Kürzlich wurde Noemi von Felten für ihren Bachelor-Abschluss ausgezeichnet. Die Wollishoferin nimmt ihre Harfe gerne im Bus und Tram zum Konzert. Begonnen hatte sie auf dem Instrument, das Comicfigur Troubadix spielt.
Die grosse Harfe steht im Schlafzimmer der kleinen, aber schönen Wohnung in der Altstadt. Die Musikerin Noemi von Felten wohnt seit knapp einem Jahr im Kreis 1 – zusammen mit ihrem Freund, Janosz Prelicz, dem Sänger ihrer Band «Eyebrows of Death». Kürzlich ist der 24-Jährigen der mit 2000 Franken dotierte Strebi-Preis verliehen worden. Die Luzerner Maria-und-Walter-Strebi-Erni-Stiftung zeichnete damit die drei besten Bachelor-Absolventen der Musikhochschule Luzern aus. Noemi von Felten schloss im Profil Klassik in beiden Hauptfächern mit der Höchstnote A ab.
Mit der Musik angefangen hatte die Wollishoferin, die im Neubühl-Quartier aufgewachsen ist, als Vierjährige. Damals allerdings noch auf der Leier, «das Instrument, das Troubadix, der Barde aus den Asterix-Comics, spielt», erklärt von Felten. Mit neun Jahr durfte sie Harfe lernen, vorher seien die Finger dafür zu schwach. Weshalb sie sich für dieses Instrument entschieden hat, wissen auch ihre Eltern nicht. «Ich hatte vorher noch nie eine Harfe gesehen», sagt die Wollishoferin mit einem Lächeln. Hinzukomme, dass es ein sehr schweres und umständliches Instrument sei. «Eine Konzertharfe ist erst ab 20 000 Franken zu haben, Einsteigermodelle gibt es ab 2000 Franken», erzählt die Musikerin.
Metallica mit der Harfe spielen
Auch nach 15 Jahren hat die 24-Jährige die Freude an der Harfenmusik nicht verloren. Die Masterstudentin macht zwar eine klassische Ausbildung, sieht sich aber eher weniger als Teil eines grossen Orchesters. «Viele glauben, dass eine Harfe ein Instrument für rein klassische Musik ist», erklärt sie. Das sei falsch: «Ich spiele auch harte Stücke von Metallica oder Eluveitie.» Im Moment gebe es aber weder in Zürich noch Luzern einen Pop-Studiengang für die Harfe. «In einem Pop-Master könnte ich auch Songs meiner Band üben», bedauert von Felten.
Obwohl sie manche ihrer Klassik-Kollegen etwas belächeln würden, ihre Kollegen aus dem Jazz-Studiengang fänden es toll, dass sie mit ihrer Harfe poppige und rockige Stücke spielt. Von Felten: «Mit der Harfe habe ich ein riesiges Spektrum von tiefen bis ganz hohen Tönen.» Sie könne die Funktion eines Basses, Klaviers und Gitarrensoli übernehmen.
Von Felten, die ursprünglich ein Studium an der Pädagogischen Hochschule begonnen hatte, gründete mit ihren damaligen Kommilitonen die Band «Eyebrows of Death». Musikalisch ist sie im Bereich Folk-Pop anzusiedeln. Aktuell arbeiten die fünf Bandmitglieder an ihrem nächsten Album, das voraussichtlich im kommenden Sommer erscheinen wird. «Die Harfe ist im Bereich des Pop und Rock etwas Besonderes», ist die Wollishoferin überzeugt. Dieses Jahr hatte «Eyebrows of Death» unter anderem am Mutterschiff Openair im Kanton Aargau, am Festival Zone Piétonne im Berner Jura und am Schindlerplatzfest Auftritte. Zudem wurde die Band von Radio Inside zum Album der Woche gekürt. «Wenn ich spiele, wird das Publikum ruhig», erzählt die Harfenistin.
«Ich brauche meine Harfe»
Dass ihr die Harfenmusik besonders wichtig ist, merkt man am Aufwand, den Noemi von Felten täglich in ihr Instrument investiert. «Ich übe jeden Tag bis spät in die Nacht.» Ihre Nachbarn hätten sich zum Glück noch nie beschwert – und auch ihr Freund nicht. «Der geht auch spät ins Bett», fügt sie schmunzelnd an. Verständnis dürfte er als Gitarrist ihrer gemeinsamen Band sowieso aufbringen.
Die Bachelorabsolventin ist neben ihrem Masterstudium Harfenlehrerin im Kanton Schwyz und versucht, so viel wie möglich mit ihrer Band aufzutreten. «Im Sommer haben wir viele Konzerte gespielt, mein Job als Lehrerin ist ein guter Ausgleich», findet von Felten. Wenn immer möglich nimmt sie Bus, Tram oder Zug für ihre Auftritte. «Für die Harfe habe ich ein kleines Wägelchen.» Dafür erntet sie von anderen öV-Passagieren oft amüsierte Blicke.
Von Feltens Ziel ist es, von der Musik leben zu können und das ihre Band in den SRF-Radios gespielt wird. «Ich brauche meine Harfe zum Leben.» Das Wichtigste sei, nie die Freude an der Musik zu verlieren. (pw.)
2. November, 17 bis 23 Uhr: Campusfest der Pädagogischen Hochschule Zürich, Lagerstrasse 2. www.eyebrowsofdeath.com