Schweizer Designkultur vom Feinsten

Erstellt von Elke Baumann |
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Mit der Schau «Wild Thing – Modeszene Schweiz» zeigt das Museum für Gestaltung unterschiedliche Standpunkte und Momentaufnahmen der aktuellen Modetrends. An der Ausstellungstrasse 60 empfängt noch bis 24. Mai eine elegante und eigenwillige Welt der Schnitte und Stoffe.

Die Schweiz ist bekannt für Schokolade, Käse, Uhren, Berge – hingegen weniger für Mode. Zu Unrecht. Seit Jahren sorgen junge Schweizer Modedesigner im In- und Ausland für frischen Wind. Zwar existieren in der Schweiz keine grossen Industrien, trotzdem versuchen Newcomer, sich mit auffallenden, ausgefallenen ­Kollektionen auf dem Modemarkt zu etablieren.

Was ist in – was out?

Die Ausstellung gibt Designerinnen und Designern abseits der bekannten Labels eine Plattform. Sie zeigt, wie erfinderisch und kreativ sie sind. Sie führt aber auch vor Augen, wie gefährdet ihre Arbeit ist, wenn sie sich ohne die üblichen Kautionen in der stetig wandelnde Modelandschaft behaupten müssen. Namen, die aufhorchen lassen, Namen, die man sich merken sollte, weil sie auf unsere tägliche Frage: «Was soll ich heute anziehen?», eine Antwort geben.
Ein buntes Kleidermobile am Eingang der Ausstellung zeigt, dass die Schweizer Modeszene wild und vielfältig ist. Elf Themen­inseln im Showroom bringen eine bunte Palette trendiger Outfits, ­Female Power, Accessoires, Modefotografien, neuste Stoffkreationen, ungewöhnliche Stilelemente. Entwürfe junger Designer stehen Labels bekannter Marken früherer Jahrzehnte gegenüber. Vertieft werden kann das Geschaute durch Videoinstallationen und gut lesbare Texte.

Auf dem Catwalk

Claudia Bertini, Absolventin der Zürcher Hochschule der Künste, bringt nach dem Studium 2014 den Mut auf, ihr eigenes Label zu gründen. Mit ihrer eigenwilligen Mode macht sie auf sich aufmerksam. Die klaren, einfachen Linien ihrer Kleider, ­Jacken, Mäntel und Röcke stehen unter dem Motto «Tragbare Mode mit Stil». Eines der ausgestellten Modelle ist «Shirtdress Pool», ein super langes, bequemes Hemdenblusenkleid aus weichem roten Stoff.  Wer verbirgt sich hinter «Collective Swallow»? Anas Marti und Ugo Pecoraio sind zwei Schweizer Jungdesigner, die mit ihrer Marke «Collective Swallow» saisonunabhängige Mode machen. Ihr Konzept basiert auf Sinneswahrnehmungen des Gaumens: süss, sauer, salzig, bitter. Nach den Kollektionen «Metzgete», «Restaurant zum Schwälbli», «Leckeres Dilemma» liess sich das Modeduo für «Brot Pain Pane Paun», von der Vielfalt Schweizer Brotsorten inspirieren. Kess ist das bequeme, frei nach Bäckerbekleidung entworfene Kleid mit passender Kappe.

Wer behauptet, Schweizer Mode sei langweilig, den belehrt die Ausstellung eines Besseren! Unter den Jungdesignern hebt sich Julian Zigerli mit auffälligen Prints hervor. Ein Künstler, der weder vor knalligen Farben zurückschreckt noch vor auffälligen Textildesigns. Gezeigt werden Modelle aus seiner Komposition «Ring My Bell» und «At the end oft the world to the left». Die Designs seiner Kollektion «At the end of the world to the left» sind das Resultat von technischen Details und der Qualität der Stoffe. Die Muster spielen mit verwischten Grenzen und ineinanderfliessenden Ebenen eine Komposition von Farbe, Leere und friedvollem Chaos. «Garnison» ist der Name eines Labels von Modedesigner Luka Maurer. Maurers ehemals strenger, von Uniformen inspirierter Stil hat sich im Laufe der Zeit zu einem eleganten Look entwickelt, zu einem Männerlabel, das ebenso gerne von Frauen getragen wird, zum Beispiel der elegante massgeschneiderte Hosenanzug für die Dame.

Mode ist Kunst

Susann Schweizer, Emma Bruschi, Rafael Kouto, Vanessa Schindler, NCCFN, Strickdesignerin Cécile Feilchenfeldt sind nur einige Namen, die in der Ausstellung ihre Labels vertreten. In der Modewelt herrscht ein raues Klima. Manche Marken überleben nur ein paar Saisons, andere können mit dem schnellen Tempo Schritt halten und finden den Anschluss ans internationale Modebusiness.

Die Schau entführt Besucherinnen und Besucher in eine spannende, elegante, eigenwillige Welt der Schnitte und Stoffe bis hin zum coolen Streetlook.

Museum für Gestaltung, Ausstellungsstr. 60. Bis 24. Mai. Öffnungszeiten: Di–So 10–17 Uhr, Do 10–20 Uhr, 1.4. 10–17 Uhr, Karfreitag geschlossen, Ostersonntag und -montag 10–17 Uhr. www.museum-gestaltung.ch