Restaurantsterben: Witikon bald ohne Lokal

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Während das Coronavirus etliche Restaurants zur temporären Schliessung zwingt, kennt das Quartier Witikon dieses Problem nicht. Denn per April gibt es dort kein einziges Restaurant mehr.

Das Coronavirus hat das öffentliche Leben fest im Griff. Der Besuch von Kinos, Veranstaltungen, Restaurants und vielen weiteren Unterhaltungsmöglichkeiten ist nicht mehr möglich. Für die Bewohner im Quartier Witikon ist das aber keine Neuheit. Zumindest wenn es um den Restaurantbesuch geht. Denn in den letzten Jahren ist die Zahl an Restaurants in Witikon stark zurückgegangen. Das «Crown of India» an der Witikonerstrasse ist das letzte Verbleibende.

Anfang April wird das Gebäude vom indischen Lokal saniert. Von einer Wiedereröffnung ist jedoch nicht die Rede. Ganz im Gegenteil: Das «Crown of India» zieht nach Ebmatingen. Somit wird es in Witikon bald kein einziges Restaurant mehr geben.

Witikon abends wie ausgestorben

Der Hauptgrund für das Restaurantsterben seien die hohen Mietzinsen, sagt Balz Bürgisser. Er ist Quartiervereinspräsident in Witikon und beobachtet diese Entwicklung seit längerem: «Vor rund zehn Jahren hatten wir noch etwa sechs Restaurants. Steigende Mietzinsen sorgten aber dafür, dass sich die eingemieteten Gastronomen den Betrieb nicht mehr leisten konnten.» Das Problem sei, dass die Liegenschaften weder den Restaurantbetreibern noch der Stadt Zürich gehören, die das Restaurantsterben verhindern können. Ausschliesslich Private seien die Liegenschaftseigentümer. So wurden die Räumlichkeiten Schritt für Schritt nicht mehr für neue Restaurants genutzt, sondern in Wohnungen und Büros umfunktioniert. «Für die Eigentümer sind Restaurants nicht lukrativ. Daher vermieten sie ihre Liegenschaft anderweitig», sagt Bürgisser. Dies wird am Beispiel des «Crown of India» deutlich. Der Eigentümer wird das Gebäude im April sanieren lassen und später als Wohnraum vermieten. «Das war nicht unsere Entscheidung», sagt die Wirtin des «Crown of India» und fügt an: «Wir wären gerne geblieben. Seit zehn Jahren sind wir in Witikon. In dieser Zeit haben wir auch eine Stammkundschaft aufgebaut.»

Ab April fehlt es in Witikon an einem Begegnungsort, wo sich die Quartierbevölkerung abends treffen kann. Denn Restaurants tragen dazu bei, dass die Region nicht «ausgestorben» wirke, sagt Bürgisser. Speziell für die vielen Vereine in Witikon habe es nun keinen Ort ausserhalb des Vereins, wo die Mitglieder zusammenkommen können. Der Quartierverein kann nur an die Eigentümer plädieren, die Kosten zu senken und auf die Wichtigkeit solcher Treffpunkte Rücksicht zu nehmen. «Zwei bis drei Restaurants würden dem Quartier guttun und ich bin überzeugt, dass gerade jetzt, wo es keinerlei Konkurrenz gibt, Restaurants wieder gewinnbringend sein können», so Bürgisser.

Alternativen reichen nicht aus

Obwohl es im Tennisclub Witikon sogar ein Restaurant gibt, allerdings dürfen dort nur Vereinsmitglieder bedient werden. So hat es in Witikon lediglich Cafés und Bistros als Begegnungsort, in denen die Besucher sich verpflegen können. Beispielsweise die Confiserie Honold, die zumindest über Mittagsmenüs verfügt. Ein weiterer Begegnungsort ist das Bistro «Hoch 3». Gegründet wurde dieses von der Reformierten Kirche Zürich-Witikon, nachdem das beliebte Restaurant «Elefant» im Zentrum Witikons schliessen musste. Sowohl das Bistro «Hoch 3» als auch die Confiserie Honold teilen dasselbe Problem. Beide schliessen bei Abendanbruch die Türen. Schriftlich teilte die Honold AG mit, dass sie aufgrund des Coronavirus nicht an eine Verlängerung der Öffnungszeiten denke, sondern sich darauf konzentrieren müsse, die Filiale überhaupt aufrechterhalten zu können.

Aktuell steht der Quartierverein mit dem Eigentümer der Liegenschaft an der Witikonerstrasse 409–413 in Kontakt. So versucht er, den Eigentümer davon zu überzeugen, im ehemaligen Standort des Restaurants «Galerie» ein neues Restaurant zu eröffnen. (Dennis Baumann)