Quartier kritisiert Pavillons auf der Wiese

Erstellt von Lisa Maire |
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An einer Infoveranstaltung des Quartiervereins Wollishofen zur Schulraumplanung waren Vertreterinnen und Vertreter der Stadt und der Kreisschulbehörde mit Kritik aus dem Publikum konfrontiert. Und auch mit Vorschlägen, wie man es besser machen soll.

Wollishofen, einst als «Altersheim» von Zürich bekannt, habe sich in den letzten Jahren aufgrund der regen Wohnbautätigkeit stark verjüngt, so Martin Bürki vom Quartierverein in seiner Einführung zum Infoabend in der Kirche Auf der Egg. Die Folge davon: Parallel zur statistischen Aufwärtskurve bei den Kindern schiessen auf den Schularealen die Bauprofile in die Höhe. Das bewegt die Gemüter: Im Quartier will man genauer wissen, was wo wann geplant ist. So standen nun auf Einladung des Quartiervereins die neue Schulpräsidentin Jacqueline Peter, Stadtrat Filippo Leutenegger sowie Marcel Handler vom Schulamt und Jennifer Dreyer von Immobilien Stadt Zürich vor einem rund 80-köpfigen Publikum Rede und Antwort.

Die rasanten Zuwachsraten bei den Schulkindern seien für die Stadt eine sehr grosse Herausforderung, sagte Schulvorsteher Filippo Leutenegger. Wobei der bis 2028 erwartete Zuwachs im Schulkreis Uto mit 11 Prozent noch relativ bescheiden sei. Die Post gehe vor allem in den Schulkreisen Letzi und Schwamendingen ab. Nach 2027 sei allerdings mit gewissen Abflachungen der Kurven zu rechnen.

Ohne Pavillons läuft nichts

Was diese Entwicklung für Wollishofen bedeutet, verdeutlichte Jacqueline Peter bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt als Präsidentin der Kreisschulbehörde Uto: Heute gebe es im Quartier 61 Primar- und Sekundarschulklassen, 2028 werden es 99 Klassen sein. Die Schulraumversorgung soll dabei mit Neu- und Erweiterungsbauten, Anmieten und Umnutzungen gesichert werden, vorerst aber vor allem mit Züri-Modular-Pavillons. «Es wird eng werden an den Schulen, auch im Aussenraum», so die Schulpräsidentin.

Auf Wollishofer Schularealen stehen bereits mehrere dieser oft Pausenplatz fressenden Schulprovisorien. 2022 und 2023 sollen nun weitere dazukommen. Zwei sind es für die Primarschule Wollishofen-In Lee. Sie werden neben dem bereits bestehenden Pavillon auf einer Freifläche gegenüber dem Schulhaus Wollishofen erstellt. Dazu kommen zwei Pavillons für die Sekundarschule Hans Asper sowie eine neue Sporthalle. Diese drei Provisorien sind auf einer Ausbaureserve südlich des bestehenden Turnhallengebäudes geplant. Dabei sollen sie einen Drittel der heutigen Spielwiese mit der Rundbahn besetzen. Der Rest der Wiese würde saniert und damit auch wieder für den Schulsport nutzbar gemacht.

Wenn sich dereinst der Schülerzuwachs abflacht, zudem die neue Sekundarschule Höckler in der Manegg steht (2028) und die Primarschulhäuser Entlisberg, Manegg und Im Lee erweitert sind (2028–2030), könnten etliche der Provisorien zurückgebaut werden, heisst es von Stadtseite.

Im Publikum kamen die Pavillonpläne auf der beliebten Spielwiese längst nicht bei allen gut an. «Eine Wiese überbauen! Das ist doch heutzutage total kontraproduktiv», ärgerte sich jemand. Ein anderer Wollishofer monierte, bei der Standortfrage hätte man das Quartier einbeziehen sollen. Er schlug vor, die Provisorien «quartierverträglicher» statt auf der Wiese im Bereich hinter dem Turnhallenbau und dem Schulhaus Hans Asper zu positionieren.

Wiese retten, dafür Bäume opfern?

Diese Idee hat allerdings einen Haken: Die geplanten Bauten stünden im Konflikt mit einer grösseren Baumgruppe. Die Bäume seien nicht geschützt, man könnte sie also fällen, rief prompt jemand. Eine Wiese retten, dafür eine Reihe schöner alter Bäume opfern? Gar keine gute Idee, protestierten andere. Bei der Stadt will man nun abklären, ob das eigene Projekt wirklich die einzige valable Standortalternative ist.

Neben Fragen zu Schulhauszuteilungen oder Fachkräftemangel interessierte im Publikum vor allem das Thema Hort. Wenn es doch an den Schulen immer enger werde, warum gebe man dann die Hortplätze im Kinderhaus Entlisberg mit seinem schönen Aussenraum auf, lautete eine Frage an die Schulpräsidentin. Ihre Antwort: «Wir haben genügend eigene Hortplätze.» Das Kinderhaus gehöre zum Sozialdepartement und werde nach anderen Konzepten geführt. Man sei aber im Austausch.

Doch Mütter im Publikum finden nicht nur Horte ohne Aussenräume fragwürdig. Sie klagten auch über häufige Wechsel in den Betreuungsteams oder darüber, dass die Kinder im Schulalltag zu viel zwischen verschiedenen Standorten hin- und hergeschoben würden. Jacqueline Peter will den Vorwürfen nachgehen.

Um eine weitere Problemmeldung kümmert sich der Quartierverein: Er will die Situation an der Kilchbergstrasse überprüfen, wo ein Anwohner ein mas­sives Verkehrschaos befürchtet, wenn zu den zahlreichen «Mama-Taxis» demnächst noch die Baulastwagen kommen.