Preisgünstiges Wohnen auch im Hochhaus

Erstellt von Lisa Maire |
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265 gemeinnützige Wohnungen, zwei Kindergärten, Gewerberaum: Die Bauträger der geplanten Siedlung Letzi nahe beim Bahnhof Altstetten präsentierten ihr Projekt kürzlich an einem Infoabend im Quartier.

Die markante Form der geplanten Wohnsiedlung auf dem städtischen Areal Letzibach D in Altstetten erfüllt zwei wichtige Ziele: Einerseits gebe es einen städtebaulichen Bezug zu benachbarten Projekten (Letzibach C und die entstehenden Letzitürme), wie Ralph Wyer vom Amt für Hochbauten am Infoabend im Spirgarten sagte. Anderseits ermögliche das Hochhaus auf der 10 000-Quadratmeter-Parzelle zwischen Hohlstrasse und Gleisfeld ein Maximum an Wohnungen. Die Stadt, die das Land 2013 von den SBB erworben hat – explizit für gemeinnützigen Wohnungsbau – kommt damit ihrem politischen Auftrag, dem «Drittelsziel», ein weiteres Stück näher. So entstehen in der Siedlung insgesamt 265 gemeinnützige Wohnungen. Dazu kommen ein Doppelkindergarten mit Betreuung und Zusatznutzungen für Gewerbe, Büros, Ateliers, sowie 82 Autoparkplätze (davon 69 in der Tiefgarage) und 400 Veloabstellplätze.

Generationenübergreifend

Die Siedlung Letzi wird nach den Ideen des Teams Gut&Schoep Architekten und Neuland ArchitekturLandschaft gebaut und ist ein Gemeinschaftsprojekt von drei Bauträgern: den Liegenschaften Stadt Zürich (LSZ) sowie den städtischen Stiftungen Alterswohnungen (SAW) und Wohnungen für kinderreiche Familien (SWkF). Dabei besetzt die SWkF mit 53 Wohnungen den westlichen siebenstöckigen Teil der Siedlung, die LSZ mit 81 Wohnungen den mittleren Teil und die SAW mit 131 Wohnungen das 70-Meter-Hochhaus. Der Doppelkindergarten entsteht im Siedlungsteil der SWkF – angrenzend an einen grossen begrünten Hof, der sich zum Gleisraum hin öffnet. Ein zweiter, urbaner Hof bildet sich auf der Strassenseite. Das Besondere an den geplanten Begrünungen vor der Siedlung und auf den Dächern: «Sie sollen die Kriterien der Biodiversität erfüllen», so Wyer. Dabei werde auf den nahen Gleisraum – ein Naturschutzobjekt mit einer sehr vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt – Rücksicht genommen.
Das Wohnangebot in der Siedlung Letzi ist zu insgesamt 42 Prozent subventioniert. Wobei die LSZ ausnahmsweise keine subventionierten Wohnungen anbieten. Dies, um eine ausgeglichenere Verteilung von subventionierten und freitragenden Wohnungen zu erreichen. Denn die beiden Stiftungen haben mit 65 (SWkF) respektive 60 Prozent (SAW) hohe subventionierte Anteile.

Trotzdem bleiben auch die Mietzinse der LSZ günstig. So soll zum Beispiel eine 2-Zimmer-Wohnung (55 m2) netto 1100 Franken im Monat kosten und eine 4½-Zimmer-Wohnung (95 m2) nur 1560 Franken. Gemäss Yvonne Züger von LSZ wird bei der Erstvermietung grosser Wert auf Transparenz und soziale Durchmischung gelegt. Einerseits gebe es klare Vergabevorschriften (wie Einkommen, Belegung, Wohnsitzpflicht). Andererseits begünstige die ausschliesslich elektronisch gestützte Erstvermietung eine faire Selektion.

Sehr lange Wartezeiten

Die Mietzinse der beiden Stiftungen bewegen sich in einem vergleichbaren Rahmen. Sowohl die Familienwohnungen der SWkF als auch die Alterswohnungen der SAW sind sehr begehrt. Der Bedarf übersteige bei weitem das Angebot, informierten die Stiftungsvertreterinnen. Bei der SAW beträgt die Wartezeit für Wohnungsbewerberinnen und -bewerber deshalb drei bis vier Jahre. Bei der SWkF sind es mindestens fünf Jahre. Auf ihrer Warteliste stünden zurzeit 400 Namen, war zu erfahren.

In der Fragerunde im sehr locker gestuhlten und noch lockerer besetzten Europasaal im Spirgarten kamen unterschiedlichste Themen zur Sprache. Jemand fragte etwa, ob die Industriegleise auf dem Bauareal erhalten bleiben. Ja, hiess die Antwort, sie würden aber nur ein- bis zweimal im Jahr genutzt. Eine Frau aus der direkten Nachbarschaft befürchtet übermässigen Kinderlärm auf dem quartieroffenen Spielplatz – und Abfalltourismus. Sie hoffe doch sehr, dass das Abfallkonzept der neuen Siedlung auch Recycling beinhalte. Denn dass die Wertstoff-Sammelstelle in ihrer eigenen Siedlung von zu vielen Siedlungsexternen mitgenutzt werde, ärgere sie bereits genug. Dies dürfe sich nicht noch verschlimmern. Man nehme das Problem auf, wurde der Besorgten beschieden.

Themen Hitze und Gewerbe

Bei dem Projekt sei von den Gleisen her viel Abstrahlungswärme zu erwarten, gab eine weitere Stimme aus dem Publikum zu bedenken. Was denn zur Hitzeminderung geschehe? Man nehme die Empfehlungen der Fachplanung Hitzeminderung sehr ernst, versicherte Wyer. So sei zum Beispiel der Baukörper so situiert, dass bestehende Kaltluftströme begünstigt würden. Auch auf Kriterien wie Baumaterialien und Volumen der Grünflächen werde geachtet.

Weiteres Thema waren unter anderem die Erdgeschoss-Nutzungen. Wie es um die Auswahl von Gewerbe und Geschäften stehe, wollte jemand wissen. Die Frage sei in der Tat keine einfache – nicht zuletzt wegen Konkurrenzsituationen wie dem Letzipark, so Wyer. Die Projektverantwortlichen sehen zurzeit kein grosses Potenzial für Geschäfte oder Cafés und denken eher an Atelierräume für das Kreativgewerbe. Züger von LSZ betonte aber, dass ein Vermietungskonzept erst ein Jahr vor dem Bezugstermin vorliegen werde.

 

Kosten & Termine

Die Gesamtkosten der Siedlung Letzi betragen 134 Mio. Franken, wobei sich der Objektkredit zuhanden der Gemeinde auf 57,7 Mio. Franken beläuft. Diese Summe umfasst die Anlagekosten für die LSZ-Siedlung, die Landanteile der Baurechtsabgabe an die Stiftungen, einen Fuss- und Radweg entlang des Gleisfelds, den Kindergartenausbau, die Photovoltaikanlage. Noch dieses Jahr soll der Gemeinderat über den Objektkredit entscheiden. Sein Ja und dasjenige der Stimmbevölkerung (im März 2021) vorausgesetzt, erfolgt im Herbst 2021 der Baustart. Bezugstermin ist Sommer 2025.