Das Ortsmuseum feierte am Samstag das Herbstfest. Die Ausstellung des 1880 im Quartier entwickelten Getränks Weisflog-Bitter liess ein Stück Firmengeschichte neu aufleben.
Die diesjährige Herbstausstellung im Studerhaus hat es in sich: Präsentiert werden Fundstücke aus beinahe 100 Jahren lokaler Firmengeschichte des Weisflog-Bitter. Diese begann 1880 mit der Erfindung des Getränks durch den Mediziner und Altstetter Bürger Dr. Gustav Weisflog, wobei der alkalische Bitter ursprünglich als Heilmittel gegen Magensäure eingesetzt wurde. Schnell mauserte sich das Getränk aus dem gelben Enzian jedoch zu einem beliebten Kräuter-Aperitif.
Die Fabrik hatte ihren Standort über Jahrzehnte am Altstetterplatz beim Bahnhof, nebst Brennerei diente sie später auch als Likörabteilung, Weinhandel und zur Fabrikation alkoholfreier Getränke. Ende der 70er-Jahre wanderte das Weisflog-Bitter-Rezept in den Besitz der Brennerei Fassbind, die ihn seither in Oberarth SZ produziert. Das Kultgetränk wird noch heute von diversen Getränkehändlern und Gastronomiebetrieben angeboten, zum Beispiel von der «Widder»-Bar oder dem «Old Crow», wo es auch als feines Mixgetränk mit Gin und Tonic Water genossen wird.
Erinnerungen an Altstetter Fabrik
Zwei Vertreter der ursprünglichen Weisflog-Dynastie, mittlerweile in der fünften Generation, waren im Studerhaus vor Ort und erinnerten sich an früher: «Ich bin in der Fabrik am Altstetterplatz grossgeworden, erinnere mich noch genau an den Geruch», berichtet Andreas Weisflog, Apotheker und Urenkel des einstigen Altstetter Firmengründers. Sein Sohn Christian hingegen denkt daran zurück, wie ihn ein kleiner gefüllter Deckel Weisflog-Bitter jeweils vor Prüfungsangst bewahrte. Das vielseitige Archivmaterial, bestehend aus Werbeanzeigen, Plakaten, Rezeptur-Kopien sowie diversen Auszeichnungen, ist Zeitzeuge des langjährigen Firmenerfolgs. Nach der Ausstellung im Ortsmuseum wird ein Grossteil davon im Staatsarchiv zugänglich sein. Die Altstetter freuts: Vor allem länger ansässige Quartierbewohner kennen und schätzen den Weisflog-Bitter; so genossen sie auch am Herbstfest gerne einen Schluck des Aperitifs und schwelgten in Erinnerungen.
Den aufkommenden Hunger stillte das Fäschtbeizli mit feiner Verpflegung, daneben wurden die Festbesucher von der Band «Viva Varia & Fründe» musikalisch unterhalten. Zeitgleich sorgten die Ausstellungen von Christian Koller und Hans (Geri) Germann zur Quartiergeschichte für Staunen. (Angela Mariani, Text und Foto)