Quartiertreff gedenkt Elisabeth Rast

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Ein letztes Mal sind die Bilder der verstorbenen Künstlerin Elisabeth Rast im Quartiertreff Hirslanden zu sehen. Inmitten der filigranen Werke Rasts und jenen seiner Frau Irma las Hans Städeli kürzlich eine seiner Kurzgeschichten.

Von Schachspielern, seilspringenden Mädchen, Strassenkehrern in grellorangen Gewändern, einem Banker, der von wilden Abenteuern mit Lucky Luke träumt, und einem gelben Zettel, vom Winde verweht. Von all diesen Begegnungen erzählte Hans Städeli an seiner Lesung. Teils hatte er diese real auf dem Oerliker Marktplatz, bei gutem Kaffee, beobachtet. Städeli schilderte das Treiben auf dem Platz so genau, dass der Eindruck aufkam, man sässe mit ihm zusammen im Café. Städeli entdeckte seine Freude am Kreieren von Geschichten bei der Arbeit im Puppentheater Fabelhand, welches er früher leitete: «Im Puppentheater stellte ich fest, dass ich gut darin war, Szenen zu erfinden», erzählt der Autor.

Zwei Frauen, eine Passion
Im Puppentheater Fabelhand trafen Hans Städeli und seine Frau Irma zum ersten Mal auf Elisabeth Rast. Eine schicksalhafte Begegnung, aus der eine sehr gute Freundschaft und verschiedene Ausstellungen entstehen sollten. Irma Städeli, ursprünglich gelernte Damenschneiderin, entdeckte einst an der Kunstgewerbeschule das Handwerk der Radiertechniken. Fasziniert davon fertigte sie über die Jahre viele Bilder an. Die erste Ausstellung ihrer Werke geschah zusammen mit ihrer Kollegin Elisabeth Rast.
Rast war 1961 ihrem Mann Hans Peter nach Schweden gefolgt und begann dort als Hobby mit der Herstellung von Marionetten. Es dauerte nicht lange und das Stockholmer Marionettentheater wurde auf die Begabung der Zürcherin aufmerksam. Schliesslich beschäftigte es Elisabeth Rast einige Jahre als Puppenbauerin und -spielerin. Zurück in der Schweiz half die Künstlerin ihrem Mann beim Aufbau eines eigenen Geigenbauateliers. Es ist das Geschäft Rast Geigenbauer, das bis heute an der Forchstrasse 244 zu finden ist. Bald darauf wurde Elisabeth Rast Puppenspielerin im Fabelhand.

Eine letzte Ausstellung
Ihre kreative Ader verliess Elisabeth Rast nie und sie begann sich mit textilen Techniken auseinanderzusetzen. Daraus entstanden auch die Werke, welche die Räumlichkeiten des Quartiertreffs zieren. «Meine Frau sass stundenlang an ihren Arbeiten», erzählte Hans Peter Rast.
Die Lesung in der Werkausstellung wurde von Musiker Kurt Ackermann musikalisch untermalt. Ebenfalls Freund der Familien, gab er auf dem Klavier, mit Gesang und Gitarre Lieder zum Besten. So schmunzelte das Publikum zu Mani Matters «Är isch vom Amt ufbotte gsy» und hörte andächtig bei Liedern wie «You’ve got a friend in me» von Randy Newman zu.

Fünfmal im Jahr bietet das Quartiertreff Hirslanden Künstlern die Möglichkeit, ihre Werke zu präsentieren. «Elisabeth Rast und Irma Städeli haben bereits früher bei uns ausgestellt. Ich habe sie deswegen nochmals angefragt. Ich dachte, es wäre schön, auch die Werke von Elisabeth Rast noch einmal zu sehen», so Gabriella Maspoli, die Leiterin des Quartiertreffs. «Dass im Rahmen dieser Ausstellung meine Bilder nochmals neben denen von Elisabeth hängen, bereitet mir grosse Freude», meinte Irma Städeli. Und Hans Peter Rast ergänzte: «So hatte meine Frau ihre erste Kunsttausstellung zusammen mit Irma Städeli und nun auch die letzte.»
Die Bilder der beiden Künstlerinnen sind noch bis 28. Februar im Quartiertreff Hirslanden ausgestellt. (Sibylle Ledergerber)