Per 1. Juli schliesst die SBB den bedienten Schalter im Bahnhof Tiefenbrunnen. Sie teilt mit, dass sie damit auf die sinkende Nachfrage reagiere. Schon heute würden 90 Prozent der Ticketverkäufe über die selbstbedienten Kanäle, also Automaten, Apps und Internet, laufen. Der Quartierverein Riesbach will die Schliessung des beliebten Bahnschalters unbedingt verhindern. Urs Frey, Präsident des Quartiervereins Riesbach schildert, warum der Schalter bleiben muss:
Unterschriftensammlung lanciert
«Der Quartierverein Riesbach bedauert die Schliessung des Schalters sehr. An seiner Mitgliederversammlung anfangs April hat er sich mit überwältigenden 80 Stimmen bei 2 Enthaltungen für den Erhalt des bedienten Schalters ausgesprochen und beschlossen, dagegen Unterschriften zu sammeln. Ganz klar; zu dieser Verkehrsdrehscheibe, wo vier S-Bahn-Züge, die Tramlinien 2 und 4, der Bus 33 sowie die Zollikerbusse halten, gehört eine verantwortliche Fachperson, die kompetent Auskunft geben kann. Man hats eben auch im 21. Jahrhundert immer noch gerne persönlich statt automatisch. Ortsunkundige sind froh, wenn sie vor Ort unkompliziert Hilfestellung und Beratung kriegen und wissen, wo sie sich hinwenden können. Und schliesslich ist ein belebter Bahnhof immer auch ein wichtiges Element der Sicherheit im öffentlichen Raum. Um den aus Spargründen erfolgten Service-Abbau etwas zu mildern, bieten die SBB zwischen Donnerstag, 14., und Mittwoch, 27. Juni, an sieben Wochentagen jeweils zwischen 10 und 12 sowie 14 und 16 Uhr Beratungen beim Bahnhof an. Schon diese knappen Zeitfenster ausserhalb des Hauptverkehrs weisen darauf hin, dass die Bahn das Problem allein bei den älteren Menschen ortet, die mit den modernen Hilfsmitteln noch nicht zu Schlage kommen.
Tiefenbrunnen: Quartierbahnhof
Beim Unterschriftensammeln zwischen 7 und 8 Uhr morgens zeigt sich jedoch ein ganz anderes Bild. Im Nu haben 100 Pendlerinnen und Pendler unterzeichnet, ganz junge Schüler und mittelalterliche Berufstätige; Deutschsprachige, Französischsprachige und Englischsprachige; Leute aus dem Kreis 8 und noch sehr viel mehr Auswärtige aus dem ganzen Kanton. Das beweist, Tiefenbrunnen ist kein Quartierbahnhöfli, sondern eine belebte Verkehrsdrehscheibe. Die meisten Leute sind zwar in Eile, nehmen sich aber gerne die paar Sekunden für die Unterschrift. Überzeugungsarbeit braucht es kaum. Die meisten unterschreiben sofort und ohne Kommentar. Manche lassen ihrem Unmut jedoch freien Lauf und beklagen sich über Sparpolitik der SBB, der wohl bald weitere Bahnhöfe zum Opfer fallen. Noch ist Zeit fürs Umdenken. Der Quartierverein und mit ihm ganz Riesbach erwarten, dass die stolze Firma im Besitz von uns allen die Zeit bis zum 1. Juli nutzt, um auf Ihren Fehlentscheid zurückzukommen.»
Urs Frey, Präsident Quartierverein Riesbach