Sie produzieren Wasser für einen guten Zweck

Erstellt von Leon Zimmermann |
Zurück

Ein Zürcher Betrieb verkauft seit 2016 Wasser aus lokalen Quellen an Zürcher Detailhändler und Gastrobetriebe. Nun hat «Lokales Wasser 37» nebst der Produktionsstätte am Rennweg eine zweite eröffnet: in Albisrieden. Die nächsten Expansionsschritte sind bereits in Planung.

1Das Geschäftsjahr 2019 war das bisher erfolgreichste in der noch jungen Geschichte von «Lokales Wasser 37». Rund eine halbe Million an Wasserflaschen konnte der Zürcher Betrieb in diesem Zeitraum produzieren und verkaufen. «Jetzt sind wir an einem Punkt angekommen, wo wir expandieren können», findet Urs Grütter, der das Unternehmen 2016 gegründet hat.

Und genau das passiert jetzt auch. Im August hat «Lokales Wasser 37» seinen zweiten Produktionsstandort auf dem ehemaligen Siemens-Areal in Albisrieden in Betrieb genommen. Bis zu 3000 Wasserflaschen können dort pro Stunde produziert werden. Zum Vergleich: Am Rennweg 37, dem bisherigen Standort des Unternehmens, können stündlich nur rund 1200 Flaschen produziert werden. «Es drohten Lieferengpässe, das wollten wir vermeiden», erklärt Grütter. Der neue Standort besteht im Vergleich zum vorherigen aus nur einem Stockwerk und umfasst 650 Quadratmeter. Das Wasser bezieht das Jungunternehmen weiterhin aus lokalen Quellen am Uetliberg.

Gewinn für Projekte in 3. Welt

Die Suche nach einer neuen Produktionsstätte hat laut Geschäftsführer René Luchsinger vor rund einem Jahr begonnen. «Da man mit Wasser keine hohe Marge erzielen kann, muss die Produktion effizient sein», erklärt er. Dies sei am neuen Standort der Fall: «Er erleichtert uns, verglichen mit dem Rennweg, die Abholung der Ware durch unsere Kunden enorm.» Zu diesen Kunden gehören mittlerweile renommierte Detailhändler wie zum Beispiel Globus, Jelmoli und seit neustem auch Coop. Verkauft wird das Wasser in halbliter- oder eineinhalblitergrossen PET-Flaschen. Für die Kundschaft aus der Zürcher Gastronomie hat «Lokales Wasser 37» mittlerweile auch litergrosse Glasflaschen ins Sortiment aufgenommen. Trotz des stetig wachsenden Kundenstamms arbeitet «Lokales Wasser 37» nicht gewinnorientiert. Ertragsüberschüsse werden stattdessen in Wasserprojekte in der Dritten Welt investiert. So unterstützt der Zürcher Wasserproduzent bereits im dritten Jahr das bolivianische Familienprojekt «Filtruma». Dieses will die Bevölkerung in der bolivianischen Hauptstadt La Paz mit sauberem Trinkwasser versorgen. Dafür stellt es Keramikfilter her, mit welchen auch die ärmeren Familien das meist bakteriell verseuchte Wasser aus den lokalen Quellen kostengünstig säubern können.

Nebst der Unterstützung von sozialen Projekten will «Lokales Wasser 37» auch ökologisch ein Zeichen setzen. Gründer Urs Grütter erklärt: «Importierte Mineralwasser verursachen transportbedingt erhebliche Umweltbelastungen. Trotzdem machen sie über 40 Prozent des Gesamtkonsums aus.» Die lokale Wasserproduktion sei dazu eine sinnvolle Alternative. «Deshalb wollen wir nun an weitere Standorte expandieren, damit sich unser Einfluss vergrössert», sagt Grütter. Er habe das Projekt «Lokales Wasser» diesbezüglich bereits in Davos und Zermatt vorgestellt, weitere Gespräche würden folgen.
Vorerst weiterhin am Rennweg Der ursprüngliche Standort am Rennweg wird trotz der Expansionspläne noch mindestens fünf Jahre in Betrieb bleiben. Die neue Produktionsstätte in Albisrieden können Interessierte am 19. September im Rahmen eines «Tags der offenen Tür» besichtigen.

«Lokales Wasser 37», Tag der offenen Tür, 19. September, 11 bis 17 Uhr, Albisriederstrasse 253. Infos: www.lokaleswasser.ch

 

Wasserbezugsrecht seit 1559

Die Gründung von «Lokales Wasser 37» im Jahr 2016 basierte auf einer Entdeckung des Initiators Urs Grütter. Als Eigentümer der Liegenschaften am Rennweg 35/37 hatte er ein Dokument aus dem Jahr 1559 entdeckt. Demzufolge genehmigten Bürgermeister und Rat der Stadt Zürich dem damaligen Eigentümer der Liegenschaften am Rennweg, den Überlauf eines nahegelegenen Brunnens zu nutzen. Nach einer rechtlichen Abklärung mit den städtischen Wasserwerken fand Grütter heraus, dass dieses Wasserbezugsrecht weiterhin gültig ist. Das Wasser dort stammt aus der sogenannten Albisriederleitung, die seit 1430 existiert. Sie speist die Brunnen rund um den Rennweg und die Abfüllanlage von «Lokales Wasser 37» mit frischem Quellwasser, das seinen Ursprung im Uetliberg hat. (lz.)