Der ehemalige Radrennfahrer Beni Herger feierte am 20. März sein 80. Wiegenfest. Noch immer fühlt er sich wohl auf dem Velo und fährt zweimal pro Woche gegen 100 Kilometer.
Beni Herger (80) pedalt mit seinem Velo zügig von Affoltern in Richtung Niederhasli. Dort trifft er seinen Kollegen Bruno, mit dem er seit 35 Jahren Veloausfahrten macht. «Wir sind ein gutes Team, fast wie siamesische Zwillinge», sagt Herger. Die beiden sind normalerweise einmal an Werktagen sowie Samstag und Sonntag unterwegs.
Die wenigsten, die Herger sehen, kämen auf die Idee, dass der Mann im Velodress am 20. März 80 Jahre alt wurde. «Seit zwei Jahren fahre ich 7500 bis 8000 Kilometer pro Jahr», sagt Herger. Zum Vergleich: Als Bahnfahrer habe er jeweils 6000 bis 7000 Kilometer pro Jahr zurückgelegt. Am Samstag und Sonntag würden er und Bruno je ungefähr 100 bis 120 Kilometer zurücklegen.
Immer noch ein Schnitt von 23,5
Im Schnitt fährt Herger ungefähr 23,5 Stundenkilometer auf einer Strecke von 100 Kilometern. Seine Velotouren führen unter anderem nach Koblenz, Rüti, Winterthur, Gossau, Wetzikon, Kempthal, Wil und anderen Orten. Herger schreibt alles minutiös auf. Er ist Mitglied des Clubs der Radfernfahrer. Herger nimmt auch an Trainingswochen teil. Manchmal ist er aber alleine unterwegs. Seit einem Jahr fährt er zeitweise mit dem Elektrobike. Das sei ihm als 80-Jährigem erlaubt. Längere Strecken wie zum Beispiel in den Schwarzwald fahre er nun mit dem E-Bike. Früher sei das nie der Fall gewesen. Kürzlich liess er sich von Fazua-Motor zertifizieren. Er ist privater Testfahrer der Firma.
Herger fährt wenn möglich auf Velowegen. Man müsse schon sehr aufpassen, damit nichts passiere. Vor allem wegen der anderen Verkehrsteilnehmer. «Man muss immer schauen und sich dem Verkehr anpassen», betont er. Nie fährt er bei Rotlicht über eine Kreuzung. Bei schlechtem Wetter geht er nicht auf eine Tour.
Im Alter fit bleiben
Solange es geht, will Herger weitermachen. «Velofahren ist mein Leben», hält er fest. «Ich will jung und fit bleiben.» Er habe keine Gebrechen und fühle sich gut. Er geht aber nicht ans Limit. Der Puls soll maximal 149 betragen und nicht darüber sein. Nach der Velofahrt sei er aber schon müde und mache es sich gerne zu Hause gemütlich. Herger macht zudem Krafttraining. Er will keinen dicken Bauch bekommen und schaut deshalb auch aufs Essen. So isst er beispielsweise keine Weizenprodukte und keinen weissen Zucker. «Wenn ich Brot esse, dann nur Dinkelbrot.» Er kocht selber und trinkt nur wenig Wein. Jeden Morgen kontrolliert er sein Gewicht.
Herger hat nach wie vor eine kleine Werkstatt in Neuaffoltern mit einem Pneu- und Schlauchservice und führt kleinere Reparaturen durch.
Früher war Herger Radrennfahrer. Von 1957 bis 1979 fuhr er aktiv Radrennen. Höhepunkte waren etwa der Gewinn des Grand-Prix Mailand 1971 und des Grand Prix Leipzig 1979 sowie der Bahnrekord in Oerlikon 1972 und die Schweizer-Meister-Titel 1972 und 1973. In seiner Werkstatt erinnern zahlreiche Fotos, Poster und Accessoires an diese ruhmreiche Zeit.