Schnellere Lieferung der Flexity-Trams

Erstellt von Lorenz Steinmann |
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Die VBZ wollen den mehrjährigen Rückstand bei der Lieferung neuer Trams aufholen. Bombardier in Wien und im deutschen Bautzen liefert darum schneller.

Die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) wollen die Lieferkadenz erhöhen. Dadurch sollen 2021 mehr Fahrzeuge geliefert werden als ursprünglich geplant. Darum haben die VBZ um einen Nachtragskredit beim Stadtrat von Zürich ersucht. Dank diesen 86 Millionen Franken sollen sie im Jahr 2021 17 statt 10 Flexity-Trams geliefert bekommen. Das erste Tram soll in wenigen Wochen im Regelbetrieb auf den Schienen fahren. Doch der Reihe nach: Wegen der Corona-Krise benützen weniger Menschen die VBZ. Das ist darum von Vorteil, weil die VBZ seit Oktober 2019 mit einer Art Notfahrplan unterwegs sind. Die Linie 17 wurde ganz gestrichen, die Linien 6 und 10 ersetzen den 17er teilweise. Der 15er wurde ausgedünnt auf einen 15-Minuten-Rhythmus. Trotzdem: Wenn ein Tram ausfällt, sind praktisch keine Ersatzfahrzeuge vorhanden.

Vier Jahre verloren
Grund des Notstands sind unter anderem ein Streit der VBZ mit dem Zürcher Verkehrsverbund um die Finanzierung sowie Einsprachen der bei der Ausschreibung unterlegenen Konkurrenten Stadler Rail und Siemens. Diese Reibereien verzögerten den Einsatz des Flexity-Trams um gut vier Jahre. Doch die Altersschwächen der seit bald fünfzig Jahren herumkurvenden Tram 2000 werden immer übler. Der Stress in den VBZ-Werkstätten ist gross. Nun bestätigt Silvia Behofsits, VBZ-Vizedirektorin und Leiterin Unternehmenskommunikation, gegenüber dieser Zeitung, dass im Jahr 2021 bedeutend mehr Flexity-Trams geliefert werden als geplant: «Die Lieferkadenz wurde erhöht, um die Verspätungen aus dem Beschaffungsprozess zu kompensieren», so Behofsits. Konkret geht es um 17 anstatt 10 Fahrzeuge. Darum habe man beim Stadtrat auch um einen Nachtragskredit in der Höhe von 85,8 Millionen Franken nachgesucht. «Er wird benötigt für das Vorverschieben von Zahlungen aufgrund der erhöhten Lieferkadenz. Zudem benötigen wir das Geld für die Anzahlung von Optionsfahrzeugen, sobald diese ausgelöst werden können. Voraussetzung für das Auslösen der Optionen ist die Zustimmung des Zürcher Verkehrsverbundes», erklärt Behofsits.
Offen ist beim Zürcher Verkehrsverbund freilich, ob und wie er Einnahmeausfälle wegen Corona an die VBZ mitfinanziert. Die Rede ist von bis zu 100 Millionen Franken für den ganzen Kanton. Auf Anfrage heisst es vom ZVV, die geschätzte Summe sei so weit aktuell. «Eine präzisere Aussage ist erst Ende Jahr bzw. Anfang 2021 möglich und hängt insbesondere auch mit dem weiteren Verlauf der Pandemie zusammen», so ein Sprecher. Und wie stellt sich der ZVV zum Anliegen, die Zahlungen an Bombardier (85,8 Millionen) vorzuziehen? «Über die entsprechende Kostengutsprache befindet der Verkehrsrat des ZVV. Dies erfolgt, sobald ein entsprechender Antrag eingereicht wurde», so der ZVV. Doch zurück zum Flexity-Tram, das bei Bombardier in Wien und im deutschen Bautzen hergestellt wird. Dort wurde gemäss VBZ-Direktor Guido Schoch immer durchgearbeitet. Trotzdem befinden sich momentan erst drei der neuen Fahrzeuge in Zürich. Nachdem die erste Fahrt im Regelbetrieb – auch wegen Corona – immer wieder verschoben werden musste, scheint nun der Oktober gesetzt. Das erste Tram soll voraussichtlich zuerst auf verschiedenen Linien und später auf den Linien 11 und 4 fahren.
Wie viele Flexity-Trams wird Zürich – Stand heute – dereinst haben? Insgesamt soll der angepasste Grundauftrag 110 Fahrzeuge umfassen. «Abhängig von weiteren Optionseinlösungen kommen dann noch weitere Fahrzeuge hinzu, dies ist von vielen Faktoren abhängig, wie zum Beispiel von geplanten Ausbauten», sagt Silvia Behofsits. Die frühere Zahlung der 85,8 Millionen Franken bedeutet, dass es tiefere Zahlungen in späteren Jahren gibt. So wird die Trambeschaffung also nicht teurer. So oder so vergehen aber noch einige Jahre, bis die neuen Trams Zürichs Stadtbild prägen werden.

Dauer des Notfahrplans noch offen
Und wie lange soll der eingangs erwähnte «Notfahrplan» noch gelten für Zürich? Da wollen sich die VBZ nicht in die Karten blicken lassen. Nur so viel: «Für unsere Kunden wollen wir zurück zum Normalfahrplan, sobald wir genügend Fahrzeuge im Einsatz haben», so Silvia Behofsits, Über den geplanten Zeitpunkt werde an einem speziellen Medienanlass informiert.