Die letzte Instandsetzung geht auf das Jahr 1985 zurück: Nun will die Stadt das Kinderhaus Entlisberg erneut sanieren – und macht «Bausünden» aus den 70er- und 80er-Jahren wieder rückgängig.
Fünf Jahre nach der letzten grossen Investition beim Wollishofer Kinderhaus Entlisberg fahren bald wieder die Bagger auf. Doch warum? Dieses Mal muss das Hauptgebäude altersbedingt instand gesetzt werden. Wie der Stadtrat in einer Mitteilung schreibt, hat er 16,66 Millionen Franken bewilligt. Um den Betrieb des Hauses, welches täglich von rund 130 Kindern genutzt wird, während der Bauzeit zu gewährleisten, sind auf der Wiese davor zweigeschossige Container geplant. Darin sollen das Betreuungszentrum sowie die Kindertagesstätte untergebracht werden. Für die weiteren Nutzer stehen externe Mietlösungen zur Verfügung.
Damit werden Erinnerungen an die Zeit vor 2013 wach, als nach langem politischen Hin und Her das alte Krippenprovisorium durch einen modernen Pavillon ersetzt wurde. Für den Ersatz der Container war 2009 ein Wettbewerb durchgeführt worden. Weil das ursprüngliche Projekt aber zu teuer war, verzögerte es sich immer weiter. Eine Petition mit gut 700 Unterschriften setzte weiteren Druck auf. Am Ende entschied man sich für eine günstigere Variante über knapp drei Millionen Franken. Diese wurde 2013 fertiggestellt.
Nicht gelungene Anpassungen
Weshalb hat die Stadt nicht schon damals gleichzeitig das Hauptgebäude instand gesetzt, statt nun erst fünf Jahre später wieder bauen zu müssen? «Die etappierte Ausführung ermöglicht uns, den Betrieb mit weniger Provisorien und temporären Mietlösungen aufrechtzuerhalten», sagt Marc Huber, Kommunikationsverantwortlicher von Immobilien Stadt Zürich, auf Anfrage. Der neue Pavillon könne während der nun anstehenden Instandsetzung des Hauptgebäudes vollumfänglich genutzt werden, betont Huber. Das Kinderhaus wurde 1911 erstellt. Die letzte Instandsetzung fand 1985 statt. Mittlerweile hätten viele Bauteile das Ende ihrer Lebensdauer erreicht. Nun sollen unter anderem die inneren Oberflächen saniert und sämtliche Sanitär- und Elektroinstallationen ersetzt werden. Gleichzeitig will die Stadt diverse Einbauten entfernen und sogenannte Ausmauerungen zurückbauen. Bei Letzterem handelt es sich beispielsweise um Rundbögen, die zugemauert wurden. Diese will die Stadt wieder freilegen und mit Verglasungen versehen.
Ein Grund für die Massnahmen ist die Denkmalpflege. Das Hauptgebäude des Kinderhauses Entlisberg ist ein Schutzobjekt von kommunaler Bedeutung. «Entsprechend wird bei der Planung die städtische Denkmalpflege beigezogen», erklärt Huber. Insbesondere in den 70er- und 80er-Jahren seien Anpassungen durchgeführt worden, die heute als nicht besonders gelungen betrachtet werden müssten, weil sie die ursprüngliche Innenraumkonzeption stören würden. «Beispielsweise wurde die ehemals halb offene Spielhalle auf der Südseite – konzipiert als Übergang vom Gebäude in den Garten – schrittweise geschlossen», so Huber.
Künftig soll das Kinderhaus zudem für andere städtische Kindertagesstätten kochen. Dazu wird die heutige Regenerierküche zu einer Produktionsküche ausgebaut. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 700 000 Franken. «Seit 2012 werden im Kinderhaus Entlisberg aufgrund von feuerpolizeilichen Einwänden keine Mahlzeiten mehr produziert», erläutert der Mediensprecher. Die Küche darf deshalb nur noch als Regenerationsküche betrieben werden. Will heissen: Die Mahlzeiten werden kalt angeliefert und aufgewärmt. Früher seien etwa 150 Mahlzeiten pro Tag in der Küche gekocht worden, nach der Sanierung des Hauses und der Küche sollen es 350 bis 400 Mahlzeiten pro Tag sein. Huber: «Mit einer grösseren zentralen Produktionsküche lassen sich die Mahlzeiten effizienter herstellen als mit mehreren kleinen.» Erst ab rund 50 produzierten Mahlzeiten pro Tag werde es sinnvoll, diese selbst zu produzieren. Zurzeit liefert die Catering-Firma Menu and More AG, die ehemalige städtische Volksküche, im Kinderhaus Entlisberg und in fast allen anderen städtischen Kindertagesstätten das Essen kalt an.
Projekt Ende 2019 fertig
Das Projekt umfasst zusätzliche Massnahmen in der Umgebung, wie die Erneuerung der Spielgeräte. Ausserdem will die Stadt mit einer Erdsonden-Wärmepumpe und weiteren Optimierungen den Energieverbrauch um rund 60 Prozent reduzieren.
Das Containerprovisorium wird ab dem zweiten Quartal 2018 aufgestellt, der Projektabschluss ist laut Stadt für das vierte Quartal 2019 vorgesehen. (pw.)