Shedhalle zeigt Schaffensprozesse

Erstellt von Jeanette Gerber |
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Das neue Shedhalle-Team präsentiert in der Roten Fabrik eine Ausstellung, bei der alles mit dem aktuellen Weltgeschehen in Zusammenhang steht.

Einen Einblick in ihr Programm «Protozonen 2020–2025» gab in der Roten Fabrik das neue Shedhalle-Team mit Miriam Haltiner (Geschäftsleiterin), Thea Reifler und Philipp Bergmann (künstlerische Leitung) sowie Michelangelo Miadis, Lucie Tuma, Isabelle Vuong (kuratorisches Board). Der Begriff Protozone setzt sich zusammen aus der Vorsilbe Proto, die eine Vorstufe signalisiert und das Potenzial von Evolution in sich trägt, und dem Wort Zone, in der Science-Fiction oft ein Gebiet, in dem Utopien möglich sind.

Zu einem neuen Denken anregen

Vieles, nicht zuletzt die Auswirkungen der Pandemie, deutet darauf hin, dass sich die Welt in einer Krise befindet. Um dieser angsteinflössenden Entwicklung entgegenzusteuern, will sich das Shedhalle-Team mit den Mitteln der Kunst einmischen. Wie sähe die Welt aus, wenn die Menschen radikal anders handeln würden? Das Team startete die Suche nach Antworten mit der ersten Protozone «Contamination/Resilience». Kontamination bedeutet Gefährdung, Resilience hingegen Widerstandsfähigkeit. «Wir wollen einen Raum für prozessbasierte Kunst schaffen und aufzeichnen, was Gemeinschaften und Ökosysteme widerstandsfähiger machen könnte», erklärte Thea Reifler. «Wir wollen keine Werke im üblichen Sinn ausstellen – also keine Endprodukte –, sondern lange Schaffensprozesse aufzeigen. Alles soll mit dem aktuellen Weltgeschehen in Zusammenhang stehen.» Dafür bringt «Contamination/Resilience» Praktiken, Theorien, Sience-Fiction-Romane und Kunstwerke zusammen, die ein neues Denken über die Zukunft anregen.

Am Samstag konnte das Publikum einen Einblick in Video-Installationen, Performances und Workshops der zahlreichen Künstlerinnen und Künstler nehmen:
In der Video-Installation «Sowing the Seeds for the Future» (Säen für die Zukunft) verwebt Dominique Koch drei Ebenen in eine science-fiktionale Poesie. Sie begreift Science-Fiction als Ort, an dem die Grenzen zwischen Fiktion und politischer sowie wissenschaftlicher Realität verwischen und mit neuen Welten experimentiert werden kann. Ausgangspunkt ist das internationale Forschungszentrum für Agrikultur in den Trockengebieten, dessen Forschungsprogramm und genetische Datensammlung von Saatgut in Aleppo, Syrien, wegen des anhaltenden Krieges Vernichtung drohte. Der Erhalt des Saatguts ist für das Überleben der Menschheit unerlässlich. Koch zeigt Bilder aus dem Forschungsinstitut, welche durch das Gespräch mit dem Naturphilosophen Andreas Weber untermalt werden. Ergänzend spricht eine fiktive Stimme aus der Perspektive des Saatguts. Dominique Kochs Installationen werden landläufig als Denklaboratorien bezeichnet.

Beim Spiel viel über sich erfahren

Omsk Social Club zeigten ein intuitives Brettspiel, ein ästhetisches Kunstobjekt als Real Game Play, eine Kombination aus Rollenspiel und eigener Lebenserfahrung. Die Besucherinnen und Besucher dürfen das Spielbrett benützen und werden feststellen, dass es unendlich viele Möglichkeiten gibt, die man einschlagen kann. Sie werden dabei viel über sich selbst und ihr Unterbewusstsein erfahren.

Jeden Sonntag findet ein Lesekreis mit feministischen Science-Fiction-Romanen statt, wobei ein Text gelesen und anschliessend darüber diskutiert wird. Dies in Anwesenheit von Künstlerinnen und Künstlern und offen für alle. Buchvorschläge werden gerne angenommen.

Die Werke der ersten Protozone sind in der Lo-Intensity-Phase bis 6. Dezember jeweils Samstag und Sonntag zugänglich. Sie entwickeln sich durch wöchentliche Workshops, Talks und Lesegruppen weiter. Dieser Prozess wird bis 2025 fortgesetzt. Pro Jahr wird es vier Protozonen mit je einem eigenen Thema geben.

Ausstellung Protozone bis 6. Dezember, Sa und So ab Mittag bis eine Stunde nach Sonnenuntergang. Maskenpflicht, Eintrittspreis nach Gutdünken. Shedhalle, Rote Fabrik, Seestr. 395. www.shedhalle.ch