Rassismus an Bauten: Stadtrat lenkt ein 

Erstellt von Lorenz Steinmann |
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Zuerst wollte die Stadt die Kritik des Kollektivs «Vo Da» auf die lange Bank schieben. Nun wurde doch reagiert. Gewisse Hausbezeichnungen mit rassistischem Inhalt  werden entfernt. «Vo Da» zeigt sich zufrieden. 

«Es hat eine gehörige Portion Druck gebraucht. Wir haben unermüdlich verlangt, dass sich die Stadt Zürich ernsthaft, adäquat und präzis der rassistischen Zeichen im öffentlichen Raum annimmt.» 
Dieses Statement ist eines von etwa einem Dutzend Aussagen von schwarzen Menschen, die sich auf der Website des Kollektivs «Vo Da» zu Wort melden. Die Direktbetroffenen nehmen Bezug auf die Bereitschaft der Stadt Zürich, nun doch etwas gegen sichtbare Zeichen mit Bezug zu Rassismus und Kolonialismus im öffentlichen Raum zu tun. Drei rassistische Bezeichnungen an städtischen Liegenschaften im Niederdorf werden noch dieses Jahr entfernt, wie es in einer städtischen Mitteilung heisst. 
Der Stadtrat handelt auf sanften Druck – wo dies in städtischer Zuständigkeit liegt. Bei Objekten und Liegenschaften in privatem Besitz habe die Stadt aber keine direkten Eingriffsmöglichkeiten. «Es gibt keine Rechtsgrundlagen, um private Hauseigentümer zu einem Handeln zu verpflichten», so die Stadt. Sie will aber aktiv auf sie zugehen, damit Private dem städtischen Vorbild folgen. Konkret geht es beispielsweise um eine Wandmalerei von 1897 am «Haus zum kleinen Mohren» in der Altstadt.  

Keine Direktbetroffenen dabei
Vor gut einem Jahr schien alles eher verkorkst. Stadtpräsidentin Corine Mauch relativierte etwa besagte Wandmalerei von 1897 lediglich als «fragwürdige Zeitzeugen im öffentlichen Raum». Zudem unterliess es die Stadt, Direktbetroffene in die rein städtische Expertengruppe einzubinden. Dembah Fofanah von «Vo Da» im Juli 2020 zu dieser Zeitung: «Wir fühlen uns damit abgeschoben.» Seine Bedenken: dass schlussendlich etwas von Experten über die Köpfe der Direktbetroffenen hinweg beschlossen werde. 
Das hat sich nun doch nicht bewahrheitet. Für «Vo Da» ist der Entscheid des Stadtrats ein Meilenstein. Dazu beige­tragen hätten das Erstarken der Black-­Lives-Matter-Bewegung und die globalen sowie auch schweizweit zahlreichen Demonstrationen gegen Rassismus letzten ­Sommer. Sie förderten laut «Vo Da» die Aus­einandersetzung mit «Anti-Schwarzem-Rassismus und den Verstrickungen der Schweiz in Kolonialismus und Versklavung und ihrer Rolle als Profiteurin». 
Nun geht die öffentliche Debatte aber weiter. Die Stadt untersucht aktuell insgesamt 26 Statuen und Denkmäler. Noch ist offen, was bleiben darf und was weg muss. In der Kritik steht etwa nichts weniger als das Alfred-Escher-Denkmal am Hauptbahnhof, weil seine Verwandten in den Sklavenhandel verstrickt waren.