Starke Frauen wohnen hinter Klostermauern

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Wie alle Museen ist auch das Landesmuseum geschlossen. In der digitalen Welt ist es täglich 24 Stunden geöffnet. So kann es von zu Hause aus, ohne auch nur einen Schritt vor die Tür zu setzen, besucht werden.

Elke Baumann

Beim virtuellen Besuch der Ausstellung «Nonnen. Starke Frauen im Mittelalter» wird das Publikum durch die vielseitige Welt der Klosterfrauen geführt.
In einem Nachschlagewerk heisst es: «Eine Nonne ist ein weibliches Mitglied eines Ordens der katholischen, orthodoxen oder anglikanischen Kirche. Die Nonne weiht ihr Leben Gott und dem Dienst an den Menschen. Die Stimmung ihrer Gebete ist geprägt von ruhigem, fast meditativem Charakter. Nonnen sind an Gott, die Kirche und ihre Gemeinschaft gebunden und dabei einer Äbtissin oder Priorin unterstellt.»

Karriere im Kloster
So weit, so gut, doch ein Blick hinter die Klostermauern des Mittelalters zeigt ein anderes Bild. Entschied sich eine Frau für ein Leben im Kloster, war das nicht nur ein Schritt in die Zurückgezogenheit, vielmehr bot es ihr eine intellektuelle Tätigkeit sowie eine Stätte, in der sie ihre weibliche Kreativität entwickeln konnte. Manch eine Ordensfrau trat mit ihren eigenen theologisch-wissenschaftlichen Schriften an die Öffentlichkeit oder machte eine Karriere in einem Kloster und erlangte erheblichen Einfluss.
Die Ausstellung «Nonnen» spannt einen Bogen vom 11. bis ins 15. Jahrhundert. Es werden die Möglichkeiten innerhalb und ausserhalb der Klostermauern thematisiert und ein Lebensmodell als Alternative zu Ehe und weltlicher Gesellschaft nachgezeichnet. Die Ausstellung erzählt von Frauen, die als Äbtissinnen, Dichterinnen, Universalgelehrte, Theologinnen oder einflussreiche Stadtherrinnen in die Geschichte eingegangen sind. Paradebeispiel für weltliche und kirchliche Macht ist das Fraumünsterkloster in Zürich. Die einflussreichste Frau des 13. Jahrhunderts war Elisabeth von Wetzikon (1270–1298), die als Fürstäbtissin das Münz-, Markt- und Zollrecht hatte.

Von Klick zu Klick
Es gibt weder für ältere, jüngere oder kleinste Leute einen Grund, unter Ausgangssperren und Social Distancing leiden zu müssen. Unter: www.landesmuseum.ch, «virtueller Rundgang Nonnen», können sie sich ganz einfach per Mausclick durch die Themen scrollen und dabei 60 interessante Exponate entdecken. Diese kann man nahe heranholen sowie mit einem kurzen Klick weiterführende Informationen darüber erhalten.
Zugegeben, könnte man live vor dem Malterer Teppich, 491 cm x 66 cm, auch Weiberlistenteppich genannt, stehen, wäre es ein einzigartiges Erlebnis. Das Prachtexemplar entstand in den Jahren 1320/30. Oder vor dem Altarbehang aus dem Jahr 1220. Er zeigt unter anderen auch die Klosterfrau Hildegard von Bingen (1098–1179), Äbtissin, Prophetin, Heilkundige und Komponistin. Sie ist eine der faszinierendsten Persönlichkeiten des Mittelalters.
Weiter navigiert man sich mithilfe von Cursor und Hörstationen durch die einzelnen Bereiche: von Altarbildern, Gemälden und Stickereien zu Skulpturen, zu den ersten Beginen, Organisationen und Ämtern bis zur Reformation im 16. Jahrhundert.
Bis 1524 leitet Katharina von Zimmern die Geschicke des Fraumünsters in Zürich. Um handfeste Konflikte zu verhindern, übergibt sie am 8. Dezember 1524 alle Rechte und Besitzungen des Klosters dem Rat der Stadt. Ein Jahr später heiratet Katharina den Söldnerführer Eberhard von Reischach und wird Mutter von zwei Kindern. Ihr letzter Wohnsitz was das Haus zum «Mohrenkopf» am Neumarkt.
Trotz Covit-19 im Nacken bringt der virtuelle Rundgang dem Publikum die Facetten des Klosterlebens näher – und das erst noch kostenlos.

www.landesmuseum.ch