon wie Wohnen, Wirtschaft und Freizeit hinwies. Die Zeit war für alle zu kurz, um auf alle Aspekte im Quartier hinzuweisen.

Christian Relly erzählte seiner Gruppe zuerst, dass Oerlikon früher ein Teil von Schwamendingen gewesen sei. Erst 1872 wurde Oerlikoneine selbstständige Gemeinde. «Nur ungefähr 60 Jahre war Oerlikon selbstständig, dann wurde es bereits in die Stadt Zürich eingemeindet», bemerkte er. Die Gestaltung des Wappens von Oerlikon erinnert stark an Schwamendingen, wie Christian Relly vor dem ehemaligen Gemeindehaus, heute Regionalwache, betonte. Wichtig für die Entwicklung der Gemeinde war der Bahnhof Oerlikon. Doch die ersten Züge fuhren nicht nach Zürich, sondern nach Winterthur. Eine lustige Vorstellung für die Anwesenden war, dass das Tram früher bis zum Bahnhof fuhr, die Leute die Gleise dann zu Fuss überqueren mussten und erst auf der anderen Seite wieder ins Tram einsteigen konnten.

Danach ging die Führung weiter entlang der Geschäftsstrasse von Oerlikon, der heutigen Ohmstrasse zum Albert-Näf-Platz. Dort reihen sich einige Geschäfte, aber auch Bank und Restaurants aneinander. Christian Relly wies dort noch auf die bekannten Unterhaltungsorte wie Theater 11, Hallenstadion und Rennbahn hin. Für einen Besuch reichte die Zeit aber nicht. Er zeigte den Neuzugezogenen zudem die Villen entlang der Gubel-strasse. «Das war eine sehr gute Wohnlage.» Hier lebte das obere Kader der Oerliker Industrien. Danach führte er über die Regensbergbrücke ins Industriegebiet der Asea Brown Boveri (ABB). Dort befindet sich der letzte Hochkamin von Oerlikon. «Dieser sollte wenn möglich erhalten bleiben», betonte Christian Relly. Der Quartierverein setze sich für den Erhalt historischer Bauten in Oerlikon ein. Grund für diese Bemerkung war, dass das Industriegebiet nördlich der Bahnlinie in Zukunft überbaut werden soll. «Die entsprechenden Sonderbauvorschriften werden wohl nächstens im Gemeinderat behandelt», so Christian Relly. Auch ein Hinweis auf die verschiedenen Pärke im Gebiet Oerlikon Nord fehlte nicht. Besucht wurde von der Gruppe der MFO-Park.

Abgeschlossen wurde der Anlass im Swissôtel mit einem Apéro und einem persönlichen Austausch.

Oerlikon ist nicht gleich Oerlikon
Unter den Teilnehmenden waren solche, die früher schon in Oerlikon gelebt hatten und nach Jahrzehnten Abwesenheit wieder zurückgekehrt waren. Es gab aber auch Anwesende, die erst vor ein paar Wochen zugezogen waren. Alle lobten den Anlass, der ihnen einen guten Überblick gebe. Auch diejenigen, die früher schon in Oerlikon gewohnt hatten, entdeckten Neues wie zum Beispiel das ehemalige Kino Colosseum, das sich heute etwas versteckt hinter den Geschäften und Restaurants befindet.

Die Neuzugezogenen kamen teilweise aus dem Gebiet nördlich der Bahnlinie, das heisst aus Neuoerlikon. Und alle Gefragten wiesen darauf hin, dass die Gleise trotz des neuen Bahnhofs, das heisst trotz der breiteren Unterführung, das Quartier trennen. So kaufen sie zum Beispiel rund um den Max-Bill-Platz ein und gehen nicht zum Marktplatz. Alle Gefragten schwärmten von ihrem Wohnort und bestätigten, dass sie weiterhin im Quartier bleiben möchten. In den Ausgang geht man dann allerdings allgemein in die City.