So gehen Gewerbler mit der Corona-Krise um

Erstellt von Christina Brändli |
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Seit der Bund die «ausserordentliche Lage» ausgerufen hat, fürchten besonders lokale Gewerbler um ihre Existenz. Die Hoffnung auf eine Lockerung Ende April ist gross. Eine Umfrage.

Seit der Bund die «ausserordentliche Lage» ausgerufen hat, fürchten besonders lokale Gewerbler um ihre Existenz. Die Hoffnung auf eine Lockerung Ende April ist gross. Eine Umfrage.

Das Gewerbe in Zürich liegt, wie in der ganzen Schweiz, mehr oder weniger auf Eis. Nur Dienstleister, die die Grundversorgung gewährleisten, dürfen ihre Geschäfte öffnen. Die Sorge um die Folgen des Lockdowns sind allgegenwärtig. Die Lokalinfo hat bei ausgewählten Gewerblerinnen und Gewerblern nachgefragt.

«Reisefieber bleibt»
Markus Roth ist Geschäftsführer des Reisebüros Albis Reisen in Albisrieden. Obwohl das Reisebüro derzeit geschlossen bleibt, sind er und sein Team weiter für ihre Kunden erreichbar. Wer seine Reise in einem Reisebüro wie Albis Reisen gebucht hat, habe in einer Ausnahmesituation, wie sie derzeit herrscht, einen grossen Vorteil: «Wir haben die gesamten Umbuchungen für unsere Kunden übernommen. Dass wir Reisebüros auch in einer Krise für die Kunden da sind, wird leider oft vergessen», sagt Roth. «Wir sind bemüht, für alle ausfallenden Reisen eine Ersatzlösung zu finden. Geplant werden kann noch nicht viel, da keiner sagen kann, wie sich die Situation entwickelt. Das ‹Reisefieber› in uns Menschen wird nicht so schnell gesenkt, darum bleibe ich optimistisch. »

Sicherer Arbeitsplatz garantiert
Die K. Greb und Sohn Haustechnik AG ist seit 65 Jahren in Zürich Nord zu Hause. Der Familienbetrieb wird in der dritten Generation von Christian Greb geführt. «Es ist insgesamt etwas ruhiger geworden. Besonders die Servicearbeiten sind merklich zurückgegangen », gibt der Geschäftsführer Auskunft. Um die Mitarbeiter keinem Risiko auszusetzen, wird vor jedem Termin mit dem Auftraggeber telefoniert: «Wir klären ab, ob unser Besuch immer noch erwünscht ist und ob alle Bewohner gesund sind.» Ebenfalls werde jeder Mitarbeiter mit der erforderlichen Schutzkleidung ausgestattet. Seine Verantwortung gegenüber seinen Mitarbeitern nimmt er sehr ernst: «Ich weiss, dass ich meinen Mitarbeitern auch in einer Krise wie dieser einen sicheren Arbeitsplatz garantieren kann. Zudem ist es mir wichtig, optimistisch zu bleiben und als positives Beispiel voranzugehen.»

«Alles etwas langsamer»
Christian Uster arbeitet bereits unter der dritten Generation bei der Tanner Gartenbau AG. Der Gartenbau- Profi hat seinen Sitz in der Stadt Zürich und pflegt die Gärten seiner Kunden seit bald 70 Jahren. Durch die strengen Hygienevorschriften laufe auch bei ihnen gegenwärtig alles etwas langsamer: «Der Aufbau von Waschstationen und die Ausrüstung der Wagen mit Hygienematerialien kosten viel Zeit», sagt Uster. Neue Aufträge blieben derzeit aus: «Besonders kleine Unterhaltsarbeiten und Einzelaufträge, die meist vor Feiertagen anfallen, fehlen. Zum Glück können wir uns im Moment noch mit den Daueraufträgen über Wasser halten.» Ein Problem sieht er dann, wenn Unterhaltsarbeiten aufgrund neuer Bestimmungen nicht mehr möglich sind oder sich ihre Arbeiten durch den Baustopp anderer Firmen hinziehen: «Solche Verzögerungen können finanziell grosse Einbussen bedeuten.»

«Einnahmen fehlen»
Etwas anders klingt es bei der DreamPlant GmbH: «Wir arbeiten viel mit Hotels und Restaurants zusammen, diese Einnahmen fehlen nun», erzählt Muharrem Jashari. Er ist Geschäftsführer der DreamPlant GmbH mit Sitz in Oberembrach. Die Gärtnerei musste bereits ihre beiden Selbstbedienungsläden schliessen. Als Alternative bieten sie ihren Kunden seit Anfang April einen Onlineshop mit Lieferdienst an. Auch telefonische Aufträge oder Bestellungen per E-Mail sind möglich: «Der Onlineshop ist gut angelaufen, doch die Auftragslage ist weitaus geringer als sonst zu dieser Jahreszeit », sagt Jashari. Obwohl die Aufträge derzeit noch wahrgenommen werden können, sind viele Tätigkeiten nur mit grossen Einschränkungen möglich: «Wir müssen jeden Besuch sehr genau planen und uns telefonisch ankünden. Auch sind nicht alle Arbeiten möglich, da wir nicht in bestimmte Schutzzonen eintreten dürfen.» Auch andere Gärtnereien und Blumenläden stellen derzeit auf Onlinebestellungen um, doch von Konkurrenzdenken will Jashari nichts wissen: «Wir hoffen für uns und unsere Mitbewerber, dass die Auftragslage bald wieder zu steigen beginnt.»

«Laden trägt Umsatz nun allein»
«Etwa 50 Prozent des Umsatzes erwirtschaften wir im Cateringbereich. Dieser Geschäftszweig ist momentan völlig eingebrochen», erzählt Tobias Eggimann. Er ist stellvertretender Geschäftsführer der «Chäslaube» im Zürcher Seefeld. Der Käsespezialist ist seit über 90 Jahren für seine Kunden da. «Dass wir unsere Produkte im Lokal weiterhin verkaufen dürfen, ist ein Glück», sagt er. Doch ohne die Einnahmen aus dem Catering trägt der kleine Laden die Last, einen möglichst guten Umsatz zu erwirtschaften, allein. Eggimann und sein Team sind auf die Hilfe des Staates angewiesen, sie erhalten Liquiditätsspritzen sowie Kurzarbeitsentschädigungen. «Zurzeit sind unsere Zukunftsängste noch moderat. Wie gross der Schaden ausfallen wird, das wird die Dauer des Corona-Lockdowns entscheiden», so Eggimann.

Yoga als Geschenk
Die 29-jährige Jana Bucher arbeitet als Sporttherapeutin in Kilchberg und bietet in der Nähe des Bahnhofs Oerlikon Yoga-Lektionen an. Die Festanstellung als Sporttherapeutin gibt der jungen Frau eine gewisse Sicherheit, doch: «Viele unserer Patienten gehören zu einer Risikogruppe. Daher ist unklar, wann wir wieder normal arbeiten können.»
Zusammen mit einer Freundin hat Bucher den Youtube-Kanal «Yoga mit Jana» eingerichtet: «Von Montag bis Freitag gibt es täglich ein neues 15-minütiges, am Wochenende sogar ein 60-minütiges Video mit einer Yoga- Sequenz zum Mitmachen», erzählt sie. Die Videos sind kostenlos: «Ich möchte mit meinen Videos den Leuten helfen, durchzuatmen, den Kopf frei zu räumen und sich fit zu halten», sagt Bucher. Bis zu 400 Klicks verzeichnet Bucher auf ihren Online-lektionen: «Dass mein Angebot so gut ankommt, freut mich sehr. Ich werde versuchen, so lange Videos zur Verfügung zu stellen, bis der Lockdown beendet ist.»

Langzeitmieten steigen
Ken Füglistaler führt neben seiner Vertretung für Renault in Adliswil auch die Autovermietung Friendlyway Mietwagen. Seit dem 16. März bleiben auch bei ihm die Lichter im Verkaufsraum aus. Obwohl in der Werkstatt weiterhin gearbeitet werden darf, sei es ruhig: «Wir sind froh, dass wir geöffnet haben dürfen, auch wenn wir die Öffnungszeiten einschränken mussten», sagt er.
Der Bedarf nach kurzfristigen Mietautos sei zum Erliegen gekommen, dafür sei das Bedürfnis nach Langzeitmieten stark gestiegen: «Die Leute möchten oder können nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln reisen. Sei es aus Angst vor einer Ansteckung oder weil sie durch den reduzierten Bahnbetrieb keine Verbindung mehr haben », sagt Füglistaler. Jeder Mietwagen werde nach der Rückgabe gründlich desinfiziert und für mindestens 24 Stunden nicht weitergegeben. So werde sichergestellt, dass allfällige Viren abgestorben sind. Auch wenn die Umsatzeinbussen dem Inhaber Sorgen bereiten, möchte er optimistisch bleiben und scherzt: «Wie die Wiener sagen würden: Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.»
Fazit der nicht repräsentativen Umfrage: Viele Gewerbler machen aus der Not eine Tugend und hoffen, dass die schwierige Situation bald vorbeigeht, auch wenn voraussichtlich nur schrittweise.