Ende Jahr erlischt das Recht, mit der Kraft des Fabrikkanals Strom zu produzieren. Ab 2020 soll der Kanal Amphibien und Pflanzen als Lebensraum dienen.
Der Stadtrat beantragt dem Gemeinderat für die Naturaufwertung und Revitalisierung des Fabrikkanals der Spinnerei Manegg sowie die Instandsetzung von Kanalanlagen, Brücken, Gebietsentwässerung und Ableitungen einen Objektkredit in der Höhe von 12,5 Millionen Franken. Dies teilte der Stadtrat vergangene Woche mit. Zusätzlich bewilligt der Stadtrat einen Pauschalbeitrag aus dem «naturemade star-Fonds» von ewz (Kraftwerk Letten) in der Höhe von 750 000 Franken.
Der Fabrikkanal der Spinnerei Manegg wird in Leimbach von der Sihl abgezweigt. Er verläuft teils oberirdisch, teils eingedolt entlang des Entlisbergs zur Manegg, von da unter dem Autobahndreieck hindurch bis zur Allmend und dort wieder in die Sihl. Der Kanal diente rund 150 Jahre der Stromproduktion für verschiedene Industrieanlagen in der Manegg. Heute ist er ein Entwässerungskanal, ein wichtiger Lebensraum für Flora und Fauna und – zusammen mit den übrigen Industrieanlagen – ein industrie- und sozialgeschichtlich bedeutendes Schutzobjekt.
Das Recht, der Sihl Wasser für den Betrieb des Kanals zur Stromproduktion zu entnehmen, erlischt Ende Jahr. Da der Kanal denkmalpflegerisch erhaltenswert ist, teilweise unter Denkmalschutz steht und dem Naturschutz dient, hat der Stadtrat entschieden, ihn zu erhalten und aufzuwerten.
Überlauf für den Notfall
Das Tiefbauamt baut deshalb den Einlauf so um, dass die Wassermenge auf ein Minimum reduziert wird. Auch dient der Kanal weiterhin der Entwässerung des Ge-biets Entlisberg, der angrenzenden Strassen, des SZU-Trassees sowie als Notüberlauf, damit die neue Überbauung «Green City» in der Manegg bei starken Regenereignissen nicht überschwemmt wird.
Grün Stadt Zürich schüttet im offen geführten Oberlauf den Fabrikkanal abwechslungsweise links und rechts so an, dass für Amphibien und Pflanzen neue Lebensräume entstehen. Der Wasserstand wird künftig so gesteuert, dass im Sommer Tümpel entstehen, die im Winter trockengelegt werden. Die Strömung wird mittels der Anschüttungen und weiterer Einbauten variiert.
Auf der linken Seite des Oberlaufs baut Grün Stadt Zürich einen zusätzlichen Fussweg. Den Unterlauf des Kanals, zwischen dem Autobahndreieck und der Sihl, wird durch ERZ Entsorgung + Recycling aufgewertet. Auch dort wird mit Anschüttungen der Lauf des Kanals so verändert, dass Amphibien und besondere Uferpflanzen wachsen können.
Acht Brücken bleiben erhalten
Wo erforderlich, setzt das Tiefbauamt die acht Brücken entlang des Fabrikkanals instand oder ersetzt sie. Die eingedolten Bereiche des Fabrikkanals werden ebenfalls erneuert oder ersetzt. Entlang der Böschung zur Autobahn A3 erstellt und finanziert die Losinger Marazzi AG den Bau der Verbindungsleitung zwischen Ober- und Unterlauf des Fabrikkanals.
Der Baubeginn ist für 2019 geplant. Die Arbeiten dauern voraussichtlich bis 2020. (pd)