Littering den Kampf angesagt

Zurück

Nach dem pandemiebedingten Unterbruch im Jahre 2020 wurde die Umfrage der IG saubere Umwelt (IGSU) zur Littering-Situation dieses Jahr wieder durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen: Der leichte Trend zur Verbesserung der Littering-Situation konnte dieses Jahr nicht fortgeführt werden, die Situation stagniert. Gemäss IGSU geben die Zahlen aber dennoch Grund zur Freude. Dies schreibt die IG saubere Umwelt in einer Medienmitteilung.

In den vergangenen zwei «Corona-Jahren» berichteten viele Schweizer Städte und Gemeinden von einer Zunahme des Litterings, was vor allem auf die Lockdowns und die veränderten Prioritäten der Bevölkerung zurückzuführen war: Statt im Restaurant verpflegte man sich mit Takeaway-Produkten im Park, Familienfeste wurden an der öffentlichen Grillstelle statt im Wohnzimmer gefeiert und die Sorge um die eigene Gesundheit liess den Umweltschutz in den Hintergrund treten. Die neuste Umfrage der IGSU zeigt nun aber, dass sich die Littering-Situation wieder stabilisiert hat. Die Umfrage wurde dieses Jahr zum sechsten Mal durchgeführt. 2020 konnten aufgrund der Pandemie keine Daten erhoben werden, weshalb kein Direktvergleich mit dem Vorjahr möglich ist. Zudem wurden die Daten dieses Jahr erst ab Juni 2021 erhoben, als gewisse Lockerungen bereits zu einer Normalisierung des öffentlichen Lebens beigetragen haben. Trotzdem deuten die Ergebnisse darauf hin, dass der leichte Trend zur Verbesserung der Situation von vor der Pandemie nicht aufrechterhalten werden konnte. Die heutige Situation hat sich im Vergleich zu 2019 aber auch nicht verschlechtert, es kann eher von einer Stagnation gesprochen werden, was unter den momentanen Umständen eine gute Nachricht ist. 

Stagnation statt Verbesserung

63 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass es am Ort der Befragung heute genau so sauber ist wie vor einem Jahr. 19 Prozent empfinden die Situation als verbessert, 18 Prozent haben das Gefühl, die Situation habe sich verschlechtert. Während 2015 noch 25 Prozent der Befragten der Meinung waren, dass in der Schweiz «eher viel» oder «viel» gelittert wird, waren es sowohl 2019 als auch 2021 noch 20 Prozent. Zudem fühlten sich vor sechs Jahren noch 75 Prozent der Befragten «eher stark» oder «stark» von Littering gestört, 2019 waren es noch rund 46 Prozent, dieses Jahr sind es knapp 50 Prozent. Damit der Trend zur Verbesserung der Situation von vor der Pandemie wieder fortgesetzt werden kann, müssen die Massnahmen gegen Littering zwingend weitergeführt werden. 

Städte und Gemeinden haben Massnahmen ausgebaut

IGSU-Geschäftsleiterin Nora Steimer stimmen die neusten Zahlen positiv: «Auch wenn wir aufgrund fehlender Umfragewerte aus dem Jahr 2020 keine direkten Vergleiche zum Vorjahr machen können, lassen die neusten Ergebnisse aufatmen, weil sie zeigen, dass sich die Littering-Situation nach dem Lockdown wieder stabilisiert hat.» Das Littering habe sich während des Lockdowns aus den Stadtzentren in Erholungszonen wie Waldränder und Seeufer verlagert und habe so für die Reinigung zusätzlichen Mehraufwand generiert. «Dass sich die Lage nun stabilisiert hat, ist einerseits auf die Normalisierung des öffentlichen Lebens, aber auch auf die konsequenten Massnahmen der Städte und Gemeinden zurückzuführen», ist sie sich sicher. Viele Städte und Gemeinden haben ihre Massnahmen über die letzten Jahre weiter ausgebaut: «In Chur war das Ausmass an Littering in den letzten Jahren vergleichsweise moderat, trotzdem haben auch wir an exponierten Orten eine Zunahme des achtlos weggeworfenen Abfalls festgestellt. Durch breite Sensibilisierungs- und Informationsmassnahmen, den Ausbau der Infrastruktur, den Austausch mit Gastrobetrieben und regelmässige Reinigung haben wir die Situation gut im Griff und unter Kontrolle», berichtet Reto Gruber, Leiter Grün und Werkbetrieb bei der Stadt Chur. 

Bewährte und unkonventionelle Wege

In Ascona müssen die Massnahmen vor allem im Sommer hochgefahren werden: «Wir intensivieren beispielsweise die Reinigungstouren in der Gemeinde Ascona und setzen auf Sensibilisierungsmassnahmen wie die IGSU-Botschafter», so Silvano Colosio, Leiter des Aussendienstes in Ascona. Auch Winterthur hat die Reinigung intensiviert. Gemäss Peter Hirsiger, Leiter Strasseninspektorat der Stadt Winterthur trägt dieser Ausbau nun Früchte: «Dass die Bevölkerung keine Verschlechterung wahrgenommen hat, liegt wohl unter anderem daran, dass sich die Städte und Gemeinden an die neuen Herausforderungen angepasst und die Reinigung hochgefahren haben.» Und die Stadt Sion versucht auch mit unkonventionellen Massnahmen, die Littering-Situation unter Kontrolle zu halten: «Dieses Jahr haben wir zum Beispiel den Künstler Julien Loutz beauftragt, eine Skulptur aus gebrauchtem Kunststoff zu schaffen», erklärt Raphaël Berthod, Inspektor für Abwasserentsorgung, öffentliche Arbeiten und Umwelt bei der Stadt Sion.

Bevölkerung ist sensibilisiert

Nora Steimer weist zudem darauf hin, dass die Littering-Problematik im vergangenen Jahr vielerorts so augenfällig geworden sei, dass die Bevölkerung nicht mehr wegsehen konnte. Auch die Medien hätten das Thema aufgenommen und die Bevölkerung zusätzlich sensibilisiert. Dass das Thema in der Öffentlichkeit hohe Wellen schlug, zeigte sich auch am nationalen IGSU Clean-Up-Day: Mit über 620 Aufräum-Aktionen und 45’000 Teilnehmenden hat das Engagement das Niveau des RekordJahres 2019 erreicht, als 650 Aufräum-Aktionen gezählt wurden. «Die Menschen hatten das Littering satt und wollten aktiv etwas dagegen tun», weiss Nora Steimer. Entsprechend zugenommen haben auch die Raumpatenschafts-Projekte, die die IGSU seit 2018 mit einer Webseite und Öffentlichkeitsarbeit unterstützt.