«Sechs Tage Baulärm ist einer zu viel»

Erstellt von Karin Steiner |
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Seit Wochen wird die Arealüberbauung Wydäcker in Albisrieden abgebrochen. Der gesetzlich erlaubte Baulärm an elf Stunden pro Tag und sechs Tagen pro Woche ist für die Anwohnerschaft jedoch unzumutbar. Deshalb wollen Albi Matter und Theo Lehner eine Unterschriftensammlung starten.

«Dass eine Grossbaustelle Lärm verursacht, ist natürlich klar und nicht zu vermeiden», sagt der Künstleragent und Veranstalter Albi Matter. «Aber dass dies an sechs Tagen pro Woche geschieht, finde ich nicht akzeptabel. Die Anwohner haben nach einer anstrengenden Woche Anrecht auf ein ruhiges Wochenende.» «Was zu viel ist, ist zu viel», bestätigt auch Theo Lehner, der wie Albi Matter in der an­liegenden Göhner-Siedlung Langgrüt wohnt. Zudem stossen sich die beiden dar­­an, dass der immense Lärm von morgens um sieben Uhr bis abends um sieben Uhr mit einer Stunde Mittagspause anhält. «Viele Leute müssen im Homeoffice arbeiten. Das ist bei diesem Krach kaum möglich. Und auch diejenigen, die nach der Arbeit müde nach Hause kommen, wären froh um ein ruhiges Abendessen.»

Rammarbeiten stehen noch bevor

Die Arealüberbauung Wydäcker wurde Anfang der 70er-Jahre gebaut und hat das Ende ihrer Lebenszeit erreicht. «Sie war in sehr schlechtem Zustand», bestätigt Theo Lehner. Heute befindet sie sich im Besitz der Stadt Zürich und zweier Anlagestiftungen, der HIG und der Credit Suisse Asset Management. Auf dem Areal soll nun gemäss der Baustrategie der Stadt Zürich eine verdichtete Siedlung mit vier Baukörpern entstehen.
Die Abbrucharbeiten dürften noch bis gegen Ende Juni andauern. «Die Termine sind approximativ und können um Wochen variieren», verkündete die für die Baustelle verantwortliche Generalunternehmerin HRS Real Estate AG, was den Anwohnerinnen und Anwohnern wenig Mut macht. Schon zweimal nahm Albi Matter Kontakt mit der HRS Real Estate AG auf, wurde jedoch jedes Mal vertröstet und auf die rechtlichen Grundlagen verwiesen. Diese besagen gemäss Bestimmungen der Verordnung über den Baulärm des Kantons Zürich vom 27. November 1969 sowie der Allgemeinen Polizeiverordnung der Stadt Zürich, die vom Gemeinderat am 6. April 2011 abgesegnet wurde, dass Bauarbeiten, die störenden Lärm verursachen, werktags von Montag bis Samstag ohne Feiertage in der Zeit von 7 bis 12 und von 13 bis 19 Uhr ausgeführt werden dürfen. Und diese erlaubten Zeiten will die HRS Real Estate AG auch weiter ausnützen: «Aus terminlichen Gründen werden wir bis auf weiteres auch samstags arbeiten», heisst es in einer Anwohnerinformation.

Obwohl die rechtlichen Grundlagen klar sind, wollen Albi Matter und Theo Lehner dies nicht akzeptieren und rufen eine Unterschriftensammlung ins Leben, mit der sie einen lärmfreien Samstag verlangen. «Wir werden in kürzester Zeit mehrere hundert Unterschriften zusammenbekommen», ist Albi Matter, der schon mit vielen Betroffenen Gespräche geführt hat, überzeugt. «Überall bekämpft die Stadt den Lärm. Mit 30er-Zonen und doppelverglasten Fenstern soll die Stadtzürcher Bevölkerung vor krank machendem Lärm geschützt werden. Wenn jemand ein bisschen laut eine Party feiert ist sofort die Polizei da und verteilt Bussen. Aber wenn es ums Bauen geht, gilt das alles nicht mehr. Diese Ungleichbehandlung verstehe ich nicht.» Über lärmfreie Samstage können sich die Anwohnenden der Triemli-Region spätestens dann freuen, wenn die Abbrucharbeiten beendet sind. Doch, was dann auf sie zukommt, ist noch einiges schlimmer: Dann werden für die Erstellung der Rühlwände Pfähle in den Boden gerammt. Immerhin dürfen diese lärmintensiven Bauarbeiten «nur» von 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr ausgeführt werden.