Die Zentralwäscherei ist bereits weggezogen, und das letzte Stündlein der KVA Josefstrasse schlägt im Frühjahr 2021. Nun steht die Umnutzung des Josef-Areals zur Diskussion.
Bei einem Rundgang, organisiert vom Amt für Städtebau, konnte sich die Quartierbevölkerung am letzten Samstag ein Bild vom Josef-Areal verschaffen. Dies im Vorfeld der ersten öffentlichen Dialogveranstaltung (s. Kasten) zur Umnutzung des rund 20 000 Quadratmeter grossen Geländes, das heute von Gebäuden der Kehrichtverwertungsanlage (KVA), der Zentralwäscherei Zürich (ZWZ) und des städtischen Werkhofs besetzt ist. Helmbewehrt liessen sich zahlreiche Interessierte, an diversen Baustellen vorbei, über das Gelände zwischen Josefstrasse und Neuer Hard führen. Vorbei auch an einem KVA-Werkplatz, wo sich gerade spezielle Greifer duftintensiv in einen Haufen von Kehrichtschlacke gruben. Das tun sie nur noch ein gutes Jahr lang, dann geht im Kehrichtheizkraftwerk der Ofen aus. An seine Stelle tritt eine weit weniger Platz beanspruchende Energiezentrale. Sie wird im künftig erweiterten Fernwärmenetz nur noch Verteilungsfunktion haben. Die neue Anlage ist bereits im Bau und soll 2024 fertiggestellt sein. Im nächsten Sommer kämen die Wärmespeicher – das werde eine grosse Baustelle geben, wurden die Quartierbewohner schon mal vorgewarnt.
Der Rundgang durch das Josef-Areal führte auch in die Höhe. Auf einer Plattform der KVA, nicht weit unter dem dampfenden Kaminkopf, wurden rundherum Smartphones gezückt, um die beeindruckende, milchig besonnte Aussicht auf Quartier und Stadt zu verewigen – mitsamt den benachbarten Hochhäusern, die den Hochkamin längst überragen.
Sport und Kultur in der Wäscherei
Weniger weit reichte der Blick von einer Dachterrasse der ZWZ. Dafür erfuhr man hier etwas über die geplanten Zwischennutzungen, die in den bereits geräumten Bauten bis Ende 2025 möglich sind. So verwandelt sich die Shedhalle (der gezackte Mittelteil des Baukomplexes) zurzeit in eine Sporthalle, die schon ab nächstem April tagsüber Schulklassen, abends und an Wochenenden auch Erwachsenen zur Verfügung stehen wird. Dabei zählen vor allem Flächen für klassische Ballsportarten und Functional Training zum Angebot, aber auch solche für Rand- und Trendsportarten. In den beiden mehrstöckigen ZWZ-Kopfbauten sind ebenfalls Bauarbeiten im Gang. Hier entstehen temporäre Projekt-, Kultur-, Veranstaltungs-, Werk-, Musik- oder Arbeitsräume, die über die städtische Raumbörse günstig an Zürcherinnen und Zürcher vermietet werden.
Die definitiven neuen Nutzungen waren an der Begehung kein Thema. Wo genau was gebaut werde, sei noch völlig unklar, sagte eine Mitarbeiterin des Amts für Städtebau und verwies auf die nun beginnende Testplanung, wobei Anliegen aus dem Quartier bei Dialogveranstaltungen und Workshops eingebracht werden können. Wie der Puls im Quartier schlägt, liess sich an der Begehung erahnen: Bis jetzt höre man vor allem von städtischen Nutzungen und erst an zweiter Stelle von Begegnungsraum für das Quartier, sagte ein Führungsteilnehmer in die Runde. «Da bekomme ich Vögel! Wir wollen hier mehr Quartiernutzungen!» (Lisa Maire, Text und Foto)
Hallenbad, Alterswohnungen und Quartierpark
Um die 240 Personen nahmen am Montagabend an der ersten Dialogveranstaltung zur Nutzung des Josef-Areals im Quartierzentrum Schütze teil. Drei Stadträte waren anwesend: André Odermatt, Andreas Hauri und Richard Wolff. Vermisst wurde von Anwesenden Raphael Golta, denn schliesslich gehe es auch um Soziokultur. Odermatt informierte zuerst über die heutige Situation und die Zwischennutzung. «Unser Ziel ist, dass aus dem Josef-Areal ein neuer lebendiger Ort wird, durchlässig und gut vernetzt mit dem Quartier.» Allerdings müsse die geltende Zonierung berücksichtigt werden. Gemäss dieser sind nur öffentliche Bauten und Anlagen zulässig. «Deshalb sind keine bezahlbaren Wohnungen, aber auch kein Gewerbezentrum möglich.»
Geplant ist gemäss Odermatt ein 50-Meter-Hallenbad, denn die anderen Hallenbäder sind voll belegt. Weiter ist Wohnraum für ältere Menschen vorgesehen. «Wir planen ein durchlässiges System mit 130 Alterswohnungen und 150 Pflegebetten», betonte Hauri. Das Restaurant und weitere Angebote sollen öffentlich zugänglich sein. Weiter gibt es neben Werkhof und Energiezentrale einen öffentlichen Park. Dieser ist mit 3000 Quadratmetern relativ klein. «Er umfasst ungefähr einen Drittel der Josefwiese», hielt Wolff fest. Sehr wichtig seien ihm die Erfüllung der Klimaziele und die Durchwegung des Areals. Möglich sind gemäss den Stadträten trotz der klaren Rahmenbedingungen Veranstaltungsräume mit soziokulturellem Auftrag oder Kreativräume, betrieben durch die «Raumbörse». Wichtig im Dialog mit der Bevölkerung sei es, herauszufinden, wie man in Zukunft durchs Areal kommen wird. Weiter ist beim Park eine Mitwirkung geplant.
In den nächsten zwei Jahren finden zwei weitere Dialogveranstaltungen statt. Dazwischen gibt es Workshops. Bei diesen sind auch sieben Quartiervertreter dabei. Sie fordern unter anderem einen Hub mit Räumen fürs Quartier beziehungsweise einen modernen Begegnungsort sowie Erdgeschossnutzung, wie sie festhielten. 2028 ist die Inbetriebnahme geplant. (pm.)