Schön, reich, gescheit, rastlos, unglücklich

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In der Literaturreihe «Tot, aber lebendiger denn je» im Theater Neumarkt spricht Alexandra Lavizzari mit Charles Linsmayer über Annemarie Schwarzenbach.

«Wer ihr begegnete, verliebte sich in Annemarie Schwarzenbach, die pagenhaft anmutige, grazile, blitzgescheite Horgener Fabrikantentochter, die mit 23 ihren Doktor machte und den Verkehr mit ihrem Sportwagen ebenso durcheinanderbrachte wie das elterliche Gut Bocken mit ihrem unkonventionellen Verhalten», beschreibt der Zürcher Literaturvermittler und Schwarzenbach-Biograf Charles Linsmayer die Ausstrahlung der Schriftstellerin, Journalistin und Fotografin.

Schwarzenbach, 1908 in Zürich geboren, schrieb Romane und Erzählungen wie «Freunde um Bernhard», «Das glückliche Tal» oder «Lyrische Novelle», vor allem aber auch viele persönlich gefärbte Essays und Fotoreportagen von ihren ­wagemutigen Autoreisen quer durch Europa, Vorderasien, Amerika und Indien. Ab 1930 war sie mit den Mann-Kindern Erika und Klaus befreundet, denen sie mit anderen Exponenten des Widerstands gegen Hitler 1940 in die USA folgte. Sie war rastlos, drogenabhängig, alkoholkrank, erlebte eine Reihe von Nervenzusammenbrüchen, Suizidversuchen, Drogenvergiftungen, Entziehungskuren, die amerikanische Zwangspsychiatrie. Innerlich zerbrochen, kehrte sie 1942 in die Schweiz zurück, wo sie erst 34-jährig im Engadin, so die offizielle Version, an den Folgen eines Velounfalls starb.

Die Basler Schriftstellerin Alexandra Lavizzari thematisierte 2008 in «Fast eine Liebe» Schwarzenbachs schwierige Beziehung zu der US-amerikanischen Autorin Carson McCullers, die von ihr sagte, sie habe keine ihrer Freundinnen mehr geliebt. Der Abend im Neumarkt wird wie immer von Charles Linsmayer moderiert und mit Filmdokumenten des Schweizer Fernsehens SRF eingeleitet. (mai.)

 

22. Juni, 20 Uhr, Theater am Neumarkt, Neumarkt 5. Karten: 044 267 64 64, tickets@theaterneumarkt.ch oder über www.theaterneumarkt.ch.