Insgesamt 32 herrenlose Fahrzeuge wurden dieses Jahr von der Stadtpolizei Zürich sichergestellt. Die Suche nach den Besitzern – auch nach der Ausschreibung im Amtsblatt – blieb erfolglos. Da die Fahrzeughalter nicht ermittelt werden konnten, werden jetzt die Steuerzahler zur Kasse gebeten.
Auf dem Zürcher Stadtgebiet werden seit Jahren Autos und Töffs illegal entsorgt. Dazu werden die Fahrzeuge einfach am Strassenrand abgestellt und zurückgelassen. Seit 2015 hat die Stadtpolizei Zürich insgesamt 331 herrenlose Fahrzeuge sichergestellt – 15 Autos und 17 Töffs allein in diesem Jahr (Lokalinfo berichtete; Ausgabe Nr. 49/50). Sämtliche dieser Fahrzeuge wurden laut Pascal Siegenthaler, Sprecher der Stadtpolizei Zürich, rechtswidrig auf öffentlichem Grund abgestellt. Auf der Suche nach Fahrzeugbesitzern wurden die Fahrzeuge Ende November mit Fahrgestellnummern respektive zur Verfügung stehenden Fahrzeugdaten im Amtsblatt der Stadt Zürich ausgeschrieben. Bis zum vergangenen Freitag hatten die Besitzer abermals Zeit, ihren Anspruch auf ihr Fahrzeug geltend zu machen. «Auf die Ausschreibung hat sich jedoch niemand gemeldet», wie Stapo-Sprecher Siegenthaler auf Anfrage von Lokalinfo erklärt.
Fahrzeughalter bleiben verschollen
Für Siegenthaler ist diese Tatsache wenig überraschend. Denn die meisten Fahrzeuge seien in desolatem Zustand und oft nur noch von geringem Wert. Dennoch habe es laut dem Stapo-Sprecher vereinzelt Kaufinteressenten gegeben, welche sich gezielt nach einem Fahrzeug und dessen Zustand erkundigt hätten. «Da wir aber keine Händler sind, ist der Kauf eines herrenlosen Fahrzeugs nicht möglich», so Stapo-Sprecher Siegenthaler weiter. Ausschliesslich die tatsächlichen Fahrzeughalter können ihren Besitzanspruch auf ein vermeintlich herrenloses, von der Stadtpolizei sichergestelltes Auto oder Motorrad geltend machen. «Dafür müssen die Eigentümer einen Kaufvertrag, Fahrzeugpapiere oder Versicherungsdokumente vorweisen können», sagt Siegenthaler. Wie oft die Zürcher Stadtpolizei wegen vermeintlich herrenloser Fahrzeuge jährlich ausrücken muss, kann Siegenthaler nicht beziffern: «Dazu gibt es keine statistische Erfassung. Herrenlose Fahrzeuge werden erst als solche benannt, wenn kein Halter ermittelt respektive das Fahrzeug nicht vermittelt werden konnte.» Fest steht: 70 Prozent der herrenlosen Fahrzeuge, deren sich ihre Besitzer in Zürich entledigen, als wäre die Stadt ein Autofriedhof, sind in der Regel aus dem Ausland. Das zeigen auch die aktuellen Fahrzeugangaben im Amtsblatt. Unter anderem stammen die Autos – vom Mercedes-Benz M-Klasse über den Ford Focus bis zum VW Golf – aus Rumänien, Lettland und Deutschland. Sämtliche dieser sichergestellten Fahrzeuge wurden während einer Dauer von mindestens drei bis maximal 14 Monate von der Stadtpolizei auf einem abgeschlossenen Gelände eingestellt.
74 920 Franken für 32 Schrottlauben
Da jegliche Versuche der Stadtpolizei, die Fahrzeughalter zu ermitteln, fehlschlugen, bedeutet das nun das sichere Ende für die Schrottlauben. «Die Stadtpolizei Zürich gibt jeweils einer geeigneten Recycling-Firma den Auftrag, die Fahrzeuge abzuholen und ordnungsgemäss zu verwerten», so Siegenthaler. Die Entsorgungsgebühr für ein Auto liegt bei 250 Franken, für ein Motorrad bei 150 Franken. Hinzu kommen die Kosten für die vorgängige Verwahrung des herrenlosen Fahrzeuges durch die Stadtpolizei. Dabei ist die Einstellgebühr von 7.50 Franken pro Tag in der Gebührenordnung der Stadt Zürich festgelegt. Pro abgeschlepptem Fahrzeug werden zudem 200 Franken veranschlagt. Da die Besitzer der 32 verwaisten Fahrzeuge allesamt nicht ermittelt werden konnten, gehen die Ausgaben fürs Abschleppen, Einstellen und Verschrotten nun zulasten der Stadtpolizei, wobei de facto die Steuerzahler für die illegal entsorgten Schrottlauben zur Kasse gebeten werden. Kostenpunkt: 74 920 Franken. Denn nebst Abschleppkosten von insgesamt 6400 Franken und Entsorgungsgebühren in Höhe von 6300 Franken, kommen mit 62 220 Franken noch die Einstellgebühren für die 32 Autos und Töffs hinzu, wenn man davon ausgeht, dass ein herrenloses Fahrzeug durchschnittlich 8,5 Monate eingestellt wird.
Basierend auf den Zahlen der vergangenen sieben Jahre, die der Lokalinfo vorliegen, belaufen sich die Gesamtkosten pro illegal entsorgtem Fahrzeug auf rund 2353 Franken. Somit sind die Ausgaben für eine am Strassenrand zurückgelassene Schottlaube 12-mal so teuer wie normal. Bei im Schnitt 47,3 herrenlosen Fahrzeugen pro Jahr ergeben sich so Unkosten von jährlich 111 277 Franken. Bei insgesamt 331 herrenlosen Fahrzeugen seit 2015 liegen die Ausgaben so bei geschätzt über einer Dreiviertelmillion Franken – de facto 778 938 Franken.
Ein illegal entsorgtes Fahrzeug kostet den Steuerzahler rund 2353 Franken.Bilder Stadtpolizei Zürich
Ausgeschlachtet, verdreckt und zugemüllt: Eine der Schrottlauben, die sichergestellt wurde.